Persische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
zierliche Frau ihn plötzlich derart herausforderte, doch er nickte dem Mann, der sie festhielt, zu. Der hielt sie noch immer fest, versuchte aber nicht mehr, sie wegzuzerren.
»Warum habt ihr mich mitgenommen? Was wollen die Männer des Kalifen von mir?«
Der Anführer beugte sich zu ihr, und ein erdiger, nicht unangenehmer Geruch drang in ihre Nase. »Du weißt also, wer wir sind?«
Sie deutete mit einem Nicken auf das Wappen auf seiner Brust: »Euer Zeichen verrät euch«, log sie. Doch anscheinend lag sie damit richtig. Der Anführer beugte sich noch näher und verzog die Mundwinkel nach unten.
»Du hast gewusst, wer wir sind, und hast uns dennoch von den Assassinen erzählt? Mädchen, entweder bist du sehr dumm, oder du verfolgst einen Plan, den ich noch nicht durchschaut habe. Aber das werde ich noch, das verspreche ich dir.«
Shahira presste die Lippen aufeinander. Es gab keinen Plan – nur ein dummes Mädchen aus der Wüste, dass in blinder Verliebtheit einem Mörder nachgelaufen war. Einem Assassinen.
Endlich verstand sie.
»Ihr seid mir gefolgt – nur wegen mir habt ihr die Burg gefunden!«
Der Anführer verschränkte die Arme vor der breiten Brust und legte nachdenklich den Kopf schief. Er musterte sie lange Zeit nur schweigend und schüttelte dann den Kopf. »Du hast es wirklich nicht gewusst, oder?«
»Was?«
»Dass wir auf der Suche nach ihrem Unterschlupf waren.«
Sie senkte den Blick. »Ich war auf der Suche, wie ihr auch. Nur war das Ergebnis eurer Suche weitaus blutiger als das meine.«
Der Anführer hob eine Braue und legte ihr eine Hand auf die Schulter, die sich eher wie eine Pranke anfühlte denn wie eine menschliche Hand. »Du solltest dennoch wissen, dass du dem Kalifen einen großen Dienst erwiesen hast.«
Shahira wollte mehr erfahren, doch ihr Körper ließ sie im Stich. Sie spürte, wie ihr die Knie weich wurden, und fast wäre sie gegen den Anführer gefallen.
Der legte seine andere Hand auf ihre andere Schulter und richtete sie halbwegs auf. »Wir vertagen die Befragung. Geh mit meinen Männern. Du wirst Zeit haben, um dich auszuruhen und dich zu säubern.«
Shahira nickte dankbar. Stumm folgte sie dem Soldaten, der sie noch immer am Arm hielt. Er führte sie aus dem Hof zu einem Gang, der nicht so recht zu dem reich mit Marmor geschmücktem Innenhof passen wollte – der Hof selbst hätte wohl Shahiras ganzem Dorf Platz geboten, doch der Flur, durch den sie gingen, war gerade breit genug, dass sie und der Soldat nebeneinander gehen konnten.
»Wo bin ich hier?«, traute sie sich nun doch zu fragen. Der Soldat sah weiter nach vorn. »Im Palast des Kalifen.«
Shahira lief einen Schritt schneller. »Im Palast? Das heißt, der Kalif ist auch hier?«
Der Mann zuckte mit den Schultern und sein Kettenhemd rasselte im Halbdunkel des Flurs. »Das wissen seine Diener und die Vertrauten. Ich bin ein Fußsoldat, nichts weiter.«
Die Worte klangen nicht bitter, dafür aber endgültig. Shahira schwieg bedrückt und ging weiter neben ihm her. Irgendwann verbreitete sich der Gang und mündete in einen breiten Flur, der wesentlich besser zu dem Innenhof passte als der Gang. Hier war der Boden mit Marmor ausgekleidet, und die Wände waren mit Reliefs aus Alabaster geschmückt. Die vorherrschenden Farben waren weiß und ein helles Rostrot. Große Fensteröffnungen durchbrachen eine der Wände, davor sah Shahira Läden aus kunstvoll geschnitztem Holz. Der Duft des Holzes vermischte sich mit dem Aroma der Jasminblüten vor den Fenstern.
Der Soldat führte sie den Flur entlang und hielt schließlich vor einer schlichten Holztür. »Da drin findest du alles, was du brauchst. Der Kommandant wird dich morgen früh nach dem zweiten Gebet aufsuchen. Sei bereit und angekleidet, wenn er zu dir kommt.«
Shahira wollte ihm noch weitere Fragen stellen, doch sie erhielt keine Gelegenheit, denn der Soldat drehte sich ohne jeden weiteren Gruß um und ließ sie allein zurück.
Kian presste die Lippen aufeinander und ballte die Hand zur Faust. Er hieb damit gegen die Außenmauer des Hauses und biss sich auf die Zunge, um nicht laut und frustriert aufzuschreien. Ausgerechnet die Männer des Kalifen! Diese verdammten Hunde.
Er wandte den Blick vom Innenhof des Kalifenpalastes ab und versuchte sich zu beruhigen. Eigentlich hatte er gehofft, dass Shahira es auf eigene Faust aus der Festung schaffen würde, aber er wusste selbst, wie dumm diese Vorstellung war. Inmitten des Chaos, das die Soldaten des
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