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Personenschaden

Personenschaden

Titel: Personenschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Probst
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Stimmungsumschwung?, dachte Schwarz. Warum hat ihn die Frage nach seinem Computer so nervös gemacht? Was will er verbergen?
    »Also, Herr Schwarz, wie viel bekommen Sie?«
    »Tausend.«
    Engler griff in die Hosentasche, holte ein mit einer Klammer zusammengehaltenes Bündel Scheine hervor und zählte sie auf den Tisch. »Das sind fünfzehnhundert.«
    »Ich nehme kein Trinkgeld.«
    »Wie Sie meinen. Ich will übrigens nicht Ihre Qualitäten als Privatermittler in Frage stellen.«
    Schwarz sah ihn an. »Dann bin ich ja froh.«

37.
    Schwarz fühlte sich wie ein Boxer, der vom Gegner auf den Ringboden geschickt worden war, sich wieder hochgerappelt hatte und noch nicht ganz begriff, was gerade passiert war. Als er auf die Straße trat, atmete er erst einmal tief durch. Die kalte Luft tat gut.
    So eine Kündigung ist auch eine Befreiung, sagte er sich. Es gibt angenehmere Beschäftigungen, als Neonazis und Internet-Lemuren auf den Zahn zu fühlen. Außerdem hatte er schon wesentlich sympathischere Auftraggeber gehabt als Thomas Engler. Während seiner Ermittlungen war er das Gefühl nie losgeworden, für einen Mann zu arbeiten, der sein wahres Wesen hinter einer perfekten Maske verbarg. Schwarz hatte allerdings keine Vorstellung davon, welcher Art Englers Abgründe sein mochten. Ihm war nur aufgefallen, dass in der Wohnung die üblichen Urlaubs- und Familienfotos fehlten. Wenn er genau überlegte, deutete überhaupt nichts auf ein Privatleben hin. Hatte der Mann keines oder glaubte er, es verstecken zu müssen? Sein Gefühl sagte Schwarz, dass Engler eher nicht der Typ war, der sich Kinderpornos herunterlud oder Huren oder Stricher frequentierte. Eher schon gehörte er zu den bedauernswerten Menschen,die ihr Leben komplett der Karriere opferten. Aber durfte man in so einem Fall von einem Abgrund sprechen? Schließlich waren es Menschen wie Engler, die mit ihrem unermüdlichen Einsatz die ganze Chose am Laufen hielten.
    Und nicht so träge Typen wie ich, dachte Schwarz, die sich auch noch freuen, wenn ihnen ein Auftrag entzogen wird.
    Während er zu seinem Wagen ging, überlegte er, was er mit der geschenkten Zeit am besten anfing. Er könnte seinen Alfa nach über einem Jahr wieder einmal durch die Waschanlage fahren – aber dafür war ihm seine Zeit dann doch zu wertvoll. Er könnte Heiner besuchen, aber sein alter Freund würde den ganzen Abend nur über die braune Szene sprechen. Bestimmt kannte er die Woltermann-Brüder und wusste, dass sie in Wirklichkeit alles andere als reuig waren.
    Er könnte sich auch ein Abendessen im ›Eliseo‹ gönnen – aber ganz allein war das kein Spaß. Enzo, der Wirt, würde sich aufgefordert fühlen, sich zu ihm zu setzen und seine Theorien über die Frau im Allgemeinen und Monika im Besonderen zu entfalten.
    Und Monika? Sie wartete bestimmt darauf, dass er sich mit ihr aussprach. Sollte er
sie
ins ›Eliseo‹ einladen? Ein allerletztes Mal?
    Nein, dazu fühlte er sich noch nicht gefestigt genug. Enzo würde es sich nicht nehmen lassen, sie im hintersten Teil des Restaurants zu platzieren und Kerzen anzuzünden. Wenn Monika ihm dann im flackernden Licht in die Augen sah   … Nein, das wollte er auf gar keinen Fall riskieren.
    Schwarz saß in seinem Wagen und schaute den Regenfäden zu, die über die Scheibe liefen. Er hatte nie begriffen, wieso sie nicht einfach gerade herunterflossen, sondern ständig die Richtung änderten. Obwohl, im Fall seiner verschmutzten Scheibe war das wohl kein physikalisches Rätsel.
    Er könnte die Loewis besuchen: Andererseits kannte er siefür einen spontanen Überfall vielleicht noch nicht gut genug. Bei Luisa war er gerade gewesen. Er wollte ihr im Moment sehr positives Verhältnis auf keinen Fall durch eine Überdosis Papa gefährden.
    Und Eva war in den USA.   Warum meldete sie sich bloß nicht? Wahrscheinlich kannte sie noch keine Untersuchungsergebnisse. Aber er hatte ihr doch gesagt, sie könne ihn jederzeit anrufen. Er vermisste sie.
    Es gab einfach zu wenige Menschen in seinem Leben, die ihm etwas bedeuteten und die auch ihn schätzten. Was hatte er in den letzten Jahren bloß falsch gemacht? War es seine Fixierung auf Monika gewesen oder hatte die Arbeit ihn vom Leben abgehalten? Ja, vermutlich waren es die Fälle, die ihn Tag und Nacht beschäftigten und verhinderten, dass er seine sozialen Kontakte pflegte. Jetzt waren ihm tatsächlich nur noch wenige offenbar nicht sonderlich anspruchsvolle Menschen geblieben, die ihn so

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