Persephones Erbe (German Edition)
Armin leckte sanft mein Ohr. »Warst du sauer, dass mich die Nixen mit Beschlag belegt haben?«
»War ich!«
»Kati … ich kann dir nur versichern, dass ich nicht freiwillig mitgemacht habe.«
»Reden wir nicht mehr darüber.«
Armin zog mich in seine Arme.
Die Frachtmaschine rüttelte durch den Steigflug. Als sie die Wolkendecke durchbrochen hatte, badeten wir in hellem Licht. Die Bartstoppeln auf Armins Wangen glitzerten. Es waren schon sehr viele weiße darunter.
»Ich werde dir die Haut zerkratzen.«
»Ich mag das.«
Ich schmiegte mich an ihn. Schade, dass wir nicht allein waren. Armin schien genauso zu denken.
»Weißt du, was ich möchte?«, murmelte er sehr leise dicht an meinem Ohr. »Ich kann dir zwar kein Himmelbett wie im Tenebre bieten, aber ich möchte für mein Leben gern endlich mit dir schlafen, wenn wir in Nürnberg sind. Wärst du … würdest du es mit mir in meinem Bett im Container machen?«
Aber ja! Überall.
27.
Das kalte Vorfrühlingswetter war nach den milden Tagen in Rom ein echter Schock. Sogar die winterkahlen Bäume vor der Eingangshalle des Flughafens Nürnberg wirkten schmuddelig. Armin küsste meine Hand.
»Was dagegen, wenn wir nicht mit dem Taxi zu mir fahren? Ich möchte dich gerne so lange wie möglich bei mir haben. Schätze, du wirst heute Abend sowieso noch einmal nach Bayreuth zurück wollen, Wäsche waschen oder so.« Er seufzte. »Zu dumm, ohne den Malchow-Auftrag bin ich ziemlich klamm. Sonst würde ich dir einfach alles kaufen, was du brauchst. Aber morgen suchen wir gleich eine Wohnung für uns. Als Überbrückung, bis der Umbau auf meinem Firmengelände fertig ist.«
Er küsste mich noch einmal, dieses Mal zärtlich auf den Mund. Armins Zunge schlüpfte zwischen meine Lippen. Er schmeckte immer noch ein bisschen nach Weihrauch. Berauschend. Seine Hände kneteten meinen Po.
»Armin, ich habe in Bayreuth genau ein Zimmer. Für alles. Wir können die Zeit auch im Container bleiben.«
»Macht es dir wirklich nichts aus, dort mit mir zu schlafen? Wir könnten auch in ein Hotel?«
»Unsinn!«
Ich konnte es nicht mehr erwarten. Armins Hände, sein Kuss und sein Weihrauchgeschmack machten mich richtig wuschig. Ich konnte mich in der U-Bahn zum Hauptbahnhof kaum bremsen. Am liebsten hätte ich mich ihm auf den Schoß gesetzt und ihm wenigstens den Hosenreißverschluss geöffnet. Doch Armin war vernünftiger als ich. Er blieb während der ganzen endlos langen Fahrt vor mir stehen. Und zog mich genüsslich mit den Augen aus.
»Du bist schlimmer als Malchow.«
Armin lachte. Wir gingen Arm in Arm durch die Westhalle des Bahnhofs und durch den Südtunnel zu seinen Containern. Ich strebte aus alter Gewohnheit zu dem, auf dem Büro stand, aber Armin schob mich weiter. »Oh nein, hier hinein!«
Innen gab es links neben der Tür eine winzige Kochzeile und rechts einen Container im Container, der nur eine Nasszelle enthalten konnte. Dahinter stand ein Bett. Nicht einmal ein sehr breites.
»Was willst du? Ich schlafe hier allein.«
Armin füllte Wasser in die Kaffeemaschine.
Ja – was hatte ich auch erwartet. Ähnlich wie in Armins Büro stand auch an der Rückwand dieses Containers ein Schrank und links ein Tisch mit zwei Stühlen. Das Fenster verstellte zur Hälfte ein Flachbildfernseher.
»Die Aussicht ist nicht gerade toll. Außerdem bin ich sowieso höchstens abends hier. Setz dich doch bitte!«
Er stecke eine Filtertüte in den Trichter der Maschine und maß Kaffee aus einer Blechdose hinein. Zehn Löffel. Der Duft von frisch geröstetem Kaffee verbreitete sich im Raum. Armin nahm zwei Becher aus dem Schrank. Die Kaffeemaschine gurgelte.
»Milch und Zucker?«
»Gern.«
Mir war nicht besonders warm, deshalb behielt ich meine Jacke an. Armin sah, dass ich meine eiskalten Finger rieb. Er ging an mir vorbei zum Schrank, kramte und kam mit einem dicken Sweatshirt zurück.
»Bitte. Damit du mir nicht erfrierst. Nachher heize ich dir schon ein!«
»Darfst du auch gleich.«
Fehlanzeige. Armin lächelte bloß und hielt mir sein Sweatshirt hin. Also stand ich auf und ließ mir von ihm aus dem Mantel und in das Shirt helfen. Da war er wieder, der vertraute Waschmittelgeruch und ein bisschen Armins eigener. Er zog mich lächelnd in die Arme. Wir küssten uns. Die Kaffeemaschine gurgelte. Ich hatte es nicht sehr eilig, Kaffee zu trinken. Lieber hinterher.
Ich wollte Armin so sehr. Trotzdem nagte leise Angst an mir. Rauschten draußen die Bäume, oder stammte das
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