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Persilschein

Persilschein

Titel: Persilschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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dem fast wolkenlosen Himmel schien die Herbstsonne und der junge Mann machte es sich auf einem Stück Wiese gemütlich, in Sichtweise jener Laube, in der er Pauly vor einiger Zeit gesehen hatte.
    Obwohl er sich täglich für Stunden in dem Schrebergarten aufhielt, hatte er den Richter nicht mehr zu Gesicht bekommen. Da von Zeit zu Zeit Rauch aus dem Schornstein des Gartenhäuschens aufstieg, war er beruhigt. Es war also immer noch bewohnt.
    Müller verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schaute den winzigen Wolken bei ihrer Wanderung nach Osten zu.
    Irgendwann musste er eingeschlafen sein. Lautes Rufen weckte ihn. Er schreckte hoch und sah sich hektisch um. Wenige Meter von ihm entfernt stand hinter einem Zaun einer der Kleingärtner und wies ihn mit strengem Tonfall zurecht: »So weit kommt dat, dat jeder auf unser Wiese seinen Rausch ausschläft. Verschwinde, du Bengel! Sonst mach ich dir Beine.« Drohend hob er einen Rechen und wedelte damit in Müllers Richtung. »Lungerst sowieso ständig hier herum. Wat hasse eigentlich bei uns zu suchen?«
    Konrad lächelte und erhob sich. »Schon gut, ich habe ihren wertvollen Rasen ja nicht umgegraben«, entschuldigte er sich. »Und besoffen bin ich auch nicht. Ich bin lediglich etwas eingenickt. Das ist alles.« Betont lässig schlenderte er Richtung Ausgang.
    Als er die Laube Paulys passierte, meinte er, hinter einem der kleinen Fenster eine Bewegung wahrgenommen zu haben. Schnell drehte er den Kopf beiseite. Ein wenig unsicher war er durch den Auftritt des Schrebergärtners nun doch geworden. Was, wenn auch der Richter auf ihn aufmerksam geworden war? Auszuschließen war das nicht. Aber selbst wenn – Pauly wusste nicht, wer er war. Trotzdem verließ Müller die Anlage, um in einer nahe gelegenen Gaststätte eine kleine Mahlzeit einzunehmen. Danach würde er wieder zurückkehren.
    Die Kneipe war fast leer. Am Tresen hielten sich drei Männer an ihren Gläsern fest, im hinteren Bereich des Lokals saß ein einsamer Gast an einem der runden Tische. Müller nahm in der Nähe des Eingangs Platz und orderte zwei Frikadellen mit Kartoffelsalat und ein Bier. Wenig später stellte die Bedienung, eine dralle Blonde mit ausladenden Hüften, seine Bestellung vor ihm hin.
    Mit gutem Appetit begann Müller zu essen.
    Ein weiterer Kunde betrat die Wirtschaft. Müller sah kurz hoch. Für einen Moment trafen sich ihre Blicke. Der Neuankömmling war hager und groß gewachsen. Eine dunkle Haarsträhne fiel in sein Gesicht. Mit einer fahrigen Handbewegung wischte er sie beiseite. Der Kerl erinnerte an eine Ratte.
    Konrad Müller zahlte und machte sich wieder auf den Weg zurück zum Schrebergarten. Den Rest des Tages verbrachte er mit kürzeren Spaziergängen zwischen den Parzellen, ausgiebigen Ruhepausen auf einer kleinen Bank in Eingangsnähe und dem Verbrauch fast einer ganzen Schachtel Zigaretten.
    Mittlerweile hatte die Dämmerung eingesetzt. Erste, besonders helle Sterne waren am östlichen Himmel auszumachen. Der Vollmond hing groß über dem Horizont. Die Vögel hatten ihr Gezwitscher eingestellt und es war ruhig in der Schrebergartenanlage geworden. Nur von der nahen Straße war gelegentlich das Hupen eines Fahrzeugs und das Kreischen der Straßenbahn zu hören.
    Müller beschloss, seinen Posten für heute aufzugeben. Er warf einen letzten Blick auf Paulys Laube, als dort plötzlich eine Lampe aufleuchtete. Die Tür wurde geöffnet und Müller machte einen weiteren Mann aus, der mit dem Rücken zu ihm im Türrahmen stand. Fetzen eines Gesprächs wehten zu ihm her. Worüber wurde da gesprochen?
    Vorsichtig schlich Müller näher. Er war keine zwanzig Meter mehr von dem Holzhaus entfernt, als das Licht wieder ausging. Völlig blind stand er da und hörte das Schlagen einer Tür. Dann hatten sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt und er erkannte, dass die Tür zur Laube geschlossen war. Nicht die geringste Spur von Pauly und dem anderen Kerl.
    Müller zuckte mit den Schultern und wollte sich gerade zum Gehen wenden, als er leises Flüstern aus Richtung des Grundstücks hörte. Gespannt stierte er in die Finsternis, aber er sah niemanden. Und was da geflüstert wurde, verstand er auch nicht.
    Hinter ihm knackte ein Zweig. Müller fuhr herum. Die Ratte aus dem Gasthaus schwang einen Holzknüppel über dem Kopf und Konrad konnte nicht mehr ausweichen. Krachend traf ihn der Schlag auf die Stirn. Ein heftiger Schmerz überrollte seinen Körper. Kleine Lichtpunkte tanzten vor seinen

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