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Personenschaden

Personenschaden

Titel: Personenschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Probst
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Sie sprechen?«
    Engler hob den Kopf und erkannte ihn nicht sofort. »Ach, Herr Schwarz, gut, dass Sie da sind. Gehen wir ins Restaurant?«
    »Ich komme nach.«
    Engler nickte und verließ, von niemandem beachtet, den Saal.
     
    Schwarz trat unauffällig an den Pulk Journalisten heran.
    »Was heißt, die Stimme war verfremdet?«, fragte der ältere Reporter die Kolleginnen.
    »Na, dass sie unnatürlich klang.«
    »Voice over IP vielleicht?«, warf jemand ein.
    »Könnte sein.«
    »Was ist das?«
    »Internet-Telephonie.«
    »Und der Anrufer hat nur die beiden Namen genannt?« Alle Köpfe drehten sich in Schwarz’ Richtung und gleich wieder zu den beiden Journalistinnen.
    Diese sahen sich an, zögerten.
    »Wirklich nicht mehr?«, insistierte Schwarz.
    Eine der beiden Frauen räusperte sich. Er sagte noch: »Klaus Engler ist eine Drecksau«.
    Der ältere Journalist winkte ab. »Vergesst es. Das ist irgendeine persönliche Rachekiste.«
    »Das denken wir auch. Als ich ihm vorgeschlagen habe, doch heute zur Pressekonferenz zu kommen und das öffentlich sagen, hat er sofort aufgelegt.«
    Schwarz zuckte zusammen und blickte sich nach allen Seiten um. Doch der Mann, der die ganze Zeit unauffällig in der letzten Reihe gesessen war, verließ gerade den Saal. Er zog ein Bein nach.

22.
    Thomas Engler saß vor einer unberührten Tasse grünen Tees und starrte durch ein Panoramafenster des Restaurants auf die Stahlkonstruktion der Bahnsteighalle. Als Schwarz ihn ansprach, zuckte er zusammen.
    Er zeigte auf den Platz neben sich. »Bitte!«
    Schwarz setzte sich. »Das war kein Spaziergang gerade, was?«
    Engler sah ihn an. Sein Gesicht war grau.
    Der Kellner trat an den Tisch. Schwarz bestellte einen doppelten Espresso und ein Glas Wasser.
    »Haben Sie mit diesem Edi gesprochen?«
    Er lenkt ab, dachte Schwarz.
    »Ist er ein Wichtigtuer?
    »Ist er.«
    Die Enttäuschung war Thomas Engler anzusehen.
    »Aber nicht in unserem Fall.«
    »Was heißt das?«
    »Edi ist sicher einer, der seine Erlebnisse ausschmückt und vielleicht um die eine oder andere erfundene Wendung bereichert. Auch diesmal hätte er gern eine spannende Geschichte erzählt, aber er hat sich nicht getraut.«
    »Aus Respekt vor Ihnen?«
    »Eher vor Ihnen, Herr Engler. Er weiß, dass Sie ein wichtiger Mann sind bei der Bahn. Vielleicht hat er auch Angst um seinen Job.«
    »Mein Einfluss beim Gleisbau ist eher gering.« Ironie lag ihm nicht.
    »Vielleicht weiß er um Ihre guten Kontakte. Aber egal, ich bin mir sicher, dass der Zeuge, gerade weil er so wenig zu berichten hatte, die Wahrheit gesagt hat.«
    »Was hat er denn nun gesehen?«
    »Eigentlich fast nichts.«
    Der Kellner brachte den Espresso. Schwarz probierte und schob ihn zur Seite. Er war zu magenschonend. »Der Selbstmörder ist von einem zweiten Mann begleitet worden.«
    »Gut.«
    »Gut?«
    »Nein   … ich meine, das heißt doch, dass Sie den Auftrag annehmen?«
    Schwarz nickte und bemerkte eine ungeheure Erleichterung in Englers Miene. Er sieht mich offenbar als Retter, dachte er. Aber wen soll ich retten? Tatsächlich seinen Vater, wie er behauptet? Oder gleich die ganze Familie Engler, durch die ein tiefer Riss geht? Oder sorgt er sich doch nur um seinen durch die Zeitungsreportage ziemlich angekratzten Ruf?
    »Wie werden Sie vorgehen, Herr Schwarz?« Da war er wieder, der schneidende Ton des Machtmenschen. Schwarz schätzte es zwar nicht sonderlich, als Subalterner behandelt zu werden, andererseits beruhigte es ihn, dass Engler wieder zu Kräften kam. Schließlich war er Ermittler und kein Therapeut für zerrüttete Eisenbahnerfamilien oder Manager in der Sinnkrise.
    »Ich vermute, dass wir es mit einem Komplott zu tun haben, Herr Engler.«
    »Gegen meinen Vater?«
    »Genau. Er wurde nach Tim Burgers Tod über Wochen beobachtet und eingeschüchtert. Soviel ich bis jetzt weiß, handelte es sich um drei Männer. Einer von ihnen oder zumindest jemand aus dem Umfeld könnte den Selbstmörder begleitet haben.«
    »Warum hat mein Vater davon nie etwas erzählt?«
    »Sie wissen besser als ich, wie verunsichert er war. Er hat seinen eigenen Augen nicht mehr getraut. Das war, glaube ich, auch der Grund, weshalb er mich um Hilfe gebeten hat. Wie geht es ihm eigentlich?«
    Engler schüttelte seufzend den Kopf, ging aber mit keiner Silbe auf die Frage ein. »Sie meinen also, dass dieser Suizid nicht zufällig meinen Vater getroffen hat?«
    »Ich weiß, es klingt verrückt.«
    »Es würde immerhin die merkwürdigen

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