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Personenschaden

Personenschaden

Titel: Personenschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Probst
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Wollen Sie unsere Broschüre zum Thema mitnehmen?«
    »Ja, gerne.«
    Als Schwarz ging, sah die junge Beamtin ihm mit einem Hauch Skepsis hinterher.

45.
    Die Strecke von Bad Tölz nach Hechenberg zeichnete sich ab Kirchbichl durch wildromantische Waldschluchten und entsprechend viele Löcher im Handynetz aus. Schwarz hörte sein Telefon mehrmals klingeln, aber sobald er abhob, brach die Verbindung ab. Schließlich fuhr er, als er ausnahmsweise Empfang hatte, entnervt an den Straßenrand, um dort auf den nächsten Anruf zu warten. »Ja, bitte?«
    »Ist dein Handy kaputt?«
    »Kolbinger.«
    »Oder bist du noch auf dem Land? Hör zu, ich habe die Adresse von Achim Grenzebach.«
    »Die brauche ich nicht mehr.«
    »Du gibst auf?«
    »Ich habe sie mir selbst besorgt.«
    »War gar nicht so schwierig, was?« Das Lachen des Ex-Kollegen klang künstlich.
    »Geht so. Ich musste eine nette junge Frau anlügen und da stehe ich nicht so drauf.«
    »Weil sie nett und jung war?«
    Schwarz schwieg. Er hatte keine Lust, das zu vertiefen.
    »Jedenfalls kommen wir jetzt auch.«
    »Ihr? Wieso denn das?«
    »Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache.«
    »Seit wann gehst du nach deinen Gefühlen?«
    Diesmal antwortete Kolbinger nicht.
    »Und wie bist
du
so schnell an die Adresse gekommen – ohne Staatsanwalt?«
    »Sie steht im Telefonbuch.«
    Schwarz schrie auf. »Im Tele…? Kolbinger, das ist nicht wahr!«
    »Doch. Tut mir leid, Anton.«
    Schwarz startete den Motor und setzte den Blinker.
    »Anton? Bist du noch da? Ich höre dich kaum noch.«
    »Sollst du auch nicht«, brummte Schwarz und drückte aufs Gas.
     
    »Könnt ihr mir sagen, wie ich zum Schanzberghof komme?« Die Kinder, die an der Straße standen und auf den Nachmittagsbus warteten, schüttelten stumm den Kopf. Schwarz hätte gern gewusst, ob sie den Weg tatsächlich nicht kannten, oder ob ihre Eltern ihnen eingeschärft hatten, nicht mit Fremden zu reden.
    Der Biergarten der Hechenberger Dorfwirtschaft lag wie eine Aussichtskanzel über dem Oberland. Wenn Schwarz als Kind mit seiner Mutter hier gewesen war, hatte sie immer behauptet, der letzte Berg in der Ferne liege bereits in der Schweiz. Heute aber hingen die Wolken so tief, dass man kaum bis zur Isar sah, die sich unterhalb des Dorfes vorbeischlängelte. Fünfzehn Kilometer weiter nördlich erreichte sie Waldram, wo Anton Schwarz geboren und aufgewachsen war.
    Ein Kellner lehnte an der Tür und starrte melancholisch auf die leeren Tische.
    »Nichts los heute?«
    »Nicht mal ein Radfahrer. Wollen Sie was trinken?«
    Schwarz schüttelte den Kopf. »Ich bräuchte eine Auskunft. Kennen Sie den Schanzberghof?«
    »Was wollen Sie denn da?«
    »Ich möchte ihn mir mal anschauen.«
    Der Kellner lachte höhnisch. »Der wird nicht verkauft, da haben sich schon andere die Zähne ausgebissen.«
    »Wirklich?«
    »Ja, der Hof gehört einer zerstrittenen Erbengemeinschaft.«
    »Wohnt da denn zur Zeit jemand?«
    »Angeblich einer, der sich ums Haus kümmert, aber ich habe den noch nie gesehen.« Er schaute besorgt zum Himmel, die ersten Regentropfen fielen. »Entschuldigung, ich muss die Tische abdecken.«
    Schwarz folgte dem Kellner, der eilig die Tischdecken einsammelte.
    »Wie komme ich denn jetzt zum Schanzberghof?«
    »Auf der Straße nach Kirchbichl geht ein Wanderweg zum Kirchsee ab. Auf dem biegen Sie nach circa einem Kilometer links ab. Dann müssen Sie noch ein Stück durch den Wald. Aber passen Sie auf, der Weg ist steil.«
     
    Schwarz ignorierte ein Sperrschild und zog sich den Unmut einiger Wanderer zu. Eine Frau in Kniebundhosen schlug mit ihrem Schirm auf sein Wagendach. Der Regen wurde immer heftiger. Auf dem Hohlweg nach der Abzweigung kamen Schwarz Sturzbäche entgegen. Es hatte keinen Zweck, er musste den Wagen hinter einer verfallenen Jagdhütte stehen lassen.
    In seiner Schulzeit hatte Schwarz oft Aufsehen erregt, weil er die Witterungsverhältnisse ignorierte. Im Winter war er nicht selten in T-Shirt und Sandalen unterwegs, im Hochsommer hatte er seiner Umgebung gern von seiner Mutter gestrickte Wollpullover vorgeführt. Auch heute noch gelang es ihm nicht immer, sich vorausschauend zu kleiden. Das büßte er nun.
    Als endlich der auf drei Seiten von Wald umgebene Gutshof auftauchte, war Schwarz nass bis auf die Haut. Er strich energisch sein tropfendes Haar nach hinten und wischte sich mit dem Hemdsärmel übers Gesicht.
    Der Schanzberghof war auf den ersten Blick ein typisch oberbayerischer Bauernhof. Das

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