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Perth

Perth

Titel: Perth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Martin
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Vorstellung. Als wir dort ankamen, wurden wir ohne Umschweife in den Betonhof geführt, wo wir auf Perth warteten. Es roch nicht besser als beim ersten Mal. Die Minuten vergingen, und dann war sie bei der Tür. Der Mann ließ sie von der Leine, ihr Kopf schnellte nach oben, sie sah uns auf der Bank und war in einer Sekunde bei uns, um uns stürmisch zu begrüßen.
    »Was für ein wunderbares Hündchen«, rief Cindy, als sie ihre Arme um Perth legte, die auf ihren Schoß gesprungen war. »Ist es dir in all diesen Wochen ohne uns gut ergangen? Denkst du an uns? Wir vermissen dich schrecklich, du tapfere Perth .«
    Perth hatte es sich immer noch nicht angewöhnt, irgendjemanden wild mit ihrer großen Zunge abzuschlecken, nicht einmal uns, und zeigte ihre Gefühle, indem sie uns mit einem tiefen und äußerst liebenden Blick direkt in die Augen sah und dabei heftig schnaufte. Sie ging ständig von Cindys Schoß zu meinem und wieder zurück und stieß gelegentlich ein Heulen aus. Die Spannung in ihrem Körper löste sich allmählich, und nach ein paar Minuten ließ sie sich auf Cindys Schoß nieder. Wir sagten nicht viel, aber es war nicht nötig zu sprechen.
    Wir saßen eine halbe Stunde lang da, ohne uns zu bewegen. Ich ließ meinen Blick niedergeschlagen über die leblosen, kalten, unbarmherzigen Mauern, die den Hof umgaben, wandern. »Noch fünf Monate, Perth, hältst du das aus ?« , flüsterte ich, während ich ihren Kopf und ihren Rücken streichelte und ihre Schultern massierte. Dann blieb mein Blick an der zweieinhalb Meter hohen Mauer auf der anderen Seite des Hofs gegenüber dem Hauptgebäude hängen. Ich konnte die Spitzen der hohen Kiefern dahinter erkennen. Jenseits der Mauer war offenes Gemeindeland, es erstreckte sich meilenweit, ohne Straßen oder Menschen. Ein Hund konnte sich darin verirren. Ich sprang auf die Füße, schnappte mir Perth von Cindys Schoß und trug sie zur Mauer.
    »Lauf wie verrückt, Perth, und komm nicht hierher zurück !« Ich legte meine Hände unter ihre Brust und den Bauch und warf sie mit aller Kraft zum oberen Mauerrand hinauf. Wenn sie nur die zweieinhalb Meter überwinden konnte, würde sie außerhalb des umzäunten Geländes landen und durch die Bäume, Sträucher und Farne flüchten. Wir konnten dann später mit dem Auto die Straße entlangfahren, uns zu Fuß zurückschieichen und nach ihr suchen. Es würde leicht sein, sie zu finden.
    Aber ich konnte sie nicht hoch genug werfen. Ihre Vorderpfoten erreichten den oberen Mauerrand, aber der Rest ihres Körpers zog sie nach unten, und sie fiel ohne sich weh zu tun auf den harten Beton. Sie war begeistert. Sie heulte mich auffordernd an und wollte, dass ich es erneut versuchte. Ich wollte es gerade tun, als Cindy zu mir gerannt kam und meine Arme festhielt.
    »Bist du verrückt? Willst du auch im Gefängnis landen ?« , sagte sie verzweifelt. »Was würdest du denn dem Mann sagen, wenn er zurückkommt, um Perth zu holen? Wie würdest du es ihm erklären, wenn sie nicht hier wäre ?«
    »Ich könnte ihm irgendwas erzählen. Ich könnte ihm sagen, dass ein Mann, den wir nicht kennen, gekommen ist, um sie zurück in den Käfig zu bringen. Oder wir sagen dem Mann im Büro einfach, dass sie noch im Hof ist, und verschwinden dann schleunigst .«
    »Aber sie würden uns in Bury ausfindig machen und sie finden. Was dann? Dann hätten wir Riesenprobleme. Sie müsste die sechs Monate von vorne beginnen. Oder noch schlimmer, sie könnten sie einschläfern, sie töten. Sei nicht wahnsinnig !«
    Ich wollte sagen, dass wir sie verstecken konnten und dass man nach ein paar Wochen aufhören würde, sie zu suchen. Ich war sicher, dass ich Perth beim nächsten Mal über die Mauer werfen konnte. Aber meine Anwandlung war vorbei. Ich gab mich geschlagen und ging zur Bank zurück. Perth und Cindy folgten mir. Wir beruhigten uns, und Cindy zog einen großen Lammknochen vom letzten Sonntagsmahl aus ihrem Korb. Perth nahm ihn begeistert entgegen und begann, in der Nähe der Mauer das Fleisch herunterzureißen. Sie ließ sich Zeit und machte es sorgfältig. Ihre Zähne hatten einen Monat lang nichts Ordentliches zu beißen gehabt. Es war befriedigend, sie dabei zu beobachten. Es war ein primitiver und instinktiver Akt, der sie wieder mehr zu einem Teil des Lebens zu machen schien.
    Perth war noch mit dem Knochen beschäftigt, als wir ein paar Stunden später gingen. Sie verputzte ihn komplett innerhalb von ein oder zwei Tagen. »Sei tapfer, Hündchen«,

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