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Persilschein

Persilschein

Titel: Persilschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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Augen. Die grinsende Ratte wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann fiel Müller auf die Knie. Er wurde bewusstlos.
    43
     
    Freitag, 13. Oktober 1950
     
    Kaum war er wieder in Herne, betrat Goldstein die Hauptpost und rief Markowsky an.
    »Hast du eigentlich immer noch die Akte über den Raubüberfall auf diesen Allemeyer auf dem Schreibtisch liegen?«, fragte er seinen Kollegen.
    »Ja, warum?«
    »Kannst du sie mir in das Café an der Behrensstraße bringen? Ich warte dort auf dich.«
    »Wo bist du?«
    »In der Post.«
    »Aber das ist doch nebenan. Warum kommst du nicht einfach in mein Büro?«
    »Saborski hat mich beurlaubt. Ich möchte nicht, dass mich jemand sieht. Vor allem nicht Schönberger.«
    »Was hat Schönberger mit deiner Beurlaubung zu tun?«
    Goldstein ärgerte sich, dass ihm der Name seines Kollegen, den er verdächtigte, gemeinsame Sache mit Kriminellen zu machen, herausgerutscht war. Deshalb erläuterte er: »Eigentlich nichts. Wir haben nur im Moment, sagen wir, ein paar Probleme miteinander. Gibt sich sicher bald wieder. Bringst du mir nun die Akte? Ich möchte sie nur überfliegen. Es dauert nicht lange.«
    Markowsky seufzte. »Einverstanden. Du hast ja noch wegen dem Geburtstag meines Sohnes einen gut bei mir.«
    Nach diesem Gespräch wählte Goldstein ein zweites Mal, um im Vorzimmer Trasses anzurufen. Als sich die Sekretärin meldete, erklärte er ihr, dass er bei seinem Besuch die letzte Adresse Allemeyers vergessen habe. Ob sie ihm diese telefonisch durchgeben könne?
    »Einen Augenblick.«
    Goldstein zückte Bleistift und Notizblock.
    »Hören Sie?«
    Sie gab ihm die Anschrift, brachte aber ihren Zweifel daran vor, dass Goldstein ihn dort erreichen könne. Schließlich habe der Geldbote ja nach Kanada auswandern wollen.
    Der Hauptkommissar notierte die Adresse, bedankte sich und legte auf.
    Es waren nur wenige Meter bis zu dem Café. Goldstein trat durch die Tür und den schweren, roten Stoffvorhang, der die Gäste vor Zugluft schützte. Das Lokal war schlecht besucht. Zwei ältere Damen unterhielten sich leise an einem der hinteren Tische und an der langen Theke studierte ein Mann bei einem Kaffee die Tageszeitung.
    Goldstein suchte sich einen Platz an der Fensterfront, um Markowsky schon früh ausmachen zu können. Es dauerte keine zehn Minuten, da kam sein Kollege die Straße entlang. Der Kommissar winkte ihm durch das Fenster zu. Wenig später saß Markowsky neben ihm, einen heißen Kakao vor sich und schob Goldstein die Akte hinüber.
    »Hier.«
    Der Hauptkommissar lehnte sich zurück und legte die Zigarettenschachtel, die er am Bahnhof gekauft hatte, beiseite. Dann griff er zu der Akte. Vieles, was er las, war ihm bekannt, anderes unwichtig. Die meisten Seiten überblätterte er schnell. Etwa in der Mitte der Unterlage fanden sich die Hinweise auf den Tathergang. Allemeyer war von dem Räuber am späten Abend unmittelbar vor der Hausbank Trasses in der Bochumer Innenstadt überfallen und mit vorgehaltener Waffe zur Herausgabe der Geldkassette genötigt worden. Als er der Aufforderung nicht sofort nachgekommen war, schoss ihm der Täter in den Fuß und flüchtete mit der Geldkassette. Die Tageseinnahmen von zwei Kaufhäusern Trasses in Höhe von über zwanzigtausend Mark waren verloren. Allemeyer hatte ausgesagt, er habe in der Dunkelheit die maskierte Person kaum gesehen und wisse deshalb nicht, wie sie ausgesehen habe. Dunkle Kleidung habe sie getragen. Das sei alles. Ein Zeuge, der zufällig in der Nähe gewesen war, bestätigte zwar den Tatablauf, sah sich aber ebenfalls außerstande, den Täter zu beschreiben. Die vollständige Aussage des Zeugen, so der Bericht der ermittelnden Kollegen, befände sich hinten in der Akte.
    Goldstein suchte nach diesem Blatt. Als er jedoch den Namen des Augenzeugen las, stellten sich ihm die Nackenhaare hoch. Unterschrieben war die Schilderung von einem gewissen Paul Krönert.
    »Was hat dich denn so erschreckt?«, erkundigte sich Markowsky.
    Der Kommissar schlug den Vorgang zu und reichte ihn seinem Kollegen. »Das erzähle ich dir später.«
    »Hm. Wie du meinst.« Markowsky schien verärgert, was ihm Goldstein nicht verdenken konnte. Aber er wollte zu diesem Zeitpunkt noch niemanden einweihen – immerhin wusste er nicht, wem er im Präsidium vertrauen konnte. Zudem tappte er selbst noch im Dunkeln.
    Schnell wechselte er das Thema: »Hast du dir eigentlich das letzte Spiel von Schalke angeschaut?«
    Markowsky war ein glühender

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