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Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Titel: Perry und das unheimliche Haus von Hackston Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Atmen wurde ein tiefes Luftholen, er stöhnte — und schlug die Augen auf. Fragend starrte er den weißhaarigen Mann an, der vor ihm kniete. Noch einmal preßte er die Augen zusammen, dann kehrte schlagartig die Erinnerung zurück. Der Alte hatte ihn niedergeschlagen...
    Seine Hand fuhr zur Stirn, zuckte zurück. Das nasse Tuch irritierte ihn. War er verletzt?
    „Tut mir leid, Mister Webster. Haben Sie Schmerzen?“
    Charly Webster wollte den Kopf schütteln, doch als er den heißen Schmerz fühlte, der ihm gleich einem Blitzschlag vom Hinterkopf zur Stirn fuhr, ließ er es sein. „Es geht!“ antwortete er. „Sie haben mich niedergeschlagen?“
    Der alte Mann nickte. Ohne Genugtuung, ohne Triumph.
    „Und warum? Aus Rache? Aus Wut?“
    „Ich wollte raus, Mister Webster! Nur aus diesem Grund!“
    „Und warum sind Sie noch hier?“ Charly lag nach wie vor auf der gleichen Stelle.
    „Sie haben dummerweise mit Ihrem Körper die Tür zugeworfen.“
    „Womit haben Sie mir eigentlich den Schädel einschlagen wollen?“ Webster richtete sich ächzend auf und tastete seinen Kopf ab. Und plötzlich kamen ihm Erinnerungen. Wie lange war es her, daß er das gleiche getan hatte? Einen Tag? Zwei Tage?
    Der alte Mann hielt ihm das umwickelte Stuhlbein entgegen. Charly schüttelte ein wenig den Kopf. „Sie sind anscheinend ein großer Menschenfreund“, sagte er. „Ich hätte das Frotteetuch sicher weggelassen.“
    „Ja. Deshalb stehen wir wohl auch auf verschiedenen Seiten des Gesetzes, Mister Webster.“
    Zum ersten Mal fiel es Charly auf, daß ihn der alte Mann ständig bei seinem Namen nannte. Hatte er etwa in seiner Ohnmacht gequasselt? „Woher wissen Sie meinen Namen?“ Der Weißhaarige warf ihm die Lederhülle hin.
    „Nachdem Sie sich nie vorgestellt haben, war ich so frei, Ihre Personalien dem Führerschein zu entnehmen.“
    Charly Webster steckte das Dokument ein.
    „Und jetzt verraten Sie mir, warum ich seit Monaten hier festgehalten werde!“
    „Das kann ich nicht! Nicht mal aus Dankbarkeit für das Frotteetuch! Der Chef würde mir ein altes Auto um den Hals binden und mich in die Themse versenken.“
    „Ist der Mann mit den Goldzähnen Ihr Chef?“ Charly stieß ein höhnisches Lachen aus. „Der und Chef. Der tut höchstens mal so...“ Als habe er schon zuviel gesagt, kniff er die Lippen zusammen und erhob sich.
    „Wollen Sie schon gehen?“ fragte der alte Mann, und zum ersten Mal kam es Webster zu Bewußtsein, daß er im Augenblick ebenso gefangen war wie sein Gegenüber.
    Ohne Gemütsbewegung setzte er sich in den Sessel. „Ich nehme an, daß man mich bald vermissen wird.“
    „Sie wollen mir also wirklich nicht verraten, warum ich hier gefangengehalten werde.“
    „Nein, Mister!“
    „Da Sie sicher das sind, was man einen Gangster nennt, haben Sie doch bestimmt auch eine besonders enge Beziehung zu Geld!“
    Zum ersten Mal sah der Weißhaarige den mürrischen Webster lächeln. Das heißt, eigentlich war es mehr ein triumphierendes Grinsen. „Sie haben recht, alter Mann. Ich habe eine sehr enge Beziehung zu Geld. Aber wer hat die nicht?“
    „Zum Beispiel ich!“
    „Dann sind Sie eine Ausnahme!“
    „Schaffen Sie mich hier heraus, und ich zahle Ihnen tausend Pfund!“
    „Nun, das ist immerhin schon das Doppelte von dem, was Sie mir das letzte Mal geboten haben.“
    „Tausend Pfund!“ wiederholte der alte Mann sein Angebot. Websters Grinsen hatte sich verstärkt. „Für tausend Pfund lasse ich mir nicht mal ein Haar ausreißen. Es hilft Ihnen auch nichts, wenn Sie mir fünf- oder zehntausend Pfund bieten. Ich bin, wie man so schön sagt, unbestechlich!“
    In diesem Augenblick flog krachend die Tür auf.
    Joe Melvin sah höhnisch auf die Szene; die unvermeidliche Zigarette in den Mundwinkeln.
    „Gibt’s dafür ’ne Erklärung?“ fragte er.
    Während sich der Weißhaarige ostentativ abwendete, erwiderte Charly Webster, ohne das Gesicht zu verziehen: „Die gibt es. Der alte Mann hat mir ein Stuhlbein auf den Schädel geschlagen!“
    Joe Melvin bekam Stielaugen, und es hätte nicht viel gefehlt, dann wäre ihm die Zigarette aus dem Mund gefallen.
    „Was hat er?“ stotterte er.
    „Du hörst doch sonst nicht schwer!“ stellte Charly giftig fest und drängte sich an Melvin vorbei aus dem Raum. Nach einem letzten fassungslosen Blick auf den Gefangenen warf der „Geschäftsführer“ die dicke Tür zu und folgte Webster.
    An ein neues Abendessen für den alten Mann dachte

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