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Perth

Perth

Titel: Perth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Martin
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meinst du, Perth, hättest du gerne einen Sessel, so einen wie der, den du in Ohio zerlegt hast ?«
    Offensichtlich hatte bisher noch niemand so etwas vorgeschlagen, aber die Leiterin des Zwingers sah kein Problem darin, vorausgesetzt, wir konnten den Sessel in den Käfig quetschen. Wir fuhren geradewegs zu einem Secondhand-Möbelladen im nahe gelegenen Petworth und kauften dort einen Sessel. Mit Ach und Krach konnten wir ihn genau unter die Wärmelampe im Käfig schieben. Perth sprang sofort hinauf und rollte sich gemütlich gegen eine Armlehne gedrückt auf dem weichen Kissen zusammen. Unter der wohltuenden Wärme der Lampe schloss sie ihre Augen. Es war der größte Komfort, den sie seit über drei Monaten genießen konnte.
    Dieser Winter in Südengland gehörte zu den strengsten der letzten zehn Jahre. Der Boden gefror vor Weihnachten, und sogar Wanderer befanden, dass es für sie zu kalt war, durch die eisige Landschaft zu laufen. Im Zwinger gab es abgesehen von den Wärmelampen keine Heizung, und die kalten Böden setzten den Hunden arg zu. Perth hatte es gut. Wir brachten ihr ein paar Decken, die sie zusammen mit der Wärmelampe in ihrem Sessel gemütlich warm hielten. Der Sessel bekam später in dem Zwinger einen legendären Ruf. Viele Jahre später trafen wir zufällig eine junge Frau an einer amerikanischen Universität, die, lange nachdem Perth dort gewesen war, als Betreuerin in dem Zwinger gearbeitet hatte. Als wir den Sessel erwähnten, fiel ihr die Kinnlade runter, das Blut schoss ihr in die Wangen, und sie sah uns mit großen Augen an.
    Der Sessel war immer noch da, erzählte sie uns und schnappte nach Luft. Er war von Generationen von Hunden in diesem Käfig benutzt worden. Da er so fest in den Käfig gequetscht war, hatte nie jemand versucht, ihn wieder herauszubekommen. Hunderte von Hunden waren dankbar darüber gewesen, sogar noch während der Zeit, als sie dort arbeitete. Es war Perths tröstendes Vermächtnis für unzählige Hunde in diesem Teil Südenglands.
    Während der nächsten drei Monate besuchten wir Perth mehrere Male pro Woche. Sie hatte es warm, und wir fühlten uns so eng miteinander verbunden, wie es unter diesen Umständen möglich war. Aber insgeheim litten wir darunter, dass sie nicht dabei war, als wir mehr und mehr ins Dorfleben mit all seinen Annehmlichkeiten hinein wuchsen und die Wälder und Felder erkundeten. Fast seit dem Beginn unserer Ehe hatten wir alles mit ihr geteilt — außer England. Das Gras war den ganzen Winter über wunderbar grün gewesen, so wie es in England immer ist, aber jetzt wuchs es durch die steigenden Säfte wieder und duftete süß und üppig, während Perth in ihrem Käfig schmachtete. Schneeflocken waren gekommen und wieder verschwunden, ebenso wie die Krokusse und Schlüsselblumen. Jetzt traten die Osterglocken üppig in Erscheinung, und neugeborene Lämmer sprangen auf den Weiden herum. Häufig hielt Perth während unserer Besuche ihre Nase in die Luft und fing erregende Düfte der Erde ein, die urzeitliche Botschaften transportierten. Der Wind brachte auch Geräusche mit, die sie für sich übersetzte. Sie wusste, was da draußen in den Wäldern vor sich ging, auf den Pfaden in den Downs und an den Bächen, die von dort heruntergeflossen kamen. Die Natur erwachte. Nachts waren weniger vertraute Geräusche zu hören. Sie klangen sehnsüchtig und aufregend. Aber sie konnte nichts anderes tun, als zu warten und sich Fantasien zu erträumen, die sich in ihrem Geist formten.
    Dann war eines warmen Morgens im März der Tag des Triumphes gekommen. Perth hatte ihre Zeit abgesessen und sich ihre Freiheit verdient. Aufgeregt wachten wir an diesem Samstagmorgen um sechs Uhr auf. Es war viel zu früh, da der Zwinger erst um zehn Uhr öffnete, aber wir beschlossen hinzufahren und drei Stunden am Eingang zu warten. Wir gingen vor dem Eingang auf und ab und winkten den Betreuerinnen, mit denen wir mittlerweile gut befreundet waren, zu, als sie zur Arbeit kamen. Sie waren fast so aufgeregt wie wir.
    »Heute ist Perths großer Tag«, rief eine, als sie hineinging. »Und auch eurer !« , fügte sie hinzu. Es dauerte immer noch über eine Stunde, bis sie öffneten, also wanderten wir auf einem Pfad in die Downs hinauf. Nachdem wir etwa hundert Meter höher gekommen waren, erreichten wir offenes Gelände oberhalb der Baumgrenze und konnten zum Dorf und dem Zwinger hinunterblicken. Die Mulden der bläulichen Hügel erstreckten sich nach Osten und Westen. Ich

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