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Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Titel: Perry und das unheimliche Haus von Hackston Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Mister Bromley!“ Die Stimme Masons drang wie aus einer anderen Welt zu ihm. Zwei Atemzüge lang sah er den Maler und Kunsthändler verständnislos an.
    Als die Tür hinter ihm ins Schloß fiel, war es genau 15 Uhr 15.

    15 Uhr 15.
    „Da ist Mister Lash.“ Miß Craig legte den Stift zu Seite, rückte die Schildpatt-Brille mit ihren beiden Zeigefingern zurecht, erhob sich, strich automatisch eventuelle Falten ihres Kleides straff und schritt auf die Tür zu ihrer Linken zu. „Ich werde Sie anmelden!“
    Sie klopfte kurz, öffnete — dann hörte Perry Clifton durch die nur angelehnte Tür einen kurzen Wortwechsel. „Ein Mister Clifton möchte Sie sprechen, Sir!“ — „Oh... ja ja... bitte... Straße verstopft“, antwortete im lebhaften Stakkato eine helle Männerstimme. Die Tür ging wieder auf.
    „Bitte, Mister Clifton“ sagte Miß Craig. Als er dicht an ihr vorbeiging, umhüllte ihn für Sekunden der Duft von Madame Rochas, eines herbsüßen französischen Parfüms. Leise klinkte sie die Tür hinter sich zu.
    Ein mittelgroßer Mann — Clifton schätzte ihn auf fünfzig — mit schütterem, dunkelblondem Haar und einem fröhlich-verschmitzten Gesicht kam ihm mit ausgestreckter Hand entgegen.
    „Guten Tag, Mister Clifton, ich bin Carpenter Lash!“ Clifton schüttelte eine warme, weiche Hand und wurde von der gleichen warmen, weichen Hand zu einer Sitzgruppe aus dunkelrotem Velours gezogen, die neben einem Schreibtisch, zwei Rollschränken und einer großen Tonbandanlage das gesamte Mobiliar des Zimmers bildete.
    „Bitte nehmen Sie Platz, Mister Gibbson!“
    „Clifton!“
    „Entschuldigung, Mister Clifton natürlich!“ Während sich der Detektiv in den Sessel fallen ließ, tänzelte der quirlige Mister Lash zu einem der Schränke und angelte zwei Gläser und eine Flasche heraus, „Wodka“ las Clifton. Lash packte alles auf ein Tablett und balancierte es, Schritt für Schritt wie ein Seiltänzer, auf den kleinen runden Tisch.
    Als er mit zusammengekniffenen Augen wie ein Schütze beim Anvisieren eines Zieles die Gläser füllte, fragte er: „Hat Ihnen die gute Miß Craig schon unseren neuen Hauptkatalog vorgelegt?“
    Ohne auf Cliftons Antwort zu warten, hob er sein Glas und sagte: „Cheerio!“ Sie nippten beide an ihren Gläsern. „Was sagen Sie zu den neuen Kollektionen, Mister Clifton?“
    Lashs Augen strahlten höchste Zufriedenheit aus. Anscheinend war er über alle Maßen mit seinem Werk zufrieden. Um so größer war seine Enttäuschung, als Perry Clifton antwortete: „Ich bin eigentlich kein richtiger Kunde.“
    „Ach
    Lash glich plötzlich einem Kind, dem man das Lieblingsspielzeug fortgenommen hatte.
    „Sie wollen also gar nichts kaufen?“
    „Um ehrlich zu sein, nein.“
    Carpenter Lash sah mit einem hilflosen Blick zur Decke, als erwarte er von dort Hilfe. Und dann murrte er in Richtung Miß Craig: „Das hätte sie mir ja sagen können.“
    „Ich war neulich in Hackston und habe ein paar Fotos von Ihrer Fabrik gemacht.“
    „Und jetzt wollen Sie mir die Fotos wohl verkaufen?“ Der Gedanke, daß statt ihm sein Gegenüber den Verkäufer spielen wollte, schien ihm restlos den Tag zu verderben. Mit der verdrießlichsten Miene der Welt stellte er fest: „Ein Fotograf sind Sie also!“
    Perry Clifton war sicher, daß Lash ernsthaft mit dem Gedanken spielte, den so leichtsinnig spendierten Wodka wieder in die Flasche zurückzubefördern. Fast schien es, als gingen Lashs Geschäfte doch nicht so gut, wie er es sich erträumt hatte.
    „Ich will Ihnen die Fotos schenken!“ sagte der Detektiv, und es war ihm ein Vergnügen zu sehen, wie die Sonne plötzlich wieder auf Lashs Gesicht zu scheinen begann. „Sozusagen als Wiedergutmachung.“
    „Als Wiedergutmachung? Haben Sie vielleicht beim Fotografieren eine Scheibe eingeschlagen?“ Dieser Einfall belustigte Lash so sehr, daß er kichern mußte. Als die Tür aufging, gefror ihm allerdings die Heiterkeit mitten im Mund.
    „Haben Sie gerufen, Sir?“ wollte Miß Craig wissen, während sie Lash streng musterte. (Perry empfand es jedenfalls so.)
    „Nein, ich habe nicht gerufen, Miß Craig!“ Er richtete sich dabei etwas im Sessel auf. Wie ein Arbeitgeber von tausend Angestellten sagte er: „Wenn ich was von Ihnen will, werde ich schon rufen. Und jetzt möchte ich bitte nicht mehr gestört werden.“
    Miß Craig verschwand mit einem Achselzucken. Lash beugte sich über den Tisch und zischelte leise: „Sie hört immer das Gras

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