Persephones Erbe (German Edition)
ist ihre Idee, nicht meine«, setzte er schnell noch dazu. »Nur …«
»Nur brauchst du mich nun nicht mehr.« Ich legte meine Serviette zusammen und stand auf. »Vielen Dank, Herr Landgraf, das war es ja dann wohl. Leb wohl.« Ich stakte auf den High-Heels hoch erhobenen Hauptes Richtung Säulenhof.
Scheiß drauf, dass mir alle hinterher glotzten, Gäste wie Faune. Corinna lachte lauthals. Es war mir egal. Sie tat mir in einem Winkel meines Herzen sogar leid. Armins Ex war wie alle Hexen gut in Intrigen, aber das Talent zu echter Freude fehlte ihr. Sie konnte nur aus Zerstörung Befriedigung ziehen und die hielt nie lange an. Corinna musste wahrscheinlich schon bald nach einem neuen Opfer suchen.
Und ich? Ich war traurig, ärgerlich und stinksauer. In etwa in dieser Reihenfolge. Traurig, weil ich Armin immer noch mochte und nun keine Chance mehr sah, ihm zu beweisen, wie sehr. Ärgerlich, weil mich den Rückflug umzubuchen sicher eine Menge Geld kosten würde, das ich streng genommen noch gar nicht hatte. Weiß der liebe Herrgott, ob und wann ich wenigstens eine Abschlagssumme von Landgraf Hoch- und Tiefbau bekam, wenn Corinna jetzt wieder bei Armin mitspielte. Und stinksauer war ich, weil Armin so ein Idiot war. Verdammt, er hätte doch auch nein zu ihr sagen können! Zwang ihn irgendwer, mit seiner Ex ins Bett zu gehen?
Ich. Weil ich weder gestern noch vorhin meine Skrupel bei Seite geschoben und mich ihm einfach hingegeben hatte. Wirklich meine Schuld. Der Hausmeister besaß offenbar die Gabe der Voraussicht. Ich hatte es verpatzt. Wenn ich nicht schon gestern gezickt hätte, wäre er nicht in Corinnas Hotel gegangen. Hätte er nicht mit ihr geschlafen, wäre es ihr nicht gelungen, mich aus dem Spiel zu kegeln.
Ich hörte von fern, dass sich im Speisesaal Armin und Corinna anschrieen und dazwischen Malchows eisige Stimme. Meine Güte, was war ich froh, dass die nicht mir galt. Sie klang wie klirrender Frost.
Jemand galoppierte mir hinterher.
»Kati!«
Menalios Stimme, aber ich ignorierte auch ihn. Dass ich das Tenebre in den nächsten Minuten verließ, konnte ihm egal sein. Ich fand es allerhöchstens um Lupercu schade. Er war mir von allen Faunen immer noch der liebste. Ich mochte ihn, seine Höflichkeit, den perfekten Körper. Aber Armin war mir trotz all seiner Fehler immer noch lieber. Er war menschlich.
Ich schritt unbeirrt weiter, doch ich erreichte die erste Stufe der Treppe zur Suite nie. Plötzlich sprang Menalio mich an. Ich schrie, er wirbelte mich herum, riss mich durch sein Ungestüm von den High-Heels. Ich sah mich schon stürzen, doch er fing mich ab. Auf die Füße gestellt von einem gehörnten Gott. Menalio schloss mich in seine Arme, legte eine bärtige Wange an meine. Er roch nach Sommer und Heu. Ich nieste.
»Gesundheit.« Er gab mich frei. Hielt nur noch meine Hand. »Kati, bleib um der Liebe Willen hier! Du machst alles nur viel schlimmer.«
»Lass mich!« Ich zerrte, konnte aber gegen ihn nichts ausrichten. Bis ich ihm die Nägel der freien Hand in den Arm grub. Menalio gab mich mit einem ärgerlichen Stirnrunzeln ganz frei. »Kati! Bitte!«
Mir wurde es zu dumm. Ich warf die Schuhe ab, wich zur Seite aus und rannte an ihm vorbei hoch. Die Treppe hinauf, Menalio mir hinterher. Er holte mich mit zwei Riesensätzen ein. Ich sah mich schon überwältig.
Als urplötzlich Lupercu vor meiner Suite auftauchte. Der weiße Faun verpasste Menalio einem Tritt und riss mich nach oben. Der Kellner-Faun schlug einen Salto, der ihn über die Stufen nach unten schleuderte.
Menalio lachte schallend. Er sprang unbeschadet auf die Füße, raste wie der Blitz zu uns hoch. Ich wappnete mich auf einem Kampf, aber beide Brüder klatschten nur lachend ihre Hände gegeneinander.
»Das nächste Mal bin ich dran!« Menalio drohte Lupercu lachend mit der Faust. Beide atmeten nicht einmal schneller. Der Kellner-Faun trollte sich. Lupercu sammelte unten meine Schuhe ein. Er brachte sie leichtfüßig springend mir zurück.
»Kati, versuche nie, vor Menalio davon zu laufen. Das kannst du nicht. Du weckst nur seinen Jagdinstinkt. Er ist auf jeden Fall schneller als du.« Er hatte immer noch die High-Heels in der Hand. »Glaubst du wirklich, dass du gehen musst?«
Ich nickte, noch immer viel zu atemlos zum Sprechen. Ich hatte mich geirrt, doppelt geirrt. Die ungute Atmosphäre unten im Speisesaal ging höchstens zum Teil auf Corinnas Konto. Die Toten unten in den Katakomben lauschten nicht mehr. Seit mir
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