Persische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
Kalifen in der Feste verursacht hatten, hatte er keine Zeit gehabt, einen Rettungsplan für Shahira zu ersinnen. Er musste so tun, als wäre sie ihm egal, sonst hätten entweder der Alte oder Karad sie auf der Stelle getötet.
Das war seine Aufgabe gewesen – das zu töten, was er am meisten liebte. Nur dann wäre er endlich ein vollwertiges Mitglied der Bruderschaft geworden. Dieser Prüfung mussten sich alle zukünftigen Assassinen unterziehen, zum Zeichen, dass sie ihr ursprüngliches Leben hinter sich ließen und sich ganz und gar dem Bund verschrieben.
Damals, als die Zeit für seine Prüfung gekommen war, war Kian sich noch sicher gewesen, dass er es tun konnte. Dieses Mädchen aus der Wüste, das ihn mit der Narbe gezeichnet hatte, und das ihm seit Jahren nicht aus dem Sinn ging – sie war alles, was ihn noch mit seinem alten Leben verband, und ihr Tod würde ihn von allen Zwängen befreien, damit er ganz der Bruderschaft gehörte.
Und dann hatte er sie gesehen – und er hatte es nicht tun können. Um nichts auf der Welt hätte er ihr wehtun oder sie gar töten können. Er wusste, dass er damit sein und ihr Leben aufs Spiel setzte, aber nicht einmal als sie sich selbst angeboten hatte, hatte er es tun können.
Der Preis war hoch gewesen. Sie hatte ihr altes Leben verloren, und nur, weil er keine Kontrolle über seine Triebe hatte. Er hatte gehofft, dass sie in Isfahan ein neues Leben finden würde, eines, in dem sie wieder glücklich werden konnte. Doch sie hatte ihn gesucht und sogar gefunden!
Kian musste ihr Leben um jeden Preis schützen. Wenigstens das konnte er für sie tun, wenn er sie schon nicht glücklich machen konnte. Auch wenn das bedeutete, dass sie ihn wegen seines Verrats von nun an hassen würde.
»Kian.« Karads Stimme war dunkel und kratzig von der Halswunde, die ihm einer der Soldaten beigebracht hatte. Die Wunde ging nicht tief, doch hatte sie lange nicht aufhören wollen zu bluten. Kian hatte eigentlich damit gerechnet, dass sein Rivale erst seine Wunden auskurieren würde, anstatt ihm nachzuspionieren. Er wurde nachlässig.
Nur langsam drehte Kian sich um. »Gehen wir zurück«, sagte er.
»Tu nicht so, als würdest du einen Auftrag ausführen. Warum bist du dem Karren bis hierher gefolgt? Wir wissen alle, wer mehr als die Hälfte unseres Bundes ausgelöscht hat.« Karad spuckte aus, direkt vor Kians Füße »Also, was hast du hier zu suchen?«
»Ich wollte das Gesicht des Anführers sehen«, log er. »Er ist verantwortlich für den Angriff auf die Festung. Ich will wissen, wer es ist und herausfinden, wie er uns finden konnte. Wenn er uns einmal aufspüren konnte, kann er es vielleicht wieder tun. Das Risiko will ich nicht eingehen.«
Das Argument war treffend, auch wenn Kian deutlich das Misstrauen in Karads Gesicht sah. Doch sein Rivale sagte nichts weiter. Er nickte Kian zu, der sich widerwillig vom Anblick des Hofes abwandte und Karad nach einer Weile folgte.
Bestimmung
Sie hatte noch nie in einem Bett wie diesem geschlafen. Sie hatte sich überhaupt noch nie in einer Umgebung wie dieser aufgehalten. Shahiras Geburtshaus war einfach gewesen, zweckmäßig und funktional. Wände, um Hitze am Tag und Kälte in der Nacht fernzuhalten, und ein Dach als Schutz vor den Sandstürmen aus der Wüste.
Ihr Zimmer im Palast war nicht zum Schutz vor Wind und Sand gedacht. Es sollte Luxus und Komfort bieten. Die Wände waren nicht aus Lehm oder Dung, sondern aus echtem Stein. Sonnenlicht fiel durch die großen offenen Fenster und die Aussparungen in den Außenwänden, die mit Schnitzereien von Vögeln und Blättern verziert waren.
Das Bett stand an der Wand gegenüber und hätte noch drei weiteren Personen Platz geboten; es besaß Laken aus Seide und Decken aus Brokat. Shahira war in den weichen Kissen fast verschwunden, nachdem sie sich gewaschen und ausgezogen hatte. Der Schlaf hatte sie schnell übermannt, und sie hatte länger geschlafen als sonst. Als sie die Augen aufschlug, war die Sonne bereits aufgegangen.
Der Muezzin rief gerade zum zweiten Gebet; Shahira sprang hastig auf und wusch sich mit Wasser aus der Waschschüssel. Anschließend nahm sie sich Kleider aus der Truhe neben dem Bett. Sie war sich nicht sicher, ob das gestattet war, doch die blutbesudelten Kleider des Vortages wieder anzuziehen, war ihr zutiefst zuwider.
Der Schnitt der Kleider in der Truhe unterschied sich nicht sonderlich von Shahiras üblicher Kleidung – eine leichte Hose und ein Kaftan sowie
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