Persephones Erbe (German Edition)
Denken. Ich wusste nur nicht, wie ich aus der Nummer herauszukommen sollte. Der Hausmeister hatte schon recht, obwohl ich kein Wort von seinem Gerede glaubte. Natürlich hatte ich mehr Zeit als bis Mitternacht.
Frisch geföhnt, mit Make-up und Push-up Bra unter dem Etuikleid auf High-Heels fühlte ich mich sauber und mit mir im Reinen. Bereit, sogar Corinna entgegen zu treten.
Sie saß heute mit Malchow an dem Tisch, der vorher Armin und mir reserviert gewesen war, nahe der Tür, die in den Renaissancegang führte. Ich erschrak, als ich aus dem Säulenhof in den Speisesaal trat und Armins Ex dort sitzen sah, wo vorher mein Platz gewesen war. Aber dafür gab das hautfarbene Etuikleid Corinna einen Riss. Malchow, auch er ein boshafter Teufel, stand auf der Stelle auf und forderte quer durch den ganzen Speisesaal alle Anwesenden laut zu einem Toast auf mich auf.
Prima gemacht, Kati! Eine Hexe als Feindin mehr. Ich bedankte mich bei allen, die ihr Glas erhoben hatten, was Corinnas Wut nur noch steigerte. Ich fühlte sie beinahe körperlich und natürlich bekamen auch Rolf und Freundin, sowie das englische Paar die vergiftete Atmosphäre mit. Alle vier riefen nach Menalio. Es sah nach einem spontanen Entschluss aus, doch ich wusste, warum sie auf einmal ihre beiden Tische zusammenrücken mussten. Sie suchten Distanz zu Corinna.
Menalios und mein Blick trafen sich voll tiefen Einverständnisses. Der Schatten seines Kopfs zeigte im Kerzenschein an der Wand zwei deutliche Hörner.
Armin stand auf, als ich zu ihm trat. Er wartete elegant im Anzug am einzigen Tisch , der auf der linken Seite des Saals gedeckt war. Mein Chef begrüßte mich damit, dass er sein Jackett auszog und es mir entgegen hielt.
»Guten Abend, Kati. Schlüpf hinein, wenn du magst. Nicht, dass du frierst.«
Er wirkte reuig und unsicher, aber ich schmolz nicht nur deshalb. Immer, wenn ich diesen gut aussehenden Burschen im Anzug sah, spielten meine Hormone verrückt. Verdammt, ich mochte Armin.
Und er wohl mich. Mein Chef ließ seine Hände viel länger als nötig auf meinen Schultern ruhen. »Vergibst du mir? Bitte!«
Ich nickte einfach. Menalio brachte gerade die Vorspeise, eine kleine Portion Vitello tonnato. Sehr fein. Ich war hungrig, aber Armin stocherte nur herum.
»Ich muss dir noch etwas sagen.« Er zog mit einem Fingernagel das eingewebte Blumenmuster der gestärkten Tischdecke nach. »Ich weiß, dass es eine Riesendummheit war, Kati. Ich – kurz und gut, ich habe gestern Nacht im Hotel mit Corinna geschlafen. Leider.«
Er sah mich immer noch nicht an, dafür tat es jetzt seine Ex, wie ich aus den Augenwinkeln merkte. Doch den Triumph gönnte ich ihr nicht, dass ich den Kopf nach ihr drehte. Oder noch schlimmer, Armin vor aller Augen eine Szene machte.
Sex mit der Ex. Vernünftig betrachtet noch eine Hypothek, die ich mir nicht ohne Not aufladen sollte. Armin bewies Mut, es mir überhaupt zu gestehen. Er war mir schließlich nicht verpflichtet. Ich ihm aber auch nicht. »Armin, du bist ein freier Mann. Du kannst schlafen mit wem du willst.«
»Sie hat mich sozusagen kalt erwischt. Ich war völlig verrückt.« Er setzte sehr leise dazu: »Nach dir.«
Die Seifenblase Gelassenheit, die ich aus der heißen Badewanne in den Speisesaal gerettet hatte, zerplatzte. Lavaheiße Wut stieg mir in die Stimme. »So läuft das nicht, Herr Landgraf! Du bist schon hübsch selbst verantwortlich für das, was du tust.«
»Ich weiß. So meinte ich das nicht.«
»Und wenn sie nun schwanger ist?«
Die kleine Narbe auf Armins Wange begann zu zucken. Aber sein Lächeln wurde nicht freundlich. Ich hätte nie geglaubt, dass er zu einer derartig gehässigen Miene fähig war. »Die Kiste läuft nicht mehr. Ich habe mich noch im Trennungsjahr von Corinna sterilisieren lassen.«
Es war wie eine eiskalte Dusche. Ich verstand selbst nicht, warum mich die Tatsache traf, dass ich nicht von ihm schwanger werden konnte. Himmel, ich hatte doch vorher auch niemals ein Kind haben wollen. Aber gut: Auch abgehakt. Ich war ja flexibel. Kondom musste natürlich immer noch. Auf HIV oder andere durch Sex übertragene Nettigkeiten hatte ich absolut keinen Bock.
Armin schob seinen fast unberührten Teller endgültig zur Seite. »Da ist noch etwas. Corinna hat es nur mit mir gemacht, damit ich den Malchow-Auftrag mit ihr teile.«
»Und – hatte sie Erfolg?«
Er hob die Schultern. »Ich soll die fachliche Bauleitung behalten. Corinna übernimmt die gesamte Planung. Das
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