Perry Rhodan Neo 5: Schule der Mutanten (German Edition)
Tränen aus dem Gesicht. »Aber wer weiß, wie es das nächste Mal sein wird.«
»Das nächste Mal?«
»Doktor Goratschin wird es weiter versuchen. Einmal wird Monterny nicht in der Nähe sein, oder Clifford wird den Glauben an dich verlieren. Und wenn du dann scheiterst ...«
»Cliff wird mich niemals im Stich lassen! Er ist wie ein Vater für mich ... uns.«
Elmer hatte sich wieder unter Kontrolle. Er nickte. »Man merkt, dass du niemals einen Vater hattest ...«
9.
Die Versuchung
10. Juli 2036
He Jian-Dong lauschte auf den Mann im Ohr, wie immer, und gab seine Befehle. Die letzten Stunden waren anstrengend gewesen, noch anstrengender als sonst. Die Verantwortung für die Exekution jener Befehle, die Bai Jun gegeben hatte, lag wie immer bei ihm.
Eigentlich hätte die Anweisung, die Zivilisten rings um die Energieglocke Perry Rhodans nicht mehr mit dem Lebensnotwendigsten zu versorgen, eine Erleichterung für den militärischen Apparatus darstellen sollen. Doch dem war nicht so. Noch nicht.
Die Logistik musste neu überdacht, Versorgungswege neu berechnet, Notfallszenarien einkalkuliert werden. Eine Massenpanik mochte ausbrechen, die nur mit Waffengewalt beendet werden konnte. Also benötigte er an den richtigen Positionen die richtigen Leute. Kaderpersonal, das geeignet war, ohne zu zögern, auf Menschen zu feuern und den Tod von Hunderten, wenn nicht gar Tausenden mitzuverantworten.
Handelte der General falsch? – Das lag nicht an ihm zu beurteilen. Er hatte lediglich Befehle zu exekutieren beziehungsweise weiterzugeben. Er schob den Gedanken an Was-wäre-wenn tunlichst beiseite. Er war Adjutant, der die Treue zu Bai Jun über alles zu stellen hatte.
Er betrachtete die endlosen Kolonnen der LKW, die scheinbar keinem Plan gehorchten. Sie ratterten auf den Sandstraßen von links nach rechts und von rechts nach links. Wie immer war der hochgewirbelte Staub längst in seine Uniform vorgedrungen und hatte sich überall festgesetzt. Er rieb zwischen den Beinen, knirschte zwischen den Zähnen, erzeugte neue Blasen an den Füßen.
Er hasste dieses Land.
He Jian-Dong gab weitere Befehle. Der Audio-Track im Ohr hielt ihn über Fortschritte auf dem Laufenden. Er war stets gut im Organisieren gewesen, und sein taktisches Geschick übertraf das vieler Kader in höheren Militärpositionen.
Es störte ihn nicht, dass andere über ihm standen. Irgendwann würde er sie ein- und überholen. Er hatte Zeit, er war jung. Und er hatte in Bai Jun einen mächtigen Fürsprecher.
Was aber, wenn der General bei dieser überaus heiklen Mission Fehler beging? Was, wenn er falsche Entscheidungen traf? Wäre es nicht besser, er würde sich deutlicher positionieren?
Nein. Kritik musste möglichst bedacht vorgebracht werden und auch so klug formuliert, dass er jederzeit einen Rückzieher machen konnte.
Das Fintieren und Taktieren war ein Teil jenes Ränkespiels, das man perfekt beherrschen musste, wollte man ganz nach oben gelangen.
He Jian-Dong sah auf die Uhr. Das Essen stand für ihn bereit. In seinem Container. Er hatte sich einen Rückzugsort mit ein wenig Luxus ausbedungen, anders als der General, der in einem Zelt hauste, wohl in Gedenken an seine Vorväter, die einstmals als Nomaden Steppenlandschaften durchquert hatten.
Er winkte seinen Fahrer herbei. Der Wagen kam herangebraust, ehrerbietig öffnete ihm der einfache Soldat die Türe. He Jian-Dong ließ sich auf die Pritsche fallen und unterdrückte einen Seufzer. Das Innere war beinahe staubfrei. Die Klimaanlage summte und brummte; sie hatte vernünftige Filter eingebaut, die einen Großteil der die Atemwege belastenden Staubpartikel beseitigten.
Über holprige Wege ging es zurück zum Kommandohügel. Er hatte knapp bemessene 20 Minuten für die Einnahme seiner Mahlzeit. Genug, um satt zu werden, und zu wenig, um zu genießen.
Genuss ist kein Bestandteil des Soldatenlebens, sagte er sich wie schon so oft zuvor.
Da war der Container. Er stand ein wenig abseits und dann doch wieder nahe genug am Hauptzelt des Generals. He Jian-Dong stieg aus und hieß den Fahrer, auf ihn zu warten. Er marschierte an mit Maschinenpistolen bewaffneten Soldaten vorbei, grüßte mit einem Minimum an Höflichkeit und öffnete die Tür zu seiner Wohneinheit mithilfe der Wärmeerkennung. Licht flammte auf, es roch nach Essen. Hühnersuppe, Reis, ein wenig gewürztes Rindfleisch.
Der Duft nach Schweiß mischte sich darunter.
»Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, verehrter He
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