Persische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
diverse Schals, mit denen sie ihr Haar bedecken konnte. Doch der Stoff war etwas ganz anderes: Ganz fein und leicht glitt er über ihren Körper und streichelte sie förmlich, als sie ihn überstreifte.
Shahira saß auf dem Bett und strich sich wieder und wieder über den Oberschenkel. Sie war fasziniert von dem zarten Gespinst, das sich wie eine zweite Haut auf ihre legte.
Die Tür ging auf, und der Kommandant kam ohne einen weiteren Gruß herein, gefolgt von zwei Soldaten. Alle trugen die Wappen auf ihren Tuniken, und auch wenn sie diesmal keine Kettenhemden sah, waren die Krummschwerter an den Hüften der Männer bedrohlich genug.
»Steh auf.« Das Gesicht des Kommandanten war verkniffener als in der vorangegangenen Nacht. Shahira legte den Kopf schief und musterte ihn. »Wo gehen wir hin?«
»Er will dich sehen.«
Shahira stand auf und stemmte die Hände in die Hüften. »Wer ist er?«
Der Kommandant wandte sich zu den beiden Soldaten um, und auf ein kurzes Handzeichen entfernten sie sich aus dem Raum. »Erinnerst du dich an meine Worte? Wir sind auf der Suche nach den Assassinen.«
»Von denen hattest du gesprochen. Die Männer in der Festung, nicht wahr?«
Der Kommandant nickte. »Sie sind schlimmer als jede Plage, die das Land bisher getroffen hat und verheerender. Ihr Tagwerk besteht nur aus Mord und Totschlag. Wo sie auftauchen, bringen sie Unheil über die Menschen. Von Kindesbeinen an werden diese Männer zu lautlosen Schatten erzogen, die tödlicher als jede Armee sind. Und sie wollen die Ordnung des Kalifen stören.«
»Was meinst du damit?«, fragte Shahira fassungslos.
»Sie planen, den Kalifen zu ermorden. Es gibt mehrere Bünde von ihnen – sie nennen sich Bruderschaften. Jede Bruderschaft besteht aus mehreren Assassinen. Der Ring der Bruderschaften wird von einem einzigen Mann beherrscht, der allen Bünden vorsteht. Er wird von allen nur der Alte genannt und kontrolliert jeden einzelnen Assassinen. Sie alle sind ihm zu absolutem Gehorsam verpflichtet. Er ist derjenige, der den Auftrag für den Tod unseres Kalifen erteilt hat. Wir müssen ihn unbedingt finden und daran hindern, seinen Plan auszuführen.«
Shahira runzelte die Stirn. »Hat schon einmal jemand diesen Alten gesehen?«
»Nein. Aber wir hoffen, dass du uns weiterhelfen kannst.«
»Du hast mir immer noch nicht gesagt, wer ›wir‹ ist.«
Der Kommandant öffnete den Mund, doch er kam nicht dazu zu antworten, denn in diesem Moment betrat eine weitere Person den Raum. Sie war hochgewachsen und ebenso kräftig gebaut wie der Kommandant. Sie trug aber keine Kriegskleidung, sondern war in edle Gewänder aus Seide und Brokat gehüllt. Ihre Schritte waren kaum zu hören, als sie sich ihnen näherte. Shahira konnte die Augen dabei nicht von ihrem Gesicht abwenden – es strahlte und glitzerte im Licht der Sonne. Wo andere Menschen Fleisch und Haut besaßen, glänzte bei diesem Mann nur Gold. Die Gesichtszüge waren perfekt, wie das einer Statue, gegossen in edles Metall. Das Haar war unter einem Turban verborgen, dessen langes Ende ihm wie eine Haarsträhne auf der Schulter lag und mit aufgestickten Perlen und Diamanten verziert war.
Der Kommandant musste ihr nicht erklären, wen sie vor sich hatte. Shahira fiel auf die Knie und presste ihre Stirn auf den Marmorboden. »Beherrscher der Gläubigen«, murmelte sie. Auch wenn ihre Mutter niemals damit gerechnet hätte, dass Shahira vor den mächtigsten Mann des Reiches treten würde, so hatte sie ihr doch, wie auch allen anderen Kindern im Dorf, beigebracht, wie man den Kalifen zu begrüßen hatte.
Shahira hob leicht den Kopf und sah direkt vor sich die Spitzen zweier seidener Schuhe. »Ist sie das?«, fragte eine warme Stimme, die durch die Goldmaske hohl klang.
»Die Frau, die uns zum Versteck des Qum’aman-Bundes geführt hat, ja«, erwiderte der Kommandant. »Sie ist seit gestern in eurem Palast, Sajidi.«
Shahira wagte es, sich aufzurichten und wieder aufzustehen. Den Blick hielt sie gesenkt, bis die Hand des Kalifen sich unter ihr Kinn legte und ihren Kopf anhob. »Sie ist hübsch. Aber sie ist nichts Besonderes«, sagte er abwesend, und sie konnte sehen, dass er sie durch die Augenschlitze in der Maske betrachtete. Seine Augen waren dunkel, fast so schwarz wie eine wolkenverhangene Nacht. Sie konnte darin so gut wie gar nichts lesen. Aber was hatte sie erwartet? Wenn sie ehrlich war, etwas Beeindruckenderes. Dieser Mann, der sie so ausdruckslos ansah, war der Beherrscher
Weitere Kostenlose Bücher