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Pesch, Helmut W.

Pesch, Helmut W.

Titel: Pesch, Helmut W. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Kinder der Nibelungen
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eurem Freund vielleicht unbemerkt nähern.«
    Schließlich erreichten sie die Rüstkammer. Es war eine Höhle, die in den Fels gemeißelt worden war, unterteilt in verschiedene Nischen und Gewölbe, in denen sich Waffen, Rüstungen, Lederpan-zer und Ähnliches stapelten.
    »Wählt euch aus, was ihr braucht«, sagte ihnen Laurion. »Auch in Eurer Größe müsste etwas da sein.«
    Siggi und Gunhild machten sich auf die Suche. Als Erstes fand Siggi ein einfaches Wams aus dickem Leder mit Metallbeschlägen, das ihm passte. Dazu wählte er eine der weichen Lederhosen. Nur ein passender Helm war nicht aufzutreiben.
    Nun fehlte ihm noch eine Waffe. Er entdeckte ein schönes Schwert, das er schon greifen wollte, als sein Blick von etwas ande-rem gefesselt wurde. Es war ein Gegenstand mit einem langen schwarzen Griff und einer Lederschlaufe am Ende. Am anderen Ende hatte er einen kurzen, massiven Knauf in Form eines Würfels, der sich auf zwei Seiten trichterförmig fortsetzte und in zwei Spitzen endete. Bis auf die Schlagflächen war jeder Quadratmillimeter davon mit feinen Ziselierungen bedeckt. Im ersten Moment zweifelte Siggi, ob er ihn würde heben können, aber das Ding war leichter, als er gedacht hatte.
    »Ein Kriegshammer«, erklärte Laurion. »Eine gute Wahl. Schwerter und Äxte sind nur etwas für Leute, die lange den Umgang mit Waffe geübt hatten, aber du hast dich für den Hammer entschieden, mit dem man auch etwas ausrichten kann, wenn man unge-
    übt in der Kunst der Waffen ist.«
    »Was ist das hier für ein Zeichen?«, fragte Siggi, als er etwas in

    den Schaft eingraviert fand. Es sah aus wie ein leicht verrutschtes
    ›P‹, ungefähr so:
    »Thurs«, sagte der Graue, der unbemerkt hinter sie getreten war.
    »Die Rune der Stärke, das Zeichen Thors.« Siggi wartete auf eine weitere Erklärung, aber es kam nichts mehr, und so zuckte er nur die Schultern und schob sich den Hammer in den Gürtel.
    Auch Gunhild hatte sich für ein Wams aus festem Leder entschieden, doch fand sich für sie keine passende Hose, sodass sie einen Kilt aus festem Stoff wählte. An ihrer Seite hing ein unterarmlanger Dolch, und sie trug einen Speer.
    Unterdessen waren fünf Lichtalben eingetreten, welche mit Schwertern und Schilden bewaffnet waren.
    »Das sind Widar und Wali, Modi, Magni und Yngwe«, stellte Laurion die anderen vor, die jeweils leicht den Kopf neigten, wenn ihr Name fiel. Siggi und Gunhild erwiderten den Gruß. Siggi musterte die Lios-alfar genauer. Sie wirkten alle jung, aber kampferfahren.
    Ihre Mienen waren undurchdringlich, doch nicht unfreundlich.
    »Brechen wir auf«, sagte Laurion knapp.
    Der junge Hauptmann ging an der Spitze, knapp hinter ihm der Graue, gefolgt von den Geschwistern, und den Schluss bildeten die fünf Lios-alfar, die zu ihrem Schutz abgestellt worden waren.
    Siggi fühlte sich prächtig. Der Hammer, der an einer Schlaufe an seinem Gürtel ging, ließ ihn eine unbekannte Seite seiner selbst spüren. Er sah dem Abenteuer zuversichtlich entgegen. Sonst immer eher zurückhaltend, war er nun wild entschlossen, sich den Gefahren zu stellen. Mit dem Hammer an seiner Seite konnte ihm nichts passieren. Mit weit ausholendem Schritt ging er neben Gunhild, die ihren Speer mit Würde trug.

    So ließen sie die Stadt hinter sich, und Laurion führte sie sicher und ohne zu zögern durch das Labyrinth aus Höhlen, Stollen, Grotten und Hallen. Die Augen der Kinder gewöhnten sich rasch wieder an das fahle, schwächere Licht, das außerhalb der Stadt herrschte. Sie beobachteten aufmerksam ihre Umgebung, und so manches kleine Wunder bot sich ihnen dar. Mineraladern, die das Licht in den unterschiedlichsten Farben brachen, Kristalle, die sich zu fein gewobenen Geflechten verbanden, und stets neue Tropf-steine und Wasseradern gaben immer wieder Anlass zum Staunen.
    »Dort vorn«, Laurion deutete auf den Eingang zu einer Grotte,
    »werden wir einen kurzen Moment rasten.«
    »Warum?«, fragte Siggi, der eine nagende Ungeduld verspürte.
    »Du wirst es sehen«, lächelte der junge Lios-alf, »mein ungeduldiger Freund.«
    Sie betraten die Grotte, und das Erste, was Siggi sah, war ein einziger, riesiger Bergkristall, der wie ein Baum aus dem Boden wuchs.
    Von den Seiten drang kein Licht herein, nur unter dem Kristall war eine Lichtquelle, die ihn weiß erstrahlen ließ, und sich in den ver-zweigten Adern in den Felswänden und in der Decke brach, dass es aussah, als ständen sie in einem schimmernden Hain.
    Laurion

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