Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten
nicht genügend aktivieren. Es gibt aber auch den Vorgang der Verdrängung , der dafür sorgt, dass bestimmte Affekte und Gefühle – vornehmlich negativ-traumatische, die in Kindheit und Jugend bewusst erlebt wurden – unter normalen Umständen später nicht wieder ins Bewusstsein dringen, sondern aus ihm ferngehalten werden.
Der Hippocampus (das griechisch-lateinische Wort für »Seepferdchen«) ist ein wichtiger Träger des Vorbewussten und nimmt entsprechend eine Zwischenstellung zwischen dem Neocortex und dem limbischen System ein (Abbildung 4B). Er ist der »Organisator« des bewusstseinsfähigen und sprachlich formulierbaren deklarativen Gedächtnisses in dem Sinne, dass er festlegt, welche bewusst erfahrenen Ereignisse in welcher Weise in welche der vielen Schubladen dieses Gedächtnisses abgelegt werden. Dies bestimmt die Möglichkeit des Abrufs und damit des Bewusstwerdens der Ereignisse. Kern des deklarativen Gedächtnisses ist unser Erlebnisgedächtnis , das alles enthält, was mit uns und mit den uns nahe stehenden Personen und in unserer Lebenswelt passiert ist, und damit unser autobiographisches Gedächtnis formt. Aus dem Erlebnisgedächtnis entsteht meist durch eine Art Datenkompression das, was wir Wissensgedächtnis nennen und Fakten ohne den Erlebniskontext enthält. Hingegen ist das Aneignen von Wissen ohne vorherige Anbindung an das Erlebnisgedächtnis schwer.
Der Hippocampus ist zwar der Organisator, aber nicht selbst der Ort des deklarativen Gedächtnisses – das ist die Großhirnrinde. Dabei gilt, dass das visuelle Gedächtnis in denjenigen Orten der Hirnrinde lokalisiert ist, in denen auch visuelle Informationen verarbeitet werden (d. h. im Hinterhauptscortex), das auditorische Gedächtnis im auditorischen (temporalen) Cortex usw. Der Hippocampus arbeitet völlig unbewusst, und dies erleben wir tagtäglich anhand der bedauernswerten Tatsache, dass wir keinen willentlichen Einfluss auf das Erlernen und Erinnern von Gedächtnisinhalten haben. Weder können wir per Willensentschluss festlegen »Das will ich behalten!«, noch können wir wirklich verlässlich etwas aus dem Gedächtnis abrufen, auch wenn wir es gut gelernt haben (gemeinerweise fällt uns eine Sache oft erst ein, wenn die Prüfung vorbei ist!). Der Hippocampus ist damit ein wichtiges »Tor zum Bewusstsein«.
Eng verbunden mit dem Hippocampus, der Amygdala, dem Hypothalamus, dem mesolimbischen System und dem gesamten Cortex ist ein relativ kleines, aber ebenfalls wichtiges Gebiet, die septale Region (meist einfach »Septum« genannt), die zusammen mit benachbarten Strukturen das basale Vorderhirn bildet. Es hat ebenfalls affektiv-vegetative Funktionen, z. B. im Bereich der Fortpflanzung und der Nahrungsaufnahme. In enger Zusammenarbeit mit dem Hippocampus und der Großhirnrinde übt es kognitive und motivationale Funktionen im Zusammenhang mit Lernen, Aufmerksamkeitssteuerung und Gedächtnisbildung aus. Das basale Vorderhirn unter Einschluss des Septum ist Produktionsort des wichtigen Neurotransmitters bzw. Neuromodulators Acetylcholin.
Neben der Großhirnrinde, der Amygdala, der septalen Region und dem Hippocampus wird das Großhirn von einer großen Struktur ausgefüllt, dem Striato-Pallidum , das zu den Basalganglien gehört (vgl. Abbildung 4A). Es setzt sich aus dem »Streifenkörper«, lateinisch Corpus s triatum oder einfach Striatum genannt, und der »bleichen Kugel«, lateinisch Globus pallidus oder einfach Pallidum genannt, zusammen, die sich im Innern des Endhirns befinden. Das Striatum ist seinerseits aus dem Putamen (lateinisch für »Schalenkörper«) und dem Nucleus caudatus (lateinisch für »geschweifter Kern«) zusammengesetzt, die aber im Prinzip denselben Aufbau und dieselbe Funktion haben. Das Pallidum besteht aus einem äußeren und einen inneren Teil, Pallidum externum und internum genannt.
Zwischenhirn und Hirnstamm
Verlassen wir nun das Endhirn und gehen zum Zwischenhirn über, das bei den meisten Säugern tatsächlich zwischen Endhirn und Mittelhirn liegt, sich aber bei den großen Säugern und dem Menschen in die Tiefe des Endhirns hineingeschoben hat (vgl. den Querschnitt in Abbildung 4B). Es besteht von oben nach unten aus Epithalamus, dorsalem Thalamus, ventralem Thalamus (auch Subthalamus genannt) und Hypothalamus, von denen hier der dorsale Thalamus und der bereits erwähnte Hypothalamus interessant sind. Der dorsale Thalamus ist ein Komplex aus funktional sehr unterschiedlichen Gebieten
Weitere Kostenlose Bücher