Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten
Broca-Areal ist nach gegenwärtiger Anschauung bei nichtmenschlichen Tieren nicht oder nicht vollständig vorhanden. Seine Feinverdrahtung bildet sich beim Menschen im Laufe des dritten Lebensjahres aus, und das ist dann der Zeitpunkt, an dem die Kinder beginnen, kompliziertere Sätze zu bilden.
In der linken Hemisphäre sind auch alle Areale der Großhirnrinde angesiedelt, die das verstandesgeleitete Umgehen mit sich selbst und der Umwelt betreffen, also z. ;B. die Fähigkeit zum Problemlösen, zum Erkennen von Symbolen einschließlich der Schriftzeichen, zum logischen Denken sowie zu Geometrie und Mathematik. Dies betrifft neben dem dorsolateralen präfrontalen Cortex vornehmlich den linken hinteren parietalen Cortex.
Die kognitiv-kommunikative Ebene ist am weitesten von der Persönlichkeit und von der Handlungssteuerung entfernt (»Reden ist etwas anderes als Fühlen und Handeln«). Dies gilt insbesondere für das Stirnhirn. Hier gibt es überraschend wenige funktionale Verbindungen zwischen dem dorsolateralen präfrontalen und dem orbitofrontalen Cortex, obwohl beide eng benachbart sind.
Wie diese vier Ebenen die Entwicklung unserer Persönlichkeit bestimmen
Diese vier Ebenen entstehen während der Entwicklung des Gehirns teils parallel, teils nacheinander. Zuerst entsteht die untere limbische Ebene mit dem Hypothalamus, dem zentralen Höhlengrau, den vegetativen Zentren des Hirnstamms und der zentralen Amygdala, die eng mit dem Hypothalamus verbunden ist und bei der Stressverarbeitung eine große Rolle spielt. Dieser Teil hält unseren Körper am Leben, auch wenn alle anderen Kontrollzentren des Gehirns ausfallen. Er ist weitgehend genetisch bedingt – wenngleich in der genetischen Vielfalt, die wir alle in uns tragen – und ist durch Erfahrung und willentliche Kontrolle nicht oder nur wenig beeinflussbar. Ein von seinem Temperament her aufbrausendes oder jähzorniges Kind wird in seinem späteren Leben kaum lammfromm werden, sondern bestenfalls mit Mühe lernen, seine Impulsivität etwas zu zügeln. Umgekehrt wird ein antriebsarmes Kind nie ein Energiebündel werden, sondern bestenfalls durch äußeren Zwang oder Versuch und Irrtum dazu kommen, etwas mehr Initiative zu zeigen. Dasselbe gilt für eher rational-planende bzw. eher emotional-spontane, für eher offene oder eher verschlossene und für eher ordentliche oder eher unordentliche Kinder.
Die mittlere limbische Ebene der emotionalen Konditionierung entwickelt sich ebenfalls relativ früh, jedenfalls beginnt ihre Entwicklung schon vor der Geburt, und sie ist im Gegensatz zur unteren durch Erfahrung beeinflussbar. Dieser Einfluss findet entweder durch plötzliche starke emotionale Einflüsse statt, meist in Form einer Traumatisierung , oder durch langsame, aber stetige Einwirkungen. In jedem Fall kann die emotionale Konditionierung völlig unbewusst ablaufen und tut dies in den ersten ein bis zwei Lebensjahren auch. Selbst später noch können wir emotional konditioniert werden, ohne dass wir dies merken, aber das erfordert einen größeren Aufwand.
Emotionale Konditionierung hat viele Ähnlichkeiten mit dem prozeduralen Lernen von Fertigkeiten, und deshalb rechnen viele Psychologen und Neurobiologen sie auch hierzu. Dies ist in meinen Augen aber falsch, denn die Hirnzentren, die für die emotionale Konditionierung und für das prozedurale Lernen zuständig sind, sind sehr verschieden, nämlich Amygdala und mesolimbisches System auf der einen Seite und die Basalganglien auf der anderen. Außerdem gibt es, wie gerade erwähnt, bei der emotionalen Konditionierung ein schockartiges Lernen: Es passieren extrem schlimme oder – seltener – extrem freudige Ereignisse, und wir werden diese Ereignisse nie vergessen. So etwas gibt es beim prozeduralen Lernen nicht; es wurde noch nie davon berichtet, dass eine Person schlagartig, d. ;h. ohne Anleitung und Üben Klavier spielen oder Schlittschuh laufen konnte.
Emotionale Konditionierung kann also schnell aufgrund einer starken emotionalen Einwirkung bis hin zur Traumatisierung geschehen oder aber langsam und stetig durch sich wiederholende Einwirkungen, aber die genannten Zentren »vergessen« nicht – oder nur sehr langsam (»die Amygdala vergisst nichts«, heißt es unter Emotionsforschern). Diese Zentren sind wieder nur durch emotionale Konditionierung veränderbar, nicht etwa durch Belehrung oder Einsicht. Gleichzeitig nimmt diese Veränderbarkeit mit zunehmendem Alter schnell ab: Als Kleinkinder
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