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Persilschein

Persilschein

Titel: Persilschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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drückte dem Kriminalrat seine Visitenkarte in die Hand. »Rufen Sie mich an, wenn es Neuigkeiten in Sachen Müller gibt.«
    Als auch Saborski sich erheben wollte, winkte Olsberg ab. »Danke. Ich finde selbst hinaus. Einen schönen Tag noch, Herr Kriminalrat.« Mit diesen Worten verließ er das Büro.
    Saborski benötigte eine Viertelstunde, um das Gehörte zu verarbeiten. Olsberg hatte seinen Fall soeben als aufgeklärt bezeichnet, mit welchen Neuigkeiten sollte Saborski ihn bloß versorgen?
    Schließlich öffnete er die Tür zu seinem Vorzimmer. »Ich möchte Goldstein sprechen. Sofort.«
    »Tut mir leid, Herr Kriminalrat. Er hat heute einen Tag Urlaub.«
    »Morgen ist er wieder im Dienst?«
    »Soweit ich weiß, ja.«
    »Bestellen Sie ihn für Mittwoch zu mir. Und jetzt rufen Sie Doktor Gerber von der Gerichtsmedizin an. Ich werde ihn in einer Stunde persönlich aufsuchen.«
    37
     
    Mittwoch, 11. Oktober 1950
     
    Wie versprochen, lag zwei Tage nach Goldsteins Gespräch mit Gerber dessen Bericht auf seinem Schreibtisch.
    Der Polizist nahm ihn zur Hand und überflog die Zeilen. Er stutzte. Da stand nichts von den Faserspuren im Schusskanal. Und auch die ungewöhnliche Verteilung der Schmauchspuren und die fehlende Stanzmarke wurden nicht erwähnt. Kein Wort von einem Kissen zur Dämpfung des Knalls. Und nichts von den Spuren am Handgelenk. Gerbers eindeutiges Fazit lautete: Selbsttötung.
    Goldstein rief ihn an, landete aber bei Gerbers Assistentin.
    »Tut mir wirklich leid, Herr Hauptkommissar. Herr Gerber hat einige Tage Urlaub. Er ist nicht zu sprechen.«
    Frustriert legte der Kommissar auf. Nach Diktat verreist. Ein Weg, unliebsame Rückfragen zu vermeiden. Aber so einfach ließ er sich nicht abwimmeln. Vor wenigen Wochen hatte der Gerichtsmediziner ihn nach einer Geburtstagsfeier in seinem Wagen mit nach Herne genommen. Er wollte ihn bis zur Teutoburgia-Siedlung bringen, Goldstein hatte jedoch darauf bestanden, sich von dem Arzt lediglich bis zu dessen Wohnung mitnehmen zu lassen. Von dort war es nicht weit bis zur nächsten Straßenbahnhaltestelle.
    Der Polizist stand auf. Er würde sich persönlich nach dem Grund für den Sinneswandel des Mediziners erkundigen.
    Gerber wohnte nicht weit entfernt vom Wasserschloss Strünkede in einem Mehrfamilienhaus mit Jugendstilfassade. Goldstein stieß die Eingangstür auf und betrat den Flur, er wusste, dass Gerber links im Erdgeschoss wohnte. Der Kommissar drückte auf den Klingelknopf. Es dauerte einen Moment, doch dann zeigten schlurfende Schritte, dass jemand zu Hause war.
    Die Tür öffnete sich und vor ihm stand Gerber, im Morgenmantel, dunkle Ringe unter den Augen. Er war unrasiert und ein intensiver Schweißgeruch ging von ihm aus. Anscheinend hatte er sich einige Tage nicht gewaschen. Der Arzt starrte ihn mit müdem Blick an.
    »Ich muss mit Ihnen reden«, begann Goldstein.
    »Wie Sie sehen, bin ich gerade unpässlich«, antwortete Gerber, dessen Aussprache vom Alkohol undeutlich war, und machte Anstalten, die Tür zu schließen.
    Schnell schob Goldstein seinen rechten Fuß in den Türspalt. »Warum haben Sie die Untersuchungsergebnisse im Fall Müller falsch dargestellt?«
    In Gerbers Gesichtszügen zuckte es. Dann trat er einen Schritt zurück. »Also gut. Kommen Sie herein«, sagte er resignierend. Er schlurfte ins Wohnzimmer. »Wollen Sie auch ein Bier?«, lallte er und ließ sich in einen Sessel fallen.
    Im Wohnraum sah es chaotisch aus. Auf dem Tisch standen zwei leere Schnapspullen, Bierflaschen lagen auf dem Boden. Ein Aschenbecher quoll über, es stank nach Schweiß, Alkohol und kaltem Rauch.
    »Nein, danke.«
    Gerber nickte, griff zu einem Bierkasten, der links neben seiner Sitzgelegenheit stand und zog eine weitere Flasche heraus. Er öffnete sie und trank mit großen Schlucken. »Hilft gegen den inneren Schweinehund. Haben Sie auch einen Schweinehund, Goldstein?«
    Als dieser nicht sofort antwortete, sprach der Mediziner weiter. »Natürlich haben Sie einen. Wir alle haben einen. Fragt sich nur, wie viel es kostet, ihn zu bestechen. Sind Sie bestechlich? Sicher. Jeder hat seinen Preis. Wie hoch ist Ihrer, Goldstein?«
    Der Polizist hörte mit wachsender Ungeduld seinem Gegenüber zu, der in Selbstmitleid versank. Als er es nicht mehr ertragen konnte, fragte er: »Warum haben Sie die Untersuchungsergebnisse verfälscht?«
    »Sie meinen den Selbstmord, der kein Selbstmord war?« Gerber lachte bitter. »Mein Schweinehund wurde gefüttert, damit er die

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