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Persephones Erbe (German Edition)

Persephones Erbe (German Edition)

Titel: Persephones Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Monkberg
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Hof in seiner Mitte, aber das bisschen Helligkeit zeigte mir trotzdem genug. Die Fläche vor uns war komplett ausgeräumt. Fleißige Hände hatten Tische und Stühle aus dem Innenhof transportiert, die Rosmarinbüsche entfernt und aus dem Steinbecken im Zentrum der säulenumstandenen Halle das Wasser geleert. Der Speisesaal auf der Stadtseite des Hotels war auch nur noch ein schwarzes Loch.
    »Komm, Kati. Die Zeit rennt.«
    Unsere Schritte hallten in dem leeren Raum. Der Hausmeister führte mich in den linken Säulengang. Dort stand jetzt eine Statue aus Bronze. Dunkel, bärtig und schön. Plutone stand auf der Plinte. Sein Gesicht glich haargenau dem des Hausmeisters. Mir kam sehr spät die Erkenntnis, dass der Mann an meiner Seite das war, was sein Name bedeutete. Der Herr der Unterwelt.
    Allmächtiger!
    Ich hatte eine Nacht mit dem Gott Pluto verbracht!
    Sein Blick streifte mich. Die glühenden Augen mahnten.
    »Komm, Kati! Es ist höchste Zeit.«
    Die Zeit, das war sowieso eine gute Frage. Die Stille des Hauses und noch mehr die der Katakomben darunter nahm mir die Luft. Mich fror in dem fließenden Seidenkleid (von dem ich nicht genau wusste, woher ich es hatte). Schwarze Flecken tanzten vor meinen Augen. Es war nur ein leichter Anfall, doch ich wusste schon bevor der Herr der Unterwelt die Küchentür öffnete, dass ich auch diesen Raum absolut kahl vorfinden würde. Die Einbauschränke gab es noch, aber sonst wirkte die Küche wie ein reines Schauobjekt, niemals benutzt. Sie war ein Leichenhaus, klinisch sauber und Armin lag tot in einem Kühlfach. Gleichzeitig wusste ich mit absoluter Gewissheit, dass mir Plutone versprochen hatte, ihn mir wiederzugeben. Nur – wie? Ich hätte getröstet sein müssen, doch ich fühlte mich nur verloren.
    Die Digitaluhr an der Wand, ein merkwürdig anachronistisches Ding in diesem Hotel, zeigte Mitternacht, immer noch Mitternacht. Wenn ich das glaubte, lag Armin noch keine Minute in der Kühlbox. Doch nach meinem Gefühl fehlten mir Stunden. Mein Gedächtnis war ein großes schwarzes Loch. Ich konnte nur hoffen, dass ich die Bedingung erfüllt hatte, die an Armins Leben geknüpft war. Mir war schlecht vor Angst.
    Plutone öffnete das unterste Fach, in dem Armins Leiche lag. Ich fürchtete mich, als er die Pritsche herauszog. Doch der breite Rücken des Hausmeisters versperrte mir gnädig die Sicht. Plutone tat irgendetwas und wandte sich sofort wieder mir zu. Er war so schnell, dass ich Armins klaffenden Mund sehen musste. Seine Nase stach wächsern aus einem leichenblassen Gesicht.
    »Hier – nimm.«
    Etwas Leichtes, sehr Dünnes fiel in meine offene Hand. Es war die Goldmünze. Ich verlor sie vor Schreck beinahe. Plutone hielt inne. Der Gott prüfte mich eindringlich. Seine glühenden schwarzen Augen wanderten über meinen ganzen Körper. Aber er sagte nichts, kehrte mir nur erneut den Rücken. Plutone beugte sich tief zu Armin herab und nahm seinen Kopf zwischen beide Hände. Der Herr der Unterwelt blies dem Toten seinen Atem ein. Ein einziges Mal und schon richtete sich Plutone wieder auf. Armins Kopf kippte zur Seite.
    Ich stopfte mir beide Hände in den Mund, um nicht zu schreien. Mein Herz raste. Plötzlich hob sich Armins Brustkorb. Er schlug die Augen auf.
    Er sah mich … und lächelte. Ich plumpste neben seiner Pritsche auf den Boden.
    Es war ein Wunder.
    Eine heiße Hand legte sich mir auf die Schulter. Eine sonore Bassstimme sagte: »Ich lasse euch jetzt allein. Sieh zu, dass Armin auf die Beine kommt. Ihr müsst los.«
    Armin nickte. Seine Augen fielen wieder zu, ich kniete mich neben ihn, mühte mich, meinem stöhnenden Chef in eine halb liegende, halb sitzende Position zu helfen. Armin schnitt Grimassen. Er krächzte: »Boa, ich bin steif wie ein Brett.«
    Er streckte einen Arm nach mir aus.
    »Zieh, um Gottes Willen, Kati, zieh!«, ächzte er.
    Ich folgte seiner Anweisung. Ich ging rückwärts und zog gleichzeitig. Armin kämpfte sich etappenweise hoch. Seine Sehnen knackten.
    »Autsch! Mir ist alles eingeschlafen.« Er lachte und jammerte gleichzeitig vor Schmerz. Aber das Grinsen überwog, das schiefe Grinsen, das ich an ihm so liebte. Auf einmal zog mich Armin mit einem Ruck zu sich. Ich purzelte auf ihn. Wir kippten gemeinsam langsam von der Pritsche auf den kalten Fliesenboden. Wieder zum Sitzen zu kommen erwies sich mit einem kichernden, sehr albernen Armin als ziemlich schwierig. Aber ich schlang meine Arme um ihn und irgendwie gelang es mir dann

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