Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten
Lebensalter der dargestellten Personen abgefragt wurde. Die Amygdala verrichtete dabei also automatisch ihre Arbeit.
Diese und viele andere Untersuchungen machen deutlich, dass wir bei jeder Begegnung unbewusst Signale über unsere inneren Zustände und unsere Glaubwürdigkeit ausstrahlen, und dass wir ebenso unbewusst solche Signale registrieren und bewerten – d. h. das limbische System tut dies. Diese Signale der Glaubwürdigkeit und Aufrichtigkeit sind die wichtigsten Komponenten einer Kommunikation, denn sie dringen in diejenige Ebene ein, die für die Verhaltenssteuerung die wichtigste ist, nämlich die mittlere (und zum Teil untere) limbische Ebene. All dies läuft natürlich bei jeder Begegnung zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter ab, und zwar meist intensiver, als es sonst der Fall ist, denn hier kann viel mehr schief gehen.
Mit anderen Worten: Wenn eine Person als Vorgesetzter oder auch als Privatmensch jemanden dazu bringen will, sein Verhalten so zu ändern, wie die Person es will, so ist dies vor allem anderen eine Frage der eigenen Vertrauenswürdigkeit.
Der Vorgesetzte als Vorbild
Neben den nichtverbalen Kommunikationssignalen »Glaubwürdigkeit« und »Aufrichtigkeit« ist das vorbildliche Verhalten des Vorgesetzten das Wichtigste, um bei Mitarbeitern den Boden für Veränderungen vorzubereiten. Kurz und knapp: Der Vorgesetzte muss ein Vorbild in all dem sein, was er von seinen Mitarbeitern fordert. Das ist so einfach, dass man sich fast schämt, es auszusprechen, aber in vielen Fällen wird dieses Postulat dennoch nicht beachtet. Hierbei geht es nicht nur um Primärtugenden wie Gerechtigkeit, Mut und Mäßigung, sondern insbesondere auch um die vieldiskutierten Sekundärtugenden wie Höflichkeit, Fleiß, Disziplin, Pflichtbewusstsein, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Gewissenhaftigkeit und Ordnungssinn.
Das hört sich sehr idealistisch an, ist aber ganz pragmatisch gemeint. Die Kernfrage für den Mitarbeiter lautet ja: »Warum soll ich ihm vertrauen? Was in seinem Verhalten sagt mir, dass er hinter dem steht, was er von mir fordert?« Diese Frage wird beim Mitarbeiter nicht auf der Ebene des rationalen Bewusstseins, sondern des diffusen Gefühls der Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit des Chefs oder auf der unbewussten Ebene entschieden.
Die Grundbotschaft an den Mitarbeiter muss lauten: »Ich nehme mir Zeit, dich kennen zu lernen, dir die Sache zu erklären, einzelne Schritte detailliert durchzugehen, deinen individuellen Vorteil erkennen zu lassen. Ich will, dass du deine Möglichkeiten kreativ einsetzt oder gar erweiterst – es wird sich für uns beide lohnen. Ich bin glaubwürdig, ich will dir ein Vorbild sein.«
Wie gehe ich mit den unterschiedlichen Typen
von Mitarbeitern um?
Es gibt fünf Typen von Mitarbeitern: (1) Die leistungsfähigen Selbständigen, (2) die weniger leistungsfähigen Willigen, (3) die Faulen, (4) die Widerspenstigen und (5) die Oppositionellen vom Dienst. Bei den Selbständigen besteht nur die Gefahr, dass sie zu selbständig werden. Man muss klare Absprachen treffen, auf Risiken hinweisen, regelmäßige Treffen und regelmäßige Kontrollen vereinbaren. Ansonsten sollte man sie innerhalb klarer Vorgaben das machen lassen, was sie bisher sehr gut getan haben. Das stellt den Vorgesetzten manchmal auf eine harte Geduldsprobe. Die leistungsschwächeren Willigen und Bemühten benötigen unsere besondere Hilfe. Bei ihnen stellt sich meist heraus, dass sie am falschen Platz sind. Mithilfe eines Experten müssen dann die wahren Begabungen und Eignungen identifiziert werden – an Motivation fehlt es ihnen ja nicht. Die faulen Mitarbeiter sind faul entweder aufgrund ihres Temperaments oder aufgrund fehlender Motivation. Diese Frage muss man klären, und eventuell wird man durch eine richtige Motivation eine Überraschung erleben. Ansonsten muss man sich von ihnen trennen. Die Widerspenstigen könnten ebenfalls Motivationsprobleme haben, denen man nachgehen muss. Widerspenstiges Verhalten oder Verweigerung sind häufig ein Signal an den Vorgesetzten, »Ich brauche deine Hilfe!«
Von den Oppositionellen vom Dienst, den Querulanten und Intriganten muss man sich radikal trennen. Sie ernst zu nehmen oder ihnen gar nachzugeben wäre genau das falsche Signal, und zwar für diese Personen selbst. Sie beschweren sich ja nicht um einer Sache willen, sondern aus einer tiefen Unsicherheit und Verzweiflung heraus, die im Querulantentum ihren Ausdruck findet. Das
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