Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten
eng gepackter Nervenzellen (allgemein Kerne, lateinisch Nuclei genannt) und ist mit der Hirnrinde über auf- und absteigende Fasern verbunden, die das thalamo-corticale System bilden. In den Kernen des dorsalen Thalamus enden die vom Auge, vom Ohr, vom Gleichgewichtsorgan, von der Haut und den Muskeln kommenden sensorischen Bahnen und werden auf Bahnen zur Hirnrinde umgeschaltet. Ebenso enden motorische Bahnen der Hirnrinde, die dann ihren Weg zum Verlängerten Mark und Rückenmark nehmen, welche den Bewegungsapparat steuern. Entsprechend haben Kerne des dorsalen Thalamus teils sensorische, teils motorische Funktionen, sie sind aber auch an kognitiven und limbischen Funktionen beteiligt und spielen bei der Regulation von Wachheits-, Bewusstseins- und Aufmerksamkeitszuständen eine wichtige Rolle. In diesem Sinne ist der dorsale Thalamus das Ein- und Ausgangstor der Großhirnrinde und damit des Bewusstseins (vgl. Roth, 2003). Unter dem dorsalen Thalamus liegt im Subthalamus bzw. ventralen Thalamus ein kleines, aber wichtiges Gebiet, der Nucleus subthalamicus , der zu den bereits erwähnten Basalganglien gehört. Darunter wiederum liegt der Hypothalamus , der das Regulationszentrum für vegetative Funktionen und Affekte ist und von dem wir schon gehört haben.
Das sich an das Zwischenhirn anschließende und beim Menschen (im Gegensatz zu vielen anderen Wirbeltieren) relativ kleine Mittelhirn ( Mesencephalon ) gliedert sich in einen oberen Teil, das Mittelhirndach ( Tectum oder Vierhügelplatte ), und einen unteren Teil, das Tegmentum . Die Vierhügelplatte besteht aus den vorderen bzw. oberen Hügeln ( Colliculi superiores ) und den hinteren bzw. unteren Hügeln ( Colliculi inferiores ). Bei Fischen, Amphibien und Reptilien stellen das Tectum bzw. die Colliculi superiores das wichtigste sensorische, insbesondere visuelle Integrationszentrum dar, aber auch bei Vögeln und Säugern und beim Menschen spielt dieses Zentrum – allerdings in unbewusster Weise – eine wichtige Rolle bei visuell ausgelösten Blick- und Kopfbewegungen und bei gerichteten Hand- und Armbewegungen und entsprechenden Orientierungsleistungen. Die Colliculi inferiores sind ein Zentrum für die unbewusste Verarbeitung von Hörinformation. Das Tegmentum enthält Anteile der retikulären Formation (s. oben) sowie Zentren, die für Bewegung, Handlungssteuerung und Handlungsbewertung wichtig sind, nämlich den Nucleus ruber , die Substantia nigra und das ventrale tegmentale Areal . Die Substantia nigra und das ventrale tegmentale Areal sind zudem ein Entstehungsort für den neuronalen Botenstoff bzw. Neuromodulator Dopamin, der bei der Bewegungs-Initiierung und bei der Motivation eine besondere Rolle spielt (vgl. Kapitel 6 und 11). Im Innern des Mittelhirns, um den Hohlraum (Verbindung zwischen drittem und viertem Hirnventrikel, »Aquädukt« genannt) herum liegt das zentrale Höhlengrau (englisch peri-aqueductal gray, PAG), das der Sitz von Schaltelementen (Modulen) affektiver Reaktionen und instinktiver Verhaltensweisen ist.
Die Brücke (lateinisch Pons; vgl. Abbildung 5) enthält wie das Mittelhirn-Tegmentum eine Reihe wichtiger motorischer und limbischer Kerne und stellt die Verbindung zwischen Großhirnrinde und Kleinhirn her. Das Kleinhirn ist auf die Brücke aufgesetzt und gliedert sich anatomisch und von seinen Funktionen her in drei Teile. Der erste Teil hat mit der Steuerung des Gleichgewichts und der Augenfolgebewegung zu tun und wird Vestibulo-Cerebellum genannt. Der zweite Teil wird Spino-Cerebellum genannt; es erhält über das Rückenmark Eingänge von den Muskeln und hat mit der Koordination des Bewegungsapparates zu tun. Der dritte Teil, Cerebro-Cerebellum genannt; es ist eng mit der Großhirnrinde ( Cortex cerebri ) verbunden und mit der Steuerung der feinen Willkürmotorik befasst, mit der auch die Großhirnrinde zu tun hat. Wir benötigen diesen Teil des Kleinhirns, wenn wir zum Beispiel mit den Fingerspitzen etwas anfassen oder einen Faden durch ein dünnes Nadelöhr führen wollen. Das Kleinhirn stellt in diesem Zusammenhang einen wichtigen Ort motorischen Lernens dar, es ist – überraschenderweise – aber auch an vielen kognitiven Leistungen wie Sprache und Denken beteiligt. Inzwischen weiß man, dass seine Aufgaben vornehmlich im zeitlichen Feinabgleich von Ereignissen bestehen, mit denen das Gehirn sich gerade befasst, seien dies Bewegungen, Sprache, Gedanken oder Vorstellungen.
Das Verlängerte Mark ist die direkte
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