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Personenschaden

Personenschaden

Titel: Personenschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Probst
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rührte etwas Sahne unter die dunkelrote Suppe und kostete.
    »Und?«
    »Sind da Gurkenscheiben drinnen?«
    »Ja, das ist die Luxusversion.«
    Schwarz brummte genussvoll. Weniger behagte es ihm, dass seine Mutter sich beim Essen neben ihn stellte und jedenLöffel kommentierte. »Lecker, was? Genau das richtige bei den Temperaturen. Es ist dein erster Borschtsch, gib’s zu!«
    Trotzdem ließ er sich einen zweiten Teller bringen.
    »Ich sollte ein Lokal aufmachen«, sagte seine Mutter.
    »Gute Idee, am besten hier in meiner Wohnung.«
    Seine Mutter sah ihn irritiert an. »Nein, Anton, das kann ich Jo nicht antun. Er würde denken, ich will ihm Konkurrenz machen.«
    Nachdem Schwarz den dritten Teller vertilgt hatte, war seine Mutter zufrieden und er konnte sich ungestört dem Laptop von Matthias Sass widmen.
    Er startete das Gerät. Es begann zu arbeiten, aber der Bildschirm wurde nicht blau und statt dem üblichen Logo für den Benutzernamen tauchte eine Eingabemaske für ein Passwort auf.
    Schwarz drückte verwirrt die Enter-Taste. Nichts geschah. Welches Passwort mochte Matthias Sass gewählt haben?
    Schwarz gab »Jesus« ein. Doch bereits als er Enter drückte, war ihm klar, dass ein religiös sensibler Mensch den Namen des Heilands der Christen niemals als Passwort verwenden würde. Er versuchte es erfolglos mit »Pfarrer«, »Priester« und »Mönch«.
    Frau Sass hatte angedeutet, dass ihr Sohn unter Glaubenszweifeln gelitten hatte, also tippte Schwarz »Sünde«, »Ver suchung « und »Hölle«. Nichts.
    Vielleicht hatte Matthias ja den Namen eines Heiligen gewählt, den er verehrte, den eines Märtyrers, wie sie in seinem Zimmer hingen, womöglich. Schwarz begann mit seinem Lieblingsheiligen Laurentius, der von den Römern bei lebendigem Leib auf einem Grill gefoltert worden war. Laut der Legende hatte er nach fünfzehn Minuten erklärt, man könne ihn nun wenden, eine Seite sei durch.
    Nein, das Passwort war auch nicht »Laurentius«. Schwarzversuchte es mit weiteren Heiligen, die ihm in seiner Kindheit in Waldram und im katholischen Religionsunterricht in Geretsried begegnet waren, zuletzt mit Matthias’ Sass Namenspatron. Dann gab er auf.
    Sicher gab es irgendeinen Trick, um das Passwort zu umgehen, aber dafür brauchte er die Hilfe eines Spezialisten. Er schaute auf die Uhr. Es war noch nicht zu spät, um Eva Hahn anzurufen.
     
    »Hallo, Anton.« Ihre Stimme klang verschlafen.
    »Oh, Entschuldige, ich habe dich geweckt.«
    »Kein Problem. Ich habe mich nur schon hingelegt, weil ich morgen so viel zu tun habe. Ich fliege doch übermorgen in die USA, nach Minnesota.«
    »Was machst du denn da?«
    »Ich gehe in die Mayo-Klinik. Dort können sie angeblich lahme Enten wie mich wieder zum Laufen bringen.«
    »Du willst dich operieren lassen?«
    »Erst mal werde ich nur untersucht.«
    »Dann hören wir sofort zu reden auf.«
    »Jetzt bin ich wach. Was wolltest du denn?«
    »Nur den Nachnamen von deinem Freund Marek. Ich habe ein   … Computerproblem.«
    »Marek ist nach Berlin gezogen. Er hat sich verliebt.«
    »Ah, schön.«
    »Aber ich kenne mich auch ganz gut mit Computern aus. Morgen, wenn ich mit meinen Erledigungen fertig bin, kann ich gern vorbeikommen.«
    »Du bist doch im Stress.«
    »Ich melde mich.«
    »Gut. Dann schlaf jetzt mal! Gute Nacht, Eva.«
    Er legte auf und blickte nachdenklich zu der Menora, die sie ihm geschenkt hatte. Merkwürdig, sie hatte nie über ihreBehinderung gesprochen. Und er hatte es sich bequem gemacht und angenommen, sie hätte sich mit einem Leben im Rollstuhl abgefunden.
     
    Schwarz’ Mutter hatte in der Zwischenzeit die Küche aufgeräumt und genehmigte sich mit hochgelegten Beinen ein Glas ihres hausgemachten Eierlikörs, von dem sie einen größeren Vorrat aus Waldram mitgebracht hatte. »Stellst du noch den Borschtsch in den Kühlschrank, Anton?«
    Schwarz verstaute den Topf und machte sich ein Bier auf.
    »An was für einer Sache bist du eigentlich gerade dran?«
    »Wie: dran?«
    »Na, als Ermittler.«
    »Ach so, an einer   … Bahnsache.«
    »Korruption?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Du willst nicht drüber reden?«
    »Es ist noch zu früh.«
    Sie nickte und schenkte sich das zweite Glas Likör ein. »Erinnerst du dich an das Freundschaftsspiel damals in Neuaubing?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Beim Eisenbahnersportverein, weißt du nicht mehr?«
    Jetzt dämmerte ihm etwas. Ja, doch, einmal war er mit dem Geretsrieder Fußballverein zu einem Freundschaftsspiel

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