Persephones Erbe (German Edition)
gesagt. Aber du darfst dich nicht wundern, dass du uns anziehst. Du strömst Mana aus. Die meisten Menschen haben gerade für sich selbst genug. Aber du leuchtest wie ein helles Licht.«
»Aber ich bin keine Psi.«
»Nicht wie eine Hexe oder Heilerin, nein.«
»Hat mich Hansen damals deshalb …«
»Ja. Heiler arbeiten mit Mana. Sie tauschen es mit ihren Patienten aus. Deines ist gewaltig, es machte ihn genauso an wie mich. Er musste dich verführen, er konnte gar nicht anders.«
»Und Corinna?«
»Hexen saugen Mana. Lust stärkt es, Kummer und Demütigung schwächt es. Dann können sie es einem Menschen nehmen. Aber du bist viel stärker als sie. Du bist eine Seherin. Du weißt nur noch nicht, wie du deine Gabe bewusst einsetzen kannst. Deine Visionen sind noch ungewollt. Aber das wird sich ändern.«
Lupercu atmete schwer.
»Du fühlst dich wunderbar an. Feuchtheiß und ganz weich. Aber ich bin nicht Agreo oder Menalio. Ich will dich nicht zwischen Tür und Angel. Armin und du, ihr müsst jetzt gehen. Lass ihn auf dem Rückflug bitte wieder an deiner Schulter schlafen, hörst du? Er braucht das heute. Versprich es mir!«
Ich nickte.
Er ließ mich nicht los, drängte eher noch näher zu mir. Sein Penis lag zuckend zwischen meinen Schamlippen. Er brauchte sich nur einen Millimeter zu bewegen, dann hatte er mich. Ich wollte auch – und gleichzeitig nicht. In meinen Ohren rauschte es unangenehm. Flecken tanzten vor meinen Augen. Der Flur der Suite blieb der Flur, gleichzeitig stand ich in einem modernen Büro. Armin saß dort einem mir unbekannten Mann gegenüber. Die Geste, mit er den Zeigefinger an der Schläfe krümmte, war so unmissverständlich, dass ich leise aufschrie. Ich wand mich aus Lupercus Armen, Gott sei Dank ließ er es geschehen, und gleichzeitig stolperte Armin aus dem Bad in den Flur.
»Kati?! Geht es dir gut?«
Ich sah durch die offene Badezimmertür auf dem Rand der Wanne eine komplette Herrenausstattung: Unterwäsche, weißes Hemd, Socken, bis hin zu Anzug und Krawatte. Daneben lag ein zweiter Stapel mit Sachen für mich. Ich kam mir selten dämlich vor.
Lupercu schob sich an uns vorbei. Er drehte die Dusche auf, winkte Armin. Ich schlurfte hinterdrein. Müdigkeit legte sich wie Blei auf mich. Ich konnte nicht mehr, meine Knie zitterten, aber ich gab der Schwäche hartnäckig nicht nach. Irgendwie gelang es mir, mich nach Armin zu duschen. Aber dass mich Lupercu lächelnd abtrocknete und zu Armin auf eine angenehm warme Liege schob, bekam ich nur am Rand mit.
»Ich kann euch beiden eine Viertelstunde geben. Aber wenn ihr es dann nicht schafft, euch selbstständig anzuziehen, muss ich euch Beine machen. Das Taxi wartet schon.«
Ich nickte. Ich war viel zu fertig, um noch irgendetwas in Frage zu stellen. Warum wir plötzlich aufbrechen mussten, interessierte mich nicht im Geringsten. Mir war schon genug, dass ich eine Weile neben Armin liegen durfte. Ich ließ mich in seine warme, merkwürdigerweise nach Lavendel duftende Umarmung sinken und schloss die Augen.
Träumen darf man. Ich träumte, dass ich mit Armin im Baucontainer aufwachte. Unser Bett stand vor seiner Bücherwand. Der Ausschnitt Himmel, den ich durch das Fenster gegenüber sehen konnte, war blau. Gerade, als ich dachte, dass das alles nicht sein konnte, rüttelte mich jemand an der Schulter. Ich schlug die Augen auf und sah Lupercu dicht über mich gebeugt. Blonder Bart, freundliche Augen, Hörner und alles.
»Wach auf, Kati! Ihr müsst los.«
Auch Armin richtete auf. Er schwang seine Beine an mir vorbei von der gekachelten Bank, als sei dies das normalste der Welt. Ich fühlte mich nach der Nacht immer noch ein bisschen wie erschlagen. Wir konnten tatsächlich höchstens Minuten geschlafen haben. Draußen vor dem Badezimmerfenster war es nach wie vor stockfinster. Lupercu hielt mir ein Höschen hin.
»Bitte zieh dich an, Kati.«
Von wegen, dass mit Armins Wiederauferstehung alles vorbei war. Mir dämmerte, dass wir nun zusammen und eher noch tiefer in etwas steckten, das sich zwar am Rand meines Bewusstseins aufbaute. Ich fühlte etwas in mir wachsen, konnte aber absolut nicht benennen, was es war. Vielleicht entfaltete sich tatsächlich meine Sehergabe. Ich wusste, dass mit unserem Aufbruch Ereignisse anliefen, die sich unausweichlich erfüllen würden. Ich fühlte mich zitterig. Schwarze Flecken tanzten vor meinen Augen. Doch im Gegensatz zu den Anfällen vorher zeigte mir dieser gar nichts. Ich hörte auch
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