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Persephones Erbe (German Edition)

Persephones Erbe (German Edition)

Titel: Persephones Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Monkberg
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Gang gehen und stand vor jenem Eisengeländer, von dem ich zu den ersten Gewölben der antiken Katakomben hinunterblicken konnte. Jetzt, da ich nicht sofort voll Panik zurückwich, erkannte ich auch, dass die Wände unter mir nicht mehr gemauert waren, sondern aus dem gewachsenen Fels herausgeschlagen.
    Mir war nach einem Dankgebet.
    Das System aus überwölbten Eingängen und Galerien unter mir war wirklich uralt. Trotzdem musste ich noch eine Treppe nach unten finden. Ich riskierte es, schirmte die Kerze mit der Hand gegen einen eventuellen Luftzug und beugte mich weit über das Eisengeländer. Mich hielt nur meine Hartnäckigkeit und mein rechtes Bein, das ich zu meiner Sicherung um eine unangenehm kalte Strebe des Geländers schlang. Doch mit der Zeit gewöhnten sich meine Augen. Ich entdeckte im schwachen Licht der Kerze immer mehr Details, zuletzt auch, dass einer der Torbogen unter mir gemauert war, nicht aus Felsen. Und an dessen Fuß eine Stufe, die gesuchte Treppe.
    Vier Torbögen von mir aus gesehen nach links. Ich verlor fast das Gleichgewicht, als ich mein Bein aus der Metallstrebe befreite. Für eine Schrecksekunde dachte ich schon, ich landete viel schneller unten, als beabsichtigt. Aber dann gelang es mir doch noch, mich wieder hinter das Eisengeländer zu retten. Ich atmete tief durch, packte den Krug und machte mich auf den Weg.
    Wenn alles schief ging, konnte ich in diesem Stockwerk bleiben. Hier gab es die Notbeleuchtung und der Hausmeister würde mich sicher bei seinem nächsten Kontrollgang finden. Ich riss mich natürlich nicht um ihn. Seine grimmige Prophezeiung, dass ich dafür bezahlen würde, wenn ich mich noch einmal in dieses sein Reich wagte, stand mir noch lebhaft in Erinnerung.
    Sein Reich!
    Galgenhumor brachte mich zum Lächeln. Ich war also bereit, mich Pluto auszuliefern, einem uralten, gefährlich mächtigem Gott. Was nach Lupercus und Castalias Andeutungen auch kaum etwas anderes bedeuten konnte als Sex. Ich konnte weder singen noch tanzen, mein Körper war tatsächlich das einzige, was ich dem Herrn der Unterwelt anbieten konnte. Der Gedanke verursachte mir reichlich Unbehagen, aber vor dem Hausmeister des Tenebre fürchtete ich mich noch mehr.
    Wahrscheinlich, weil ich nach dem brutalen Kuss von vor dem Abendessen schon ahnte, was mich bei ihm erwartete. Während ich es bei dem Gott einfach nicht wusste. Abgesehen davon, dass ein Übergriff durch den Hausmeister meine Chancen, dass Pluto sich zu mir herabließ, vermutlich auf Null reduzierte. Himmel, ich taxierte meine Chance allmählich wie eine professionelle Hure.
    Wenige Minuten später stand ich tatsächlich unten. Die Kavernen waren beeindruckend. Ich fühlte mich im Kerzenschein wie eine Zwergin, während ich langsam und vorsichtig den breiten Hauptgang entlang wanderte. Ochsengespanne hätten hier fahren können. Gemessen an den beiden tiefen Rillen, die sich zu meinen Füßen in den Fels gegraben hatten, war dieser Weg in der Antike vielleicht tatsächlich eine Fahrstraße gewesen. Aber jetzt lag hier seit Menschengedenken nur noch Staub. Meine bloßen Füße hinterließen Spuren.
    Dies war tatsächlich ein Friedhof, vergessen von der Zeit. Was sich hinter den hohen Torbögen verbarg, konnte ich nicht sehen. Doch vor mir öffnete sich ein niedrigerer Seitengang, in dessen Wand Nischen für Urnen geschlagen waren. Ich hielt sie in der allgemeinen Dunkelheit für leer, aber ich war den Toten dennoch sehr nah. Die Wirkung von Lupercus rabiat-erregender Schutzbehandlung ließ jetzt offenbar nach. Natürlich im denkbar ungünstigsten Augenblick. Ich kämpfte gegen eine Welle Panik. Na toll! Die Kerze in meiner Hand bestand nur noch aus einem Stumpf und überall murmelten Stimmen. Nicht mehr lange und ich musste den Blutkrug abstellen und eine neue Kerze aus dem Schaffellmantel holen, sie an der verlöschenden anzünden. Mir graute davor, auch nur eine Sekunde in der Dunkelheit zu stehen. Auch wenn mir inzwischen, vielleicht tatsächlich dank Lupercus Ritual, schmerzhaft klar war, dass die Stimmen wirklich nur in meinem Kopf flüsterten.
    Wenn ich auf die Wirklichkeit lauschte, war es um mich totenstill. Sobald ich mir aber zugestand, dass ich offenbar eine Art inneres Gehör besaß, einen Sinn, den ich als Nicht-Psi eigentlich überhaupt nicht haben durfte, hörte ich eine Menschenmenge. Ich fand es gleichzeitig furchterregend und fantastisch.
    Aus – Stille.
    Ein – Das Murmeln einer Menschenmenge.
    Meine neue Fähigkeit

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