Persische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
Jahren war er hinter dem Alten her, und unzählige Male war er ihm so nahe gekommen, dass er ihm den Zipfel seines Bartes hätte abschneiden können. Und doch war der verdammte Alte ihm immer wieder entwischt. Ahman wusste nicht, wie lange er diesen Kampf noch führen konnte. Sinan I. war ebenso daran interessiert gewesen, die Assassinen auszulöschen, wie Ahman selbst, doch sein Sohn verlor mehr und mehr das Interesse am Regieren, an seinem Land und an den Staatsgeschäften. Er vertraute Ahman, doch der konnte sich nicht gleichzeitig um die Suche nach den Assassinen und den immer gelangweilt wirkenden Kalifen kümmern.
Außerdem gab es da noch Janika …
Die schöne junge Frau des Kalifen war erst vor zwei Jahren in den Palast gekommen, und doch fühlte es sich für Ahman an, als wäre es eine Ewigkeit. Vom ersten Augenblick an hatte sie ihn mit ihren dunklen Augen eingefangen und nicht mehr losgelassen. Sie war als Braut in den Palast gekommen, doch er wusste, dass Sinan sie nur einmal angerührt hatte.
Es war nicht mehr als ein kleiner Wink von ihr notwendig, und schon brachen Ahmans Grundsätze völlig ein, und er konnte nicht anders, als ihr zu verfallen. Er hätte für keine andere Frau seine Ehre gebrochen und die Frau eines anderen berührt, aber Janika … Janika war nicht irgendeine Frau. Und Ahman konnte sie nicht einmal zu seiner Frau machen.
Er hatte sie schon zu lange angestarrt. Sie merkte es immer, wenn er das tat. Während Shahira weiter auf die Zielscheibe warf, wandte Janika ihm den Kopf zu. Sie lächelte breit, und er sah ein verheißungsvolles Versprechen in ihren Augen aufblitzen.
Beschämt senkte er den Blick. Sie konnte ihn mit einem Blick in Verlegenheit bringen, ihn, der ganze Armeen befehligt hatte. Unwillkürlich musste er lächeln.
»Kommandant, wir haben neue Nachricht von den Spähern!« Der Soldat, der in den Hof gelaufen kam, war blass. Janika und Shahira hielten in ihren Übungen inne und beobachteten den Mann, der zielstrebig auf Ahman zuhielt und ihm ein eingerolltes Stück Pergament reichte. Ahman nahm es entgegen und überflog die Zeilen. Dann las er sie noch einmal und sah in das Gesicht des Soldaten, dessen Angst den Inhalt des Schreibens bestätigte. »Und es ist sicher?«
»Ja, Herr.«
»Was ist passiert?«, fragte Shahira. Ahman steckte das Pergament in eine Tasche an seinem Schwertgürtel »Die Bruderschaft hat ein Dorf vor den Toren Isfahans ausgelöscht. Sie haben sich nicht einmal Mühe gegeben, es zu verschleiern, und es gibt Spuren, die zu einem neuen Versteck des Alten führen könnten.«
Janika warf den Dolch zu Boden. »Du weißt, dass das eine Falle ist«, sagte sie eindringlich, und er wusste genau, was sie sagen wollte – geh nicht. Es ist zu gefährlich. Ich werde dich verlieren.
»Ja«, sagte er knapp. »Aber wenn auch nur der Hauch einer Chance besteht …«
»Ich gehe hin.«
Selbst der Soldat starrte Shahira an, als sie das sagte, ebenso wie Janika und Ahman. »Ich gehe hin«, wiederholte Shahira mit fester Stimme und steckte den Dolch in ihren Gürtel. Ahman schüttelte entschieden den Kopf »Nein, auf keinen Fall.«
»Es ist zu gefährlich«, fügte Janika hinzu.
Um Shahiras Mund erschien ein harter Zug, und ihre Hand tastete nach dem Medaillon in ihrem Dekolleté. »Es ist eine Chance«, erwiderte sie. »Ich bin jetzt seit fast drei Wochen im Palast, und ich weiß, warum du mich hierbehältst, Ahman. Aber nichts rührt sich. Ich habe Kian nicht mehr gesehen seit dem Überfall auf die Festung, und ich werde ihn hier auch nie wiedersehen. Wenn ich gehe und diesen Spuren folge, wird Kian kommen. Und dann kannst du ihn fangen.«
»Ich kann dich da draußen nicht schützen!« Was dachte sich dieses Kind eigentlich? Es war kein Spiel, das sie spielten, es handelte sich um bitteren blutigen Ernst. Sie hatte sich mit einem Assassinen eingelassen und nur durch Glück überlebt. Es war eine Sache, einen Köder in einem geschützten Umfeld wie dem Palast auszulegen, doch eine ganz andere, ihn mitten in ein Becken mit Raubfischen hineinzuwerfen, die schon mit weit aufgerissenen Mäulern auf ihn warteten.
»Ich kann hier drin ebenso gut sterben wie da draußen.« Shahira trat dicht vor ihn; sie reichte ihm gerade einmal bis zur Brust, doch sie strahlte eine solche Willenskraft aus, dass er versucht war, einen Schritt zurückzutreten. Auf diese Weise hatte sie ihn auch angesehen, als er sie aus dem Karren geholt hatte. Dieser Trotz und diese
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