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Persilschein

Persilschein

Titel: Persilschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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Verehrer der Gelsenkirchener Mannschaft.
    »Natürlich! Ein tolles Spiel.«
    Die beiden Männer nahmen sich die Zeit, einige Minuten über Fußball zu fachsimpeln. Dann erhob Goldstein sich. »Lass uns demnächst ein Bier trinken, ja? Mittwoch?«
    »Einverstanden.«
    Der Hauptkommissar schlug Markowsky kumpelhaft auf die Schulter. »Danke für die Akte. Und bestell dir noch etwas zu trinken. Die Rechnung geht auf mich.«
    Auf der Straße steckte der Hauptkommissar sich eine Kippe in den Mund und nahm einen tiefen Zug. Ein rascher Blick auf seine Notizen verriet ihm, dass Allemeyer in der Bahnhofstraße 25 gewohnt hatte. Das war nicht weit.
    Bei der Adresse angekommen, fand sich auf den Messingschildern neben den Klingelknöpfen kein Allemeyer. Und auch Goldsteins Nachfragen bei anderen Hausbewohnern blieben ohne Ergebnis. Der Gesuchte sei, so die übereinstimmende Auskunft, kurz nach seiner Genesung ausgezogen. Wohin wusste keiner. Nur eine Rentnerin meinte, ihren früheren Nachbarn noch vor einigen Tagen in der Herner Innenstadt gesehen zu haben. Da ihr Augenlicht nicht mehr das Beste sei, können sie das natürlich nicht mit Sicherheit sagen. Aber gehinkt hätte der Mann, den sie für Allemeyer gehalten habe.
    Goldstein nickte. Er hatte nicht wirklich erwartet, dass der Geldbote des Kaufhauses Trasse noch unter seiner alten Adresse anzutreffen war. Aber den Versuch war es wert gewesen. Wenn die alte Dame sich nicht geirrt hatte, hielt sich Allemeyer ja noch in Herne und Umgebung auf.
    Und vielleicht hatte er ja vor dem Hotel in Gelsenkirchen gestanden.
    44
     
    Samstag, 14. Oktober 1950
     
    Als er erwachte, war es dunkel. Immer noch oder schon wieder? Er hatte keinen Schimmer, wie lange er bewusstlos gewesen war.
    In seinem Schädel brummte ein Bienenschwarm. Sein Mund fühlte sich pelzig an und er verspürte Durst. Als er mit der Zunge über seine Mundwinkel tastete, bemerkte er verkrustetes Blut. Er erschrak: Seine Hände und Beine waren gefesselt. Der rechte Arm eingeschlafen und schon völlig taub. Mühsam drehte er sich auf den Rücken, um die Blutzirkulation in seinen Extremitäten in Gang zu bringen.
    Konrad Müller versuchte, seine Erinnerungen zu sortieren. Das Rattengesicht aus der Gaststätte hatte ihn mit einem Prügel niedergeschlagen. Vermutlich ein Partner Paulys. Müller stöhnte auf bei dem Gedanken, mit welchem Leichtsinn er vorgegangen war. Er hätte besser auf der Hut sein sollen. Pauly war gefährlich und er hatte sich wie ein dummer Junge benommen.
    Das Einschalten des Lichts. Die Stimmen. Das Flüstern. Alles nur Täuschung, um seine Aufmerksamkeit zu erregen und ihn abzulenken! Damit die Ratte Gelegenheit fand, sich von hinten anzuschleichen. Wie lange wusste Pauly wohl von seinem Beschattungsversuch? Tage? Oder gar Wochen? Was war er doch für ein Idiot. Für Selbstmitleid blieb ihm keine Zeit – er musste hier raus. Und das schnell.
    Schritte näherten sich. Konrad Müller ließ sich sofort wieder auf die Seite fallen und schloss die Augen. Er musste Ruhe bewahren.
    Dann das metallische Geräusch eines sich drehenden Schlüssels. Das Knarren der sich öffnenden Tür. Ein schwacher Lichtschein drang durch seine geschlossenen Lider.
    »Ist unser Freund noch bewusstlos?«, fragte jemand.
    »Sieht ganz danach aus.« Eine andere Stimme.
    Eine Person kam näher und trat ihm mit voller Wucht in den Magen. Müller biss sich auf die Lippen, um keinen Laut von sich zu geben.
    »Tief und fest.« Das war wieder die zweite Stimme. Befehlsgewohnt.
    »Du hast ihn nicht geknebelt. Hol das nach. Ich will nicht, dass er nach seinem Aufwachen hier herumschreit. Da vorne hängt ein Lappen. Nimm den.«
    Ein Stück Stoff wurde zerrissen.
    »Warum schnüffelt der hinter uns her?«
    »Woher soll ich das wissen? Er ist mir vor einigen Tagen schon aufgefallen. Da habe ich ihm keine große Bedeutung beigemessen. Im Schrebergarten lungern häufiger junge Burschen herum, treffen sich mit ihren Mädchen. Aber der da blieb immer in der Nähe der Laube. Deshalb habe ich genauer auf ihn geachtet und dich kommen lassen.«
    »Und was machen wir jetzt mit dem Kerl?«
    »Ich habe mit meinem Onkel gesprochen. Er muss verschwinden. In fünf Stunden öffnen die Geschäfte. Ich besorge Chloroform, damit er tagsüber ruhig bleibt. Heute Nacht schaffen wir ihn weg.«
    Müllers Herz schlug so heftig, dass er meinte, es würde zerspringen. Das mussten sie doch hören! Gleich würde sich jemand über ihn beugen und

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