Perry Rhodan Neo 5: Schule der Mutanten (German Edition)
flüsternd.
»Ja.« Sid wischte sich Tränen aus den Augenwinkeln. »Ich muss weg von hier.«
»Gehen wir in die Garage«, schlug Elmer vor. »Es achtet ohnedies niemand auf uns.«
»Du verstehst mich nicht. Ich muss raus aus diesem Lager. Ich möchte Ivanhoe niemals mehr wiedersehen. Ob du mitkommst oder nicht – ich werde abhauen.«
Elmer machte ihm klar, dass man nicht einfach so aus diesem gut bewachten Lager verschwinden konnte. Es bedurfte einiger Überlegungen und einer Vorbereitung. Sie benötigten Wasservorräte, Decken, Wanderschuhe, einen Umgebungsplan, einen Kompass und Tausende andere Kleinigkeiten, um auch nur eine Chance zu haben, diese unwirtliche Wüstenei zu durchqueren und es bis zum nächstgelegenen Nest zu schaffen.
»Wir brauchen eine passende Gelegenheit. Einen Augenblick, da niemand auf uns achtet und auch nicht vermisst. Sodass wir einige Stunden Vorsprung haben.«
»Also in den Abendstunden.«
»Was bedeutete, dass wir durch die Dunkelheit marschieren müssten. Traust du dir das zu? Glaubst du, dass wir mit dem Viehzeugs dort draußen zurechtkommen?«
»Ich habe die Nächte in Managua überlebt.« Sid grinste. »Es kann kaum schlimmer werden.«
Warum hatte er all die Erinnerungen an sein früheres Leben verdrängt gehabt? Natürlich hatte es schreckliche Zeiten gegeben – aber auch schöne. Und die Erfahrungen, die er gemacht hatte ... Sie würden ihm von nun an helfen zu überleben. Richtig von falsch zu unterscheiden. Auswege aus ausweglosen Situationen zu finden.
»Wir müssen unsere Gaben trainieren«, sagte Elmer. »Sie werden uns bei der Flucht helfen.«
»Und wie?«
»Denk an den Zaun und an die Wächter. Irgendwie müssen wir ins Freie gelangen. Entweder teleportieren wir – oder ich nehme dich mit mir, und wir marschieren durch den Zaun.«
»Wie sollten wir unsere Gaben trainieren? Ivanhoe, der Ledge oder Cliff ist es bislang auch noch nicht gelungen, mehr aus uns herauszuholen; ganz im Gegenteil.«
»Weil sie Erwachsene sind. Weil sie's nicht kapieren. Weil sie glauben, alles logisch ergründen zu können oder Erfolge erzwingen zu können.«
»Warum hat es eigentlich mit dir funktioniert? Einfach so, ohne dass ich lange nachdenken musste?«
»Weil du mir vertraut hast, Ivanhoe aber nicht. Weil du deine Erinnerungen freiwillig hervorgekramt hast.« Elmer griff nach seiner Hand. »Und weil wir gemeinsam stärker sind. Merkst du denn nicht, wie es kribbelt, wenn wir uns berühren? Unsere Kräfte ergänzen sich!«
Elmer redete mit einer Selbstverständlichkeit über ihre Begabungen und seine Rätsel, die Sid verwirrte. Sein Freund sah die Dinge völlig klar. Und er schien stets zu wissen, was zu tun war.
»Warum bist du nicht schon früher abgehauen?«, fragte er ihn.
»Weil ich ein Feigling bin.« Elmer grinste säuerlich.
»Ich auch!«
»Aber gemeinsam bringen wir genügend Mut auf. Und wir können uns gegenseitig unterstützen. – Also los jetzt! Wir müssen lernen, unsere Gaben einzusetzen ...«
»Ich hätte einen Vorschlag.«
»Und zwar?«
»Wir wollen versuchen, gemeinsam zu teleportieren oder gemeinsam Dinge zu durchdringen. Indem wir unsere Kräfte ... zusammenlegen.«
»Und?«
»Nebenan sind die Duschräume.«
»Was hat das mit unserem Training zu tun? – Warte mal ...!«
»Wäre es nicht ein gewisser Ansporn, wenn wir versuchten, während der Duschzeit der Mädels rüberzuschauen? Bloß so weit, dass unsere Gesichter die Wand durchdringen.«
»Du bist ein perverses Schwein!«
»Sag bloß, dass du noch niemals darüber nachgedacht hast, Elmer.«
»Nachgedacht schon ...« Elmer blickte verlegen zu Boden. »Aber ich hab mich nicht getraut.«
Sid grinste. »Aber gemeinsam bringen wir den Mut auf. Nicht wahr?«
Elmer dachte nach. Und sagte dann: »Es wäre eine Mutprobe. Stimmt. Wir würden uns unserem schlimmsten Feind stellen. Nackte Mädchen. Bäh!«
»Bäh!«
Das Training zeigte nach und nach Erfolg. Der mentale Block, wie Elmer es nannte, erhöhte ihre Kräfte enorm. Zu zweit waren sie weit mehr als die Summe ihrer Begabungen. Es war, als würden ihre Kräfte ineinandergreifen und zu einer Einheit verschmelzen, in der sie Dinge anstellen konnten, an die sie selbst in ihren kühnsten Träumen nicht gedacht hätten.
Sie nutzten die Nacht- und die frühen Morgenstunden, um im Inneren ihrer Wohnbaracke Ortswechsel zu probieren. Sie taten Sprünge von mehreren Metern, die stets von diesem goldenen Flittern begleitet waren. Sie glitten
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