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Persephones Erbe (German Edition)

Persephones Erbe (German Edition)

Titel: Persephones Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Monkberg
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mit ihrem Schein ganz zufrieden. Auch das Flüstern der Toten war verstummt, vollkommen verstummt. Ich wusste erst jetzt, dass ich immer, ganz am Rand meines Bewusstseins, etwas gehört hatte. Ein Raunen, kaum deutlicher als eine Luftströmung. Mir war dieses Hintergrundrauschen so normal vorgekommen, dass ich es nicht beachtet hatte.
    Jetzt war es weg.
    Es gab nur noch das leise Zischen der brennenden Fackel und unsere Schritte. Das Geräusch meiner nackten, schmutzigen Füße und die katzenweichen Tritte des Hausmeisters. Er trug Schuhe mit Ledersohlen. Seine Hand an meinem Ellenbogen war sehr warm. Die Wärme tat mir gut. Mich fror gewaltig, aber es war mehr ein inneres Frieren. Als käme ich aus dem tiefsten Grund eines uralten, verborgenen Tals, aus Tausenden von Gräbern zurück. Dabei war ich höchstens bis an den Rand der Katakomben vorgedrungen. Nicht auszudenken, wenn ich mich richtig darin verirrt hätte. Welches Glück, dass mich der Hausmeister gefunden hatte! Und jetzt brachte er mich ins Tenebre zurück.
    Doch dazwischen war etwas passiert. Aber ich wusste nicht was. Nur, dass zwischen dem Jetzt und dem Davor Stunden vergangen sein mussten.
    Ich erinnerte mich an das Messer. Ich hatte versucht es scharf zu schleifen. Mit schmerzenden Händen. Als hätte ich mir die Handflächen böse aufgeschürft.
    Das war aber vollkommen unmöglich. Ich betrachtete im Gehen meine Hände. Das Licht der Fackel war zu unstet, als dass ich sie genauer hätte untersuchen können. Meine Handflächen wirkten unverletzt. Sie fühlten sich auch ganz normal an. Die Haut war intakt.
    Welche Erinnerung stimmte nun?
    Zweifellos die an meine Angst. Bevor der Hausmeister eingetroffen war, hatte ich mich halb zu Tode gefürchtet. Etwas war auf dem Weg zu mir gewesen. Eine Macht, die Ungutes mit mir vorgehabt hatte. Weil ich gehofft hatte, Armin dadurch zu retten, war ich sogar bereit gewesen, mich auf Ihn einzulassen.
    Richtig! Jetzt wusste ich es wieder: Der Herr der Unterwelt.
    Doch der Gott, der mich seit Armins Tod beobachtet hatte, hatte sich zurückgezogen. In dem Augenblick, da der Hausmeister mit seiner Fackel bei mir erschienen war. Er hatte die Schatten vertrieben und mir Lupercus Schaffellmantel ausgezogen. Aber mehr war da nicht. Ich erinnerte mich nicht an das, was danach gekommen war. Sicher hatte er mit mir Sex gehabt. Die klebrige Feuchtigkeit zwischen meinen Beinen ließ nur diesen einen Schluss zu. Aber er schien mich nicht dazu gezwungen zu haben. Ich fühlte mich zumindest nicht wie nach einer Vergewaltigung. Sondern eigentlich gut. Regelrecht aufgekratzt, wie berauscht. Ich hatte auch keine Angst mehr vor dem Hausmeister, überhaupt nicht. Im Gegenteil …
    Wie typisch für mich, da geriet ich durch Zufall einmal an genialen Sex und ich wusste nichts mehr davon. Schade.
    »Warte.«
    Der Hausmeister hob in der vollkommenen Stille lauschend den Kopf. Die erhitzte Luft über seiner Fackel flimmerte in Schlieren auf dem erleuchteten Fleck verputzter Wand. Der Hausmeister blickte nach oben. Er bewegte die Lippen. Als könne er durch die auf uns lastenden Stockwerke die Zimmer und Flure im Tenebre betrachten.
    »Ich habe dich zu lange aufgehalten. Wir müssen uns beeilen.«
    Er zog mich weiter. Vor mir tauchte ein wohlbekanntes Gewölbe mit Notbeleuchtung in den Wänden und der Stahltür eines Lifts an seinem stumpfen Ende auf. Der Hausmeister gab meinen Ellenbogen frei. Er löschte die Fackel unter seinem Stiefel und stieß sie neben der Lifttür bei Seite.
    »Fürchte dich nicht. Es wird alles gut!«
    Im Lift nahm er mich in die Arme. Er küsste mich sanft.
    »Danke. Du warst mir eine Freude.«
    Ich lag an seiner Brust, fühlte seinen dicken Pelz durch das Hemd. Er war so behaart, dass ich mich normalerweise gegruselt hätte. Doch der Weihrauch- und Balsamduft besänftigte mich. Ich schmiegte mich an ihn, atmete den Duft seines haarigen Körpers tief in mich hinein. Zum letzten Mal im Leben. Ich wusste, ohne dass wir darüber sprachen, dass ich niemals wieder mit ihm schlafen würde. Und wenn ich die seltsamen Auswirkungen auf mein Gedächtnis betrachtete, war sogar dieses eine Mal zu viel gewesen. Leider erinnerte ich mich immer noch nicht, an nichts. War er der begnadetste Liebhaber überhaupt oder doch nur ein Grobian? Vielleicht sollte ich dankbar sein, wenn ich das nie erfuhr.
    Der Lift entließ uns vor dem Peristyl. Im Atrium war es gespenstisch still. Nur die Nacht leuchtete blau durch das Glasdach über dem

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