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Personenschaden

Personenschaden

Titel: Personenschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Probst
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sein Zimmer sehen?«
    Sie sah ihn überrascht an. »Ja, warum nicht?«
     
    Sie stiegen schweigend zum ausgebauten Dachgeschoss hoch. Auch im Treppenhaus hingen Ölbilder, keine Blumen, sondern wildromantische Gebirgslandschaften.
    Frau Sass öffnete eine niedrige Tür. »Das war seine Klause, wie er sie selbst genannt hat.«
    Schwarz stockte der Atem. Das lag weniger daran, dass in dem Mansardenzimmer länger nicht mehr gelüftet wordenwar, als an der Einrichtung. Die Wände waren in einem dunklen Farbton gestrichen, überall hingen drastische Darstellungen christlicher Märtyrer. Für Schwarz war es nur schwer vorstellbar, dass hier ein junger Mensch gelebt haben sollte. Das Zimmer war eine Gruft.
    »Schön, nicht wahr?«, sagte Frau Sass.
    »Ich finde es, ehrlich gesagt, ein bisschen düster.«
    »Matthias wollte so spartanisch leben.«
    Schwarz’ Blick fiel auf die schmale Matratze am Boden.
    »Es war seine Art, sich auf das Priesteramt vorzubereiten. Einmal hat er mir anvertraut, dass in ihm durch das Theologiestudium viele Fragen und sogar Glaubenszweifel aufgekommen sind. Aber er hat sich ihnen gestellt und sie schließlich überwunden.«
    »Wissen Sie, warum er sich vor den Zug geworfen hat?«
    »Bitte? Wie kommen Sie denn darauf? So etwas hätte mein Matthias nie getan.«
    Schwarz musterte die Frau, die sanft lächelte. War das Selbstschutz, weil sie den Gedanken an den grausamen Suizid ihres Sohns nicht ertrug, oder war sie immer schon so gewesen – unbeeindruckt von der Wirklichkeit und unerreichbar für die Nöte ihres Sohns?
    Wieso frage ich mich das überhaupt, dachte Schwarz, ich bin kein Familientherapeut, sondern ein Ermittler mit einem präzisen Aufklärungsinteresse?
    »Frau Sass, Ihr Sohn war bei seinem   … Unfall möglicherweise nicht allein. Es könnte sein, dass er manipuliert und von einem anderen in den Tod getrieben wurde.«
    Sie starrte ihn an. Begriff sie, was für einen Rettungsanker er ihr da hinwarf? Ihr Matthias war vielleicht gar kein Sünder, sondern ein unschuldig Verführter. Das Böse hatte ihr ihren Sohn genommen.
    »Frau Sass, helfen Sie mir, die Wahrheit herauszufinden.«
    Plötzlich liefen ihr Tränen über die Wangen. Sie schwankte und Schwarz konnte ihr gerade noch zu einem Stuhl helfen.
    »Ich werde für Sie beten«, schluchzte sie.
    »Ich hätte einen anderen Vorschlag.« Er zeigte auf den Laptop. »Darf ich den für zwei, drei Tage mitnehmen?«
    Sie machte eine wegwerfende Bewegung. In ihrer Welt bedeutete ein Computer offenbar nichts.
    Während Schwarz das Gerät von den Kabeln löste, fragte er, ob Matthias in letzter Zeit Besuch bekommen habe.
    »Ich glaube schon.«
    »Sie glauben es?«
    »Ich habe niemanden gesehen. Aber zwei, drei Mal, wenn ich vom Chor oder der Messe heimgekommen bin, habe ich etwas gerochen.«
    »Gerochen? Was?«
    »Ich weiß es nicht. Ein Haus riecht einfach anders, wenn ein Fremder da war.« Sie lächelte verlegen.
     
    Als Schwarz sich mit dem Laptop unterm Arm an der Haustür verabschiedete, wollte Irmgard Sass zu seiner Überraschung doch wissen, wie es dem Lokführer ging.
    »Schlecht. Er ist in psychiatrischer Behandlung.«
    »Das tut mir leid.«
    »Sie können ja für ihn beten.«

24.
    Schwarz parkte hinterm Haus und nahm die Abkürzung durch den Imbiss. Im ›Koh Samui‹ war die Hölle los, weil um diese Uhrzeit die Pendler aus Germering, Gröbenzell und Fürstenfeldbruck sich mit Currys für das Abendessen eindeckten.Trotzdem winkte Jo freundlich, als Schwarz mit dem Laptop an ihm vorbeilief.
    »Sie waren im Fitnessstudio, stimmt’s?«
    »Ich, wieso?«
    »Weil Sie so fit aussehen.«
    »Fit?«
    »Ein Witz: Das Gegenteil.«
    »Ganz schlechter Witz, Jo.«
    Schwarz hatte einen hochroten Kopf und ein schweißnasses T-Shirt , was ausnahmsweise nicht an seiner fehlenden Fitness, sondern an der Klimaanlage seines Wagens lag, aus der nur heiße Luft kam. Außerdem war nach der kurzen Abkühlung durch den Regen die Luftfeuchtigkeit jetzt noch höher.
     
    In seiner Wohnung legte Schwarz den Laptop auf den Schreibtisch und verschwand sofort ins Bad. Er duschte sich kalt ab und zog frische Kleidung an. Erst dann begrüßte er seine Mutter, die in der Küche stand. »Wie geht’s dir, Mama?«
    »Gut. Ich habe für dich Borschtsch gekocht.«
    »Borschtsch?«
    »Rote-Beete-Suppe.«
    »Ich weiß schon, aber du hast noch nie Borschtsch gekocht.«
    »Konnte ich ja schlecht als Egerländerin. Probier mal, aber nimm saure Sahne dazu.«
    Schwarz

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