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Personenschaden

Personenschaden

Titel: Personenschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Probst
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Schanzberghof. »Da oben wartet Thomas Engler auf euch.«
    »Dieser Pressemensch?«
    »Er hat Sven Achleitner erschossen.«
    »Wer ist denn das?«
    »Das soll
er
euch erklären. – Und, Kolbinger: Er behauptet, es wäre Notwehr gewesen. Ich habe da so meine Zweifel.«
    »Ist er noch bewaffnet?«
    Schwarz zog die P 38 aus dem Hosenbund und legte sie kommentarlos aufs Wagendach. Den US B-Stick , den er von Grenzebachs Computer abgezogen hatte, behielt er in der Tasche.
    »Und was ist mit Grenzebach, Anton?«
    »Der ist höchstwahrscheinlich auf dem Weg in die Psychiatrie.«
    »Was? Dann müssen wir sofort Alarm schlagen.«
    »Genau das habe ich vor – falls ich jemals wieder aus diesem Scheiß Funkloch hier rauskomme.«

47.
    »Buchrieser.« Es klang mehr wie ein Gähnen als ein Familienname.
    »Pass auf, Kolbinger kann dich nicht erreichen, sonst würde er dich anrufen.«
    »Und was würde er mir sagen?«
    »Dass Klaus Engler in Lebensgefahr ist.«
    »Der ist doch in der Psychiatrie?«
    »Genau.«
    »Und einer von uns sitzt vor seiner Türe.«
    »Und langweilt sich genauso wie du.«
    »Er lässt trotzdem keinen zu ihm.«
    »Buchrieser, das ist keine Feuerwehrübung. Englers Sohn hat gerade einen Unschuldigen erschossen.«
    »Dieser smarte Pressetyp?«
    »Wahrscheinlich hat er gedacht, er muss seinen Vater schützen. Allerdings hat er den Falschen erwischt.«
    »Und der Richtige ist wer?«
    »Achim Grenzebach.«
    »Und der ist auf dem Weg zur Klinik?«
    »Du hast es erfasst.«
    Buchrieser seufzte. »Dann schau ich dort wohl am besten persönlich vorbei.«
    »Ja, und zwar sofort. Und nimm Verstärkung mit!«
     
    Sein Alfa hatte immer schon ein Eigenleben geführt, das jeden Automechaniker vor Rätsel stellte. Angeblich gab es keinen Grund für das ständige Scheppern im Motorraum, das Schwarz als eher defensivem Fahrer immerhin die Illusion verschaffte, sportlich unterwegs zu sein. Völlig unberechenbar war die Heizung. Mal verwandelte sie den Wagen in eine Sauna, mal in einen Kühlschrank, und jetzt streikte sie ganz. Schwarz schlug fluchend mit der flachen Hand auf die Konsole und schwor sich, den Alfa bei nächster Gelegenheit der Schrottpresse zuzuführen.
    Er überlegte, was der beste Weg nach München war. Der kürzeste war nicht der schnellste, aber auf der Autobahn geriet er jetzt wahrscheinlich in den Feierabendstau. Er entschied sich für den direkten Weg über die Dörfer.
    Während der Fahrt nach München hatte Schwarz Zeit, Bilanz zu ziehen. Er musste sich eingestehen, die Lage völlig falsch eingeschätzt zu haben. Vor allem hätte er Thomas Engler niemals dieses kriminelle Potential zugetraut. Zwar hatte er, als der Sohn des Lokführers den Ermittlungsauftragüberraschend zurückzog, begriffen, dass die Begründung nur vorgeschoben war. Aber dann hatte er sich nicht weiter für Englers wahre Absichten interessiert. Hatte die Kränkung, einfach abserviert zu werden, bei ihm zu einer Denkblockade geführt? Gut möglich. Trotzdem hätte er spätestens, als der alte Engler ihn wegen der verschwundenen Pistole zurate zog, die richtigen Schlüsse ziehen müssen. Er hatte es nicht getan und dann auch noch das Pech gehabt, dass der Eintrag zu Grenzebach im Polizeicomputer nicht mehr aktuell war. Hätte Kolbinger ihm gleich die richtige Adresse gegeben, hätte er Grenzebach noch zu Hause angetroffen und Novalis würde wahrscheinlich noch leben.
    Wer viel hadert, wird oft geschlagen
, dachte Schwarz. War das auch ein jiddisches Sprichwort oder zitierte seine Mutter in diesem Fall eher eine katholische Weisheit? Der unterschwellige Masochismus sprach für zweiteres.
    Schwarz versuchte, sein schlechtes Gewissen damit zu beruhigen, dass er während seiner gesamten Zeit bei der Kripo nur selten Ermittlungen erlebt hatte, die glatt liefen. Er und seine Kollegen hatten sich häufig Schnitzer geleistet, Indizien nicht ernst genommen und Täter falsch eingeschätzt. Am Ende war es immer darum gegangen, ob Irrtümer rechtzeitig erkannt und korrigiert werden konnten.
    Ab jetzt, dachte er, muss ich alles richtig machen.
     
    Als Schwarz durch den Ort Fraßhausen fuhr, fiel ihm Sufferloh ein, aber schon in Endlhausen waren seine Gedanken wieder dort, wo sie sein sollten. Wenn Achim Grenzebach tatsächlich in der Klinik auftauchte, was hatte er vor? Die Woltermann-Brüder hatten davon gesprochen, dass er den Lokführer nicht töten, sondern quälen und in den Selbstmord treiben wollte.
    Sein Handy klingelte. Kolbinger klang

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