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Personenschaden

Personenschaden

Titel: Personenschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Probst
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und manipulatorische Fähigkeiten. Anders hätte er Matthias Sass nie zu seinem willfährigen Werkzeug machen können.
     
    Schwarz bat Kolbinger trotzdem, ihm noch einen Tag Zeit zu lassen. Er wollte Achim Grenzebach wenigstens einmal in die Augen schauen, bevor er das Feld der Polizei überließ.
    »Einen Tag und keine Stunde mehr«, sagte Kolbinger. »Gibt es eigentlich Neuigkeiten über Klaus Engler?«
    »Er ist nach wie vor in der Psychiatrie.«
    »Dann stelle ich besser einen Kollegen ab, damit ihm dort nichts passiert.«
    »Ja, ist sicher sinnvoll. Gibst du mir noch die aktuelle Adresse von diesem Grenzebach?«
    »Kauderweg 7, Otterfing.«
    »Foto hast du keines?«
    »Doch, aber das kannst du vergessen.«
    »Warum?«
    »Es ist unscharf.«
    »Überwachungskamera?«
    »Genau. Ein Streit im Stachus-Untergeschoss. Grenzebach ist von Jugendlichen angepöbelt worden. Die haben ihn wohl für einen Penner gehalten.«
    »Schick mir das Foto trotzdem.«

36.
    Schwarz nahm den Aufzug zur Dachetage. Er war zwanzig Minuten zu spät dran, aber das würde sein Auftraggeber ihm verzeihen – vor allem, wenn er hörte, was er herausbekommen hatte. Immerhin kannte er inzwischen den Täter und das Motiv. Die einzelnen Puzzlesteinchen fügten sich plötzlich zu einem Bild zusammen. Thomas Engler würde beeindruckt sein und ihm vielleicht sogar ein Bier anbieten. Obwohl, Leute wie er hatten meistens nur Pils zu Hause oder beste Weine.
    Er stieg im vierten Stock aus dem Lift und merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Im Flur lag achtlos weggeworfenes Verpackungsmaterial, ein Mann im blauen Overall kammit einem großen Schraubenzieher aus der Wohnung. Hinter ihm tauchte Thomas Engler auf. »Was heißt hier unchristliche Zeit?«, rief er empört, »soll ich bei offener Tür schlafen und warten, bis Sie wieder im Dienst sind? – Hallo, Herr Schwarz.«
    Schwarz trat näher und sah, dass die Tür beschädigt war. Das Schloss war halb herausgerissen, die hölzerne Einfassung gesplittert. Am Türstock entdeckte er den typischen Abdruck eines Brecheisens.
    »Nicht die feine englische Art«, sagte er.
    »Sie machen noch Witze?«, sagte Engler. »Gehen Sie mal rein, schauen Sie sich das Desaster an!«
    Die Wohnung sah aus, als wäre eine Windhose durch sie hindurchgefegt. Glas- und Porzellansplitter bedeckten den Boden, die wertvollen Biedermeierstühle waren umgeworfen und zum Teil zerbrochen.
    »Haben Sie schon festgestellt, was fehlt, Herr Engler?«
    Er nickte. »Auf dem Tisch lag Geld, vier- oder fünfhundert Euro vielleicht.«
    »Sonst nichts?«
    »Ich glaube nicht   … nein.«
    »Seltsam.«
    Sie wurden vom Kreischen einer elektrischen Säge unterbrochen, der Handwerker schnitt ein Stück Holz zurecht. »Ich muss pfuschen, aber bevor ich das neue Schloss nicht habe, brauche ich mit dem Rahmen gar nicht erst anzufangen.«
    »Tun Sie, was Sie für richtig halten.«
    Schwarz fiel ein Spruch seiner Mutter ein:
Ein Schloss hält nur die anständigen Leute draußen.
»Darf ich mich ein wenig umschauen, Herr Engler?«
    »Bitte.«
    Anhand der Verwüstungen war es für Schwarz nicht schwer, den Weg des Täters zu rekonstruieren. Er war von derWohnungstür direkt zur offenen Küche gegangen und hatte dort fast das gesamte Geschirr zerschlagen. Als Nächstes hatte er die Stühle am Esstisch demoliert und wahllos Kunstbände aus dem Bücherregal gerissen. Dort hatte er offenbar kehrt gemacht.
    Schwarz’ Blick blieb an der Wendeltreppe hängen. Er stieg zu der Empore mit dem offenen Arbeitsplatz hoch. Auf der Plattform lagen verstreut Papiere und die Einzelteile des Druckers, den der Einbrecher offenbar mit aller Wucht zu Boden geschleudert hatte. Der Computer lief, die Maus lag neben dem Pad.
    Auf dem Weg nach unten sah Schwarz, dass Engler damit begann, die Stühle wieder aufzustellen.
    »Nicht! Sie müssen auf die Spurensicherung warten.«
    Engler ließ den Stuhl, den er in der Hand hielt, achselzuckend wieder fallen.
    »Fertig«, sagte der Handwerker.
    Engler prüfte, wie die Tür schloss, und war einigermaßen zufrieden. Er bedankte sich und drückte dem Mann zum Abschied einen Geldschein in die Hand.
    »Wann haben Sie die Polizei verständigt?«, fragte Schwarz.
    »Noch gar nicht. Ich wollte auf Sie warten.«
    »Warum?«
    »Ich glaube nicht, dass das ein gewöhnlicher Einbruch ist.«
    »Was sonst?«
    »Bin
ich
der Ermittler?«
    »Man muss kein Ermittler sein, um Vermutungen zu haben.«
    »Sparen Sie sich Ihre Spitzfindigkeiten, Herr

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