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Persilschein

Persilschein

Titel: Persilschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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wir uns ja beide keine Sorgen zu machen.«
    Trasses nächster Anruf galt seinem Wirtschaftsprüfer. »Wir haben ja vor einigen Tagen bereits darüber gesprochen. Es geht um die Ausgliederung wesentlicher Teile meiner Firma.«
    »Ich habe die Angelegenheit geprüft und auch schon weitgehend vorbereitet. Die bisherige Gesellschaft, der jetzt die Warenhäuser in Recklinghausen, Herne und Bochum sowie die Maschinenfabrik in Recklinghausen gehören, zerlegen wir in zwei Geschäftsbereiche. Einem werden die Kaufhäuser zugeschlagen, dem anderen die Fabrik. Letzterer Bereich wird unter dem ursprünglichen Namen weitergeführt. Wie Sie wissen, sind nur die Kaufhäuser werthaltige Bestandteile des Unternehmens. Die Fabrik schreibt eine schwarze Null. Noch. Sie sind zukünftig alleiniger Eigentümer der Kaufhäuser.«
    »Welche gesellschaftsrechtlichen Schritte sind dafür erforderlich?«
    »Sie berufen eine Gesellschafterversammlung ein, die die Aufteilung genehmigt. Als Hauptgesellschafter sind Sie dazu berechtigt. Das Protokoll der Sitzung legen Sie dem zuständigen Registergericht vor, das die Neuaufteilung im Amtsblatt veröffentlicht. Danach ist sie rechtswirksam.«
    »Diese Mitteilung kann von jedem eingesehen werden?«
    »Ja. Es wäre jedoch wirklich ein sehr großer Zufall, sollte Ihr Partner davon Kenntnis erhalten.«
    »Als Minderheitsgesellschafter muss ich ihn ebenfalls einladen, oder?«
    »Selbstverständlich. Aber wenn er nicht zur Versammlung erscheint, können Sie mit Ihren Mehrheitsanteilen allein entscheiden.«
    »Er wird kommen«, befürchtete Trasse.
    »Nur wenn er die Einladung auch tatsächlich bekommen hat. Sie haben die Verpflichtung, die Tagesordnung der Sitzung rechtzeitig zu versenden. Sollte diese auf dem Postweg verloren gehen – Pech.«
    »Verstehe. Was ist mit den Geschäftsberichten? Er wird sie einsehen wollen. Und daraus geht doch klar hervor, dass wir das Unternehmen aufgespalten haben.«
    »Das lassen Sie meine Sorge sein. Sie wollten – wenn ich Sie nicht missverstanden habe – ohnehin in spätestens zwei Jahren Ihre Zelte in Deutschland abbrechen.«
    »Stimmt.«
    »Sehen Sie. Sie zahlen Ihrem Kompagnon wie gehabt seine Dividende und ich liefere dazu den passenden Geschäftsbericht. Später verkaufen Sie die Gesellschaft, transferieren den Erlös in ein Land Ihrer Wahl und Ihr Partner kann sich an seinen Anteilen an der Maschinenfabrik erfreuen. Und alles ist vollkommen legal. Juristisch jedenfalls ist die Transaktion kaum anfechtbar. Anders sieht das in der Tat bei den Geschäftsberichten aus. Aber da wir uns zu diesem Zeitpunkt beide nicht mehr im Lande befinden, ist das Risiko kalkulierbar. In diesem Zusammenhang: Ich erinnere daran, dass ich die ganze Aktion erst durchführe, nachdem Sie meine Honorarnote beglichen haben und das Geld auf meinem Schweizer Konto eingegangen ist. Das können Sie doch sicher nachvollziehen?«
    »Selbstverständlich. Ich begleiche Ihre Rechnung jedoch in zwei Tranchen. Die eine Hälfte sofort, die andere nach Vorlage der Geschäftsberichte.«
    »Sie trauen mir nicht.«
    »Trauen Sie mir?«
    Der Wirtschaftsprüfer kicherte. »Nicht mehr als notwendig. Also einverstanden. Sie erhalten in Kürze meine Kostennote. Nach dem Eingang der ersten Hälfte werde ich tätig. Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit.«
    »Das beruht auf Gegenseitigkeit.«
    Nach dem Ende des Gesprächs rieb sich Wieland Trasse zufrieden die Hände. Wilfried Saborski würde ihn dieses Mal nicht übervorteilen.
    18
     
    Freitag, 29. September 1950
     
    Im Halbdunkel war jetzt eine Bewegung auszumachen. Zwei Personen kamen aus einem der Verschläge auf sie zu.
    »Mechthild!«, rief Anneliese Schaller und lief auf ihre Freundin zu. Die beiden Frauen fielen sich in die Arme. Ein verschüchtert aussehendes Mädchen verbarg sich hinter dem Rücken seiner Mutter.
    »Wer ist das?«, fragte Mechthild Krafzyk ihre Freundin mit leiser Stimme nach einem Blick auf Goldstein.
    »Hauptkommissar Goldstein von der Herner Kripo. Er hat mir geholfen. Aber was machst du hier? Warum versteckst du dich? Warum …«
    Goldstein schaltete sich ein. »Wäre es nicht besser, wir gingen in Ihre Wohnung, Frau Krafzyk? Dort können Sie alles der Reihe nach erzählen. Außerdem wird Ihr Muckefuck kalt.« Er lächelte. »Wir haben Sie ja vom Essen aufgescheucht.«
    Mechthild Krafzyk nickte.
    Wenig später saßen sie zu viert am Küchentisch in Mechthilds Krafzyks Wohnung.
    »Also, warum haben Sie sich versteckt?«,

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