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Perth

Perth

Titel: Perth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Martin
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früheren Zeiten schon so gewesen. Aber wir mochten ihn gerne, und er liebte Perth. Es machte ihm nie etwas aus, wenn sie in seinem großen Gemüsegarten herumschnupperte. Er war fünfundachtzig Jahre alt, als wir ihm zum ersten Mal begegneten. Seine Frau war schwer krank, und sie hatten keine Kinder. Er wohnte in einem der schönsten alten reetgedeckten Naturstein-Cottages gegenüber der Gemeindekirche. Es war siebenhundert Jahre alt. Frank Barnett war arm und ernährte sich in erster Linie von seinen zahlreichen Kartoffeln, dem Lauch und den Karotten, die er jeden Sommer anbaute.
    Als seine Frau einige Monate, nachdem wir ihn kennen gelernt hatten, starb, erfuhr er von den Anwälten, dass sie im Laufe der letzten fünfzig Jahre heimlich große Geldsummen auf die hohe Kante gelegt und auf die Bank gebracht hatte. Auf einen Schlag war er reich. Mit seinem neuentdeckten Reichtum machte er als Erstes eine Reise nach Blackpool . Dann kaufte er sich einen Kühlschrank und eine Neonlampe für seine Küche. Den Rest des Geldes teilte er unter seinen Nichten und Neffen auf.
    Offenbar vertraute Frank Barnett seiner Frau ebenfalls nicht ganz, denn jahrzehntelang hatte er selbst Hunderte von Goldmünzen im Gartenschuppen versteckt, die sich in kleinen Ledertäschchen befanden und in einem tadellosen Zustand waren. Viele von ihnen stammten aus dem späten neunzehnten Jahrhundert. Als Cindy, Perth und ich einen Tag nach dem Tod seiner Frau bei ihm in der schmuddeligen Küche saßen, zog er eins dieser Täschchen heraus und gab jedem von uns eine Münze. Perths haben wir immer noch. Sie ist ein Talisman.
    Er streichelte Perth und sagte: »Dadurch wirste dich an mich erinnern. Die Frau konnte Hunde nich ausstehn . Hatte nie einen. Gib nich alles auf einmal aus .« Sie lehnte sich zärtlich gegen sein Bein.
    Er starb im folgenden Jahr und wurde neben einer großen Eibe auf dem Friedhof gegenüber von seinem Haus beerdigt. Zu seinen Lebzeiten hatte ich ihn noch über die Geschichte von Bury interviewt und alles auf Tonbänder aufgenommen. Im Hintergrund hört man Perth laut heulen, während Frank mit heiserer, tonloser, fast unhörbarer Stimme spricht, so dass sie auf dem Band in ein zeitloses Phantom aus Bury verwandelt worden zu sein scheint, das sich mit Franks Chronik vermischt, ein geisterhaftes Heulen aus der Vergangenheit.
    Zwei oder drei der alten Familien halten heute in Bury noch die Stellung, aber niemand schenkt ihnen große Beachtung. Sie sind ein Teil des bedrohten kollektiven Gedächtnisses des Dorfes. Allerdings, und das ist durchaus positiv, ist man mittlerweile intensiv bemüht, angesichts der rasend schnell verschwindenden Spuren der Geschichte, zu erhalten, was man von der Vergangenheit noch retten kann, bevor sie für immer verschwindet.

Kapitel 16

    U nmerklich näherten Cindy und ich uns der Entscheidung an, den Rest unseres Lebens in England zu verbringen. Sie genoss die angenehmen Freizeitmöglichkeiten im ländlichen England und das Leben im Dorf, und Perth beanspruchte ein beständig größer werdendes Gebiet für sich. Perths Welt erstreckte sich mittlerweile vom Dorf über die Höhenzüge der Downs und unzählige Ländereien der Gemeinde, im vorgelagerten hügeligen Gebiet am Fuße der Downs , bis hin zu einigen Farmen und Dörfern. Sie ging, wo immer sie hinwollte, wann sie wollte, und kam oft völlig erledigt, zerzaust und zerkratzt zurück. Einmal kam sie mit einem stark angeschwollenen Bauch nach Hause, der bis auf den Boden hing. Eine Viper — die einzige giftige Schlange in England — hatte sie in einem der sandigen, mit Büschen bewachsenen Gebiete gebissen, aber für Perth war es nur eine kurze Störung. Die Schwellung verschwand innerhalb von ein paar Tagen wieder, und danach zog sie gleich wieder los. Der einzige Teil der Landschaft, der sie nicht reizte, war die Küstenebene südlich der Downs .
    Im Frühling und Sommer unseres zweiten Jahres ereigneten sich zwei entscheidende Dinge, die Perth ebenso betrafen wie Cindy und mich. Cindy war schwanger und würde im August einen Sohn namens Andrew zur Welt bringen. Und deshalb entschlossen wir uns, aus unserem gemieteten Cottage in ein Haus am oberen Ende des Dorfes gegenüber dem Black Dog and Duck zu ziehen, in dem wir heute noch wohnen. Wir kauften das Cottage für einen Apfel und ein Ei, da man sehr viel Arbeit reinstecken musste, aber es war von Anfang an ein Traum und hatte in unserer Vorstellung beinahe etwas Mythisches an sich.
    Man

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