Perth
und sich auf dem Rasen ausgestreckt zu sonnen. Sie hatte keinen schlechten Ruf in Bury . Die Menschen akzeptierten sie. Sie gehörte einfach dazu, genauso wie die eigenwilligen Dorfgestalten, von denen es in Bury einige gab.
Das soll nicht heißen, dass es nicht gelegentlich zu Auseinandersetzungen kam. Einer der Teenager im Dorf, David Bream , der Sohn eines Schreiners, der wie seine Vorfahren seit Generationen sein ganzes Leben im Dorf verbracht hatte, gehörte zu den Bier trinkenden Rüpeln des Dorfpubs und war ebenso häufig betrunken wie nüchtern. Dieser David Bream befand sich eines Tages zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort. Vielleicht war es auch Perth, die sich am falschen Ort befand. Er hatte etwas an sich — vielleicht war es sein aufbrausendes Wesen — , das sie wütend machte. Wenn sie ihn auf der Straße sah, verwandelte sie sich plötzlich in einen wilden Hund und rannte mit einem Furcht erregenden Heulen und aufgestelltem Nackenfell auf ihn zu. Sie machte immer eineinhalb Meter vor ihm Halt, aber da hatte sie ihm bereits einen großen Schrecken eingejagt, und er war um einiges nüchterner geworden. Sie muss gedacht haben, dass er eine negative Ausstrahlung hatte. Niemand sonst provozierte sie so. Er hatte ihre Feindseligkeit nicht verdient, aber sie dachte anders darüber.
Normalerweise beschimpfte er sie in seinem regionalen Sussexdialekt und stolperte von dannen. Aber eines Sommermorgens, als ich im Vorgarten war und Unkraut jätete, während Perth sich mit halbgeschlossenen Augen in der Sonne aalte, ging er mürrisch an unserem Gartentor vorbei. Er war absolut nüchtern und nicht zu Scherzen aufgelegt. Er sah uns nicht, aber Perth erblickte ihn. Sie explodierte förmlich, heulte und sträubte ihr Nackenfell und stürmte auf ihn zu. Mein Herz blieb stehen. Ich hatte keine Zeit, sie zurückzurufen, abgesehen davon hätte es wahrscheinlich nichts genutzt. Sie blieb wie üblich kurz vor ihm stehen, machte aber weiterhin einen schrecklichen Radau.
Dieses Mal hatte er genug. Er hob einen Stein auf und warf ihn unter wüsten Beschimpfungen nach ihr. Er verfehlte sie, und sie gebärdete sich nur noch wilder.
»Du verdammter Köter, halt dein dreckiges Maul, sonst reiß ich dir den Kopf ab .« Er hob zwei weitere Steine auf, während Perth provozierend um ihn herumtanzte. Er warf beide nach ihr und verfehlte sie abermals. Das gab mir die Gelegenheit endlich zu handeln. Ich rief Perth scharf zurück, und sie ließ von ihm ab.
»Du böser Hund !« , schrie ich sie an. »Geh zurück in den Garten, wir sprechen uns noch .«
Aber ich hatte genug gesehen, um wütend zu sein. Ich hatte noch nie erlebt, dass jemand Perth mit Steinen bewarf. Es war, als hätte man auf mich gezielt. Wutentbrannt ging ich auf David zu. Ich sah ihm böse in die Augen und fuhr ihn an: »Hast du den Verstand verloren? Du hättest sie umbringen können. An deiner Stelle würde ich es mir beim nächsten Mal gut überlegen, bevor du nochmal Steine nach meinem Hund wirfst !«
Er sah mich drohend an. Erst jetzt bemerkte ich, wie riesig er war. Wie ich später erfuhr, arbeitete er im Black Dog and Duck Pub als Rausschmeißer. Er hatte einen massigen Hals, und obwohl ich größer war, war er schwerer und hatte viele Muskeln. Ich spürte, dass Gefahr im Verzug war, und wich zurück. Er starrte mich ein paar Sekunden lang finster an, dann wandte er sich ab und ging die Straße hinunter.
Ein paar Sekunden später drehte er sich plötzlich um und rief: »Sie sollten Ihren verdammten Hund anbinden .« Er drohte mir mit der Faust und murmelte noch ein paar andere Dinge vor sich hin, die ich nicht verstand.
»Perth, so was darfst du hier nicht tun«, sagte ich in einem strengen Ton zu ihr, als ich wieder im Garten war, »nicht, wenn du glücklich und frei sein willst. Reiß dich zusammen und lass ihn in Ruhe .«
Sie sah mich geduckt an und befürchtete, dass ich sie schlagen würde. Wahrscheinlich hatte sie mich noch nie so wütend erlebt. Sie verstand meine Botschaft und belästigte David Bream nie wieder. Dieser Moment war eine wichtige Erfahrung in ihrem Leben. Danach bedrohte sie, soweit ich weiß, auf den Pfaden und in der Öffentlichkeit keinen Menschen mehr. Niemand hat sich je beschwert. Ich schrieb es ihrem Überlebensinstinkt zu. Sie wusste, wann sie sich aus der Gefahr zurückziehen musste. Wie bei der Linie an der Straße von Cazenovia, die sie zu ihrem eigenen Schutz nicht überqueren durfte, lernte sie bei dieser
Weitere Kostenlose Bücher