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Pesch, Helmut W.

Pesch, Helmut W.

Titel: Pesch, Helmut W. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Kinder der Nibelungen
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die sein kaltes Lager teilen und ihm Söhne gebären sollte. Doch als die Hüterinnen des Schatzes ihn zu-rückwiesen, da schwor er, nie wieder ein Weib zu begehren, und brach damit den Bann, der auf dem Golde lag. Denn so hatten die Nornen beschlossen: Nur wer der Liebe entsagte, konnte dieses Gold in Besitz nehmen.
    Kunstreiche Werke schmiedeten die Schwarzalben in ihren unterirdischen Hallen: Äxte und Schwerter, Brünnen, Helme, aber auch Harfen und Posaunen und Kleinode jeglicher Art, und als ihr Meis-terwerk schufen die Zwerge das Halsband Brisingamen, dessen Juwelen den Glanz aller neun Welten in sich einfingen.«
    Gunhild, plötzlich blass geworden, blickte an sich hinunter. Aber die Königin lächelte nur; dann fuhr sie mit ernster Stimme fort:
    »Doch aus dem roten Herzen des Goldes schmiedete Alberich im Feuer von Muspelheim einen Ring. Einen magischen Ring. Einen Ring, der Macht über alle Dinge besaß, welche die Erde hervor-bringt. Und der ihn unsichtbar machte.«
    Diesmal war es Siggi, der den Blick abwandte und erbleichte, aber zum Glück bemerkte es keiner.
    »Oben aber auf seinem hohen Sitz in Asgard sah Odin, der Herr der Asen, alles, was auf Erden und unter der Erde geschah. Er sah den Glanz des Schwarzalbenreiches und Alberichs wachsende Macht. Und da er stets weiter vorausdachte als die anderen Götter, beschloss er, eine neue Feste zu errichten, Walhall geheißen, höher, als die Mauern von Asgard jemals gewesen waren. Da die Asen selbst dieses Werk in der Kürze der Zeit nicht vollbringen konnten, nahm er dafür die Dienste zweier Riesen an, Fafnir und Fasolt mit Namen. Und auf den Rat Lokis hin gab er ihnen dafür nur neun Tage Zeit; wenn sie binnen dieser Frist nicht den letzten Stein der Mauer auftürmten, sollten sie leer ausgehen, doch sonst wollte er ihnen einen Wunsch erfüllen, so er es vermochte. Dies schwor er mit heiligem Eid.

    In jeder Nacht riss Loki, als Wolf verkleidet, einen Teil der Mauer wieder ein, doch jeden Tag wuchs das Werk dennoch weiter, und nach neun Tagen war der letzte Stein gefügt. Da kamen die Riesen zu Odin, um ihren Lohn zu fordern.
    ›Was begehrt ihr?‹
    Und sie sagten: ›Freya.‹
    Als Thor, der Donnerer, dies hörte, ergrimmte er und hob seinen Hammer, um sie zu erschlagen. Doch Odin gebot ihm Einhalt.
    ›Ich habe beim Speer des Gesetzes geschworen‹, sprach er, ›und diesen Eid muss ich halten, damit die Ordnung der Welt nicht in Stücke geht.‹
    Doch Loki, der Listenreiche, sagte: ›Gebt uns einen Tag und eine Nacht, dann könnt ihr von uns haben, was immer Euer Begehr ist.‹
    Die Riesen aber wollten nicht mit sich handeln lassen, ehe man ihnen nicht Freya, die Schöne, als Geisel ließ. Daraufhin gelobten sie, wiederzukehren, sobald die Frist verstrichen sei, um sich zu entscheiden.
    Also blieben die Götter allein in Walhall zurück, und Odin sprach zu Loki: ›Du warst es, der mir den Rat gab, mit den Riesen einen solchen Pakt zu schließen. Was rätst du mir nun.‹
    ›Es gibt nur eines auf der Welt, was höher steht als die Reize einer Frau‹, entgegnete Loki, ›und das ist das Gold, um dessentwillen Alberich der Nibelung der Liebe entsagte. Nur der Schatz des Nibelungen wird die Riesen bewegen, uns Freya zurückzugeben. Ich werde dich dorthin führen, und mit deiner Zaubermacht und meiner List werden wir diesen Preis erringen.‹
    Odin aber dachte im Geheimen an den Ring, den er begehrte, und so sagte er: ›Dann zeig mir den Weg!‹«
    Die Verborgene Königin machte eine Pause und fuhr dann fort:
    »Wer Loki wirklich war, das haben wir … haben die Asen nie gewusst. Einige sagen, er sei der Sohn eines Riesen gewesen; andere meinen, er sei einer der Wanen; wieder andere behaupten, er sei aus dem Urfeuer selbst geboren worden, in den fernsten Regionen von Muspelheim. Doch als Loki in Odins Halle kam, begrüßte ihn der Allvater wie einen lange ersehnten Bruder. Vielleicht war er sein Bruder, ob im Blute oder im Geiste, sein anderes, dunkles Ich. Er war schön von Gestalt, doch in seinen Augen brannte eine unstete Flamme. In jenen frühen Tagen war Loki das Feuer der Götter – sie bedienten sich seiner, sie spielten damit, doch am Ende verbrann-ten sie sich.
    Gemeinsam stürzten sich Odin und Loki in die Tiefe von Mimirs Quell, der mit allen Welten in Verbindung steht, und durch die Schwefelklüfte schwangen sie sich hinunter nach Nibelheim, ins Reich der Schwarzalben.
    Der Erste, den sie dort trafen, war Regin, Alberichs Bruder. Er

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