Persephones Erbe (German Edition)
doch, ihn und mich zurück in eine sitzende Position zu hieven.
»Das ist besser.«
Wir hielten uns schwer atmend aneinander fest. Armin sah mich lange nur unverwandt an und dann küsste er mich auf den Mund. Er schmeckte nach Weihrauch.
Er flüsterte: »Kati – ich weiß, was du für mich getan hast. Pluto hat es mir gesagt.«
Wann? Wann hatte der Herr der Unterwelt mit Armin gesprochen? Ich war doch die ganze Zeit dabei gestanden und hatte nichts gehört. Aber ich fragte nicht. Ich war einfach nur noch glücklich. Armin Landgraf standen Tränen in den Augen. Er legte eine kratzende Wange an meine, drückte mich, dass mir die Luft wegblieb und weinte.
So fand uns Lupercu. Der Faun lächelte. Aber nicht anzüglich, wie Agreo oder begehrlich wie Nomio, sondern freundlich. Einmal zugepackt und er hatte Armin auf die Füße gestellt. Der zuckte zusammen. Ich spürte seinen Widerwillen – und seine Furcht – in meinem ganzen Körper. Vielleicht war es auch Wut. Armin zitterte von oben bis unten. Er beruhigte sich unter Lupercus knetenden Händen nur langsam.
»Tut mir leid, mein Lieber, aber wir können keine Rücksicht mehr auf euch nehmen. Ihr müsst gehen.«
»Wird das Hotel evakuiert?«
Meine Stimme hallte durch die leeren Räume. Viel lauter, als ich eigentlich wollte. Ich fürchtete mich ein wenig. Vielleicht war die Frage zu dreist gewesen? Ich wollte den Herrn der Unterwelt nicht ums liebe Leben verärgern. Doch er, der Hausmeister – Plutone – war spurlos verschwunden.
»Kannst du selbstständig laufen, Armin?« Lupercu hüllte Armin in einen Bademantel.
»Es wird schon gehen.«
Aber Lupercu stützte ihn trotzdem, wenigstens auf den ersten Metern. Danach schaffte es Armin ohne Hilfe durch den Säulenhof. Er machte erst am Fuß der Treppe zu unserer Suite schlapp.
»Ich fühle mich wie durch den Fleischwolf gedreht.« Armin sackte auf eine Stufe. Ich setzte mich zu ihm. Sein Kopf landete an meiner Schulter.
»Kati, bitte lass mich heute Nacht nicht allein«, flüsterte er, »lass mich nie mehr allein.«
»Ich bleibe bei dir.«
Ich ertrug den Gedanken nicht, ihn auch nur für eine Minute zu verlassen. Keine Sekunde. Ich musste Armin neben mir atmen hören, seinen warmen Körper an meinem spüren. Ich wusste, dass ich vor Angst sterben würde, wenn ich heute Nacht, dieses bisschen Rest der Nacht, seinen Herzschlag nicht fühlte.
»Komm, ich bringe euch nach oben.« Der Faun hob Armin mühelos hoch. Er trug ihn vor mir her die steile Treppe hoch zu unserer Suite. Ich keuchte hinterher. Oben angekommen wollte ich aufschließen. Doch ich war zu nervös.
»Lass mich das machen!«
Lupercu stellte Armin auf die Füße, streckte die Hand aus. Ich sah verstört zu, wie die Tür wie durch Zauberhand aufsprang. Den Schlüssel klimperte in meiner Hand, ich bebte von oben bis unten wie eine Zitterpappel. Und mir war kalt.
»Das ist nur der Schock.«
Der Faun berührte Armins Schulter. »Armin, geh bitte ins Bad voraus. Wir kommen sofort.«
Ich sah ihm an, dass ihm Lupercus Bitte nicht gefiel. Doch Armin war gegen den Befehl des Hirtengottes genauso machtlos wie ich. Er senkte den Kopf, stolperte nach links, in das luxuriöse Bad. Und erschrak, als ich plötzlich Lupercus samtige Wange gegen meine reiben spürte.
»Keine Angst, Kati. Ich will dich nur ein letztes Mal hier für mich allein haben. Ich tue dir nichts.«
Der Gedanke war mir gar nicht gekommen. Ich machte mir nur Sorgen um Armin. Es musste ihn foltern, dass er allein im Bad wartete, während mich der Faun auf dem Flur festhielt. Aber er hätte sich in seinem augenblicklichen Zustand sowieso nicht gegen Lupercu wehren können. Eigentlich konnte er das nie, keiner von uns. Der Faun war viel zu stark. Trotzdem, unter anderen Umständen hätte mir Lupercus Kraft sogar gefallen.
Der Faun stand mir so nah, dass ich seinen natürlichen Geruch einatmete. Der ganze Flur der Suite duftete jetzt nach ihm, nach wilden Kräutern und Sommer. Lupercu zog mich an seine Brust. Samtiges Fell und weiche Haut schmiegten sich an meinen nackten Körper. Dass er plötzlich keinen Faden mehr am Leib trug, wunderte mich nach dieser Nacht nicht mehr. Aber wohin war auf einmal mein Seidenkleid verschwunden?
»Das war nur Illusion.«
Der Faun knabberte sanft an meinen Lippen. Sein Penis drängte hart und prall gegen meinen Schoß. Ich hielt den Atem an. Aber er nahm mich nicht.
Lupercu sagte leise: »Ich bin nicht nur ein Tier, das habe ich dir schon einmal
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