Persephones Erbe (German Edition)
Marmorwolke als Säule gen Himmel erhob. Ich gab Gas.
»Willst du nicht fragen, wohin?«
Corinnas Stimme triefte vor Spott. Mein Herz hämmerte, mir war schlecht von ihrem fauligen Hexengeruch. Aber meine Stimme klang zu meiner Überraschung ganz ruhig.
»Zu Malchow, denke ich.«
»Hellseherin!«
Sie wusste nicht, wie recht sie hatte. Die fahlgelbe Dämmerung war mittlerweile einem roten Nachthimmel gewichen. Ich sah Feuer über dem Wald. Die Glut erleuchtete gen Norden den ganzen Himmel. Scharen von Krähen zogen durch die Bäume. Ich erlebte ein blitzartiges Deja-vue. Ich sah Malchow nackt neben mir in der Sauna sitzen. Aber dieses Mal trat ich ihn zwischen die Beine. Seine Genitalien schrumpften.
Leider verging das Gesicht damit schon wieder. Ich fand mich im Auto wieder. Wir waren nur noch wenige hundert Meter von dem Unglück entfernt. Die Malchow-Villa brannte. Corinna zog an meinen Haaren.
»Na – willst du gar nicht wissen, wie ich Armin übertölpelt habe?« Sie holte aus, schlug Armin mit dem Pistolenlauf auf den Kopf. Er sackte mit einem dumpfen Schmerzlaut neben ihr zusammen.
»Genau so! Ich wartete im Container auf ihn und als er die Tür aufschloss, habe ich ihm seine eigene Waffe übergebraten. Da staunst du, was? Ja – Armin hat eine Pistole. Und Ketten.«
Hinter mir rasselten Metallglieder. Ich musste mich sehr auf die Straße konzentrieren, aber die Geräusche hinter mir waren eindeutig. Sie fesselte dem stöhnenden Armin blitzschnell mit der Kette die Beine zusammen.
»Der da hat ein paar seltsame Gelüste im Bett. Nicht, dass ich sie ihm je gestattet hätte. Aber jetzt ist sein Spielzeug wenigstens für etwas nützlich. Mit dieser Pistole wurde übrigens Malchow erschossen.«
Ich glaubte ihr kein Wort. Armin war seit unserer Rückkehr aus Rom viel zu beschäftigt gewesen. Oder unter Polizeiaufsicht. Er hätte bei Allem gar nicht die Zeit gehabt, auch noch Malchow zu töten. Doch meine Unkonzentriertheit rächte sich. Ich erntete einen heftigen Schlag auf den Kopf.
»Träum nicht! Wir haben heute noch viel vor.«
Hinter mir stemmte sich Armin knurrend gegen seine Fesseln. Doch die Plastikfolie vor Mund und Nase machte ihm die Luft zu knapp. Corinna stieß ihm den Ellenbogen in die Rippen. Armin fiel in den Sitz zurück. Die Hexe kicherte.
»Ist er nicht süß? Am liebsten würde ich ihn ja selbst fertig machen. Aber ich habe dem Staatsanwalt nun einmal versprochen, dass ich ihm euch zwei Turteltäubchen ausliefere.«
Sie kicherte noch einmal.
»Die Ermittlung führt übrigens jetzt ein Herr Schmidt. Rolf musste sich natürlich für befangen erklären, nachdem ich denen im Amtsgericht gesteckt hatte, wie gut ihr euch von Rom her kennt. Sie rollen den Fall jetzt ganz neu auf.«
Sie schlug mir noch einmal auf den Kopf.
»He! Wir sind noch nicht am Ziel! Nicht langsamer werden!«
Ich war so geschockt, dass ich folgsam weiterfuhr. Etwas Warmes rann mir die Schläfe hinab, tropfte auf meine Jacke. Blut vermutlich. Mein Schädel fing wieder an zu pochen. Dazu kam noch das Geheul der Sirenen hinter uns. Ich wollte die Polizei passieren lassen, aber Corinna schrie: »Du bleibst in der Straßenmitte! Die sollen ruhig hinter uns her fahren müssen. Gib Gas!«
Sie fuchtelte mit der Pistole herum. Ich sah es im Rückspiegel. Aber ob die hinter uns auch sahen, was bei uns im Auto abging, darauf konnte ich nur hoffen. Ich schleuderte um die Kurve in Malchows Grundstück, fing Armins Wagen gerade noch vor der rechten Eibenhecke ab. Wir donnerten mit Vollgas die Auffahrtsrampe hinauf.
»Geben Sie den Weg frei!«, dröhnte es hinter mir.
Sie benutzten einen Lautsprecher. Mein Puls war auf zweihundert, trotzdem hätte ich beinahe gelacht. Ab hier bis zum Rondell vor der Villa konnte ich gar nicht mehr ausweichen, selbst wenn ich gewollt hätte. Hinter den Eibenwänden fielen rechts und links steile Böschungen ab. Da hinunter wollte ich nicht und die Polizei sicher auch nicht. Wahrscheinlich nicht einmal Corinna.
»Du bist ja vielleicht doch ganz brauchbar.«
Armins Ex lachte, doch ich teilte das Vergnügen an der Hetzjagd nicht. Ich war herzlich dankbar, dass wir das Rondell vor der Malchow-Villa ohne Unfall erreichten. Das Haus brannte lichterloh. Aus dem Haupteingang schlugen meterlange Flammen. Es war selbst im Auto heiß wie vor einem Hochofen. Mir dröhnte der Schädel, aber scheinbar noch nicht genug. Corinna verpasste mir eine weitere Kopfnuss.
»Halt an, du blöde Schlampe!«
Das
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