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Pesch, Helmut W.

Pesch, Helmut W.

Titel: Pesch, Helmut W. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Kinder der Nibelungen
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neidete diesem seit langem seinen Glanz und seine Macht. Als er die Götter sah, sprach er: ›Wer seid ihr, und was wollt ihr hier?
    Wisst ihr nicht, dass dies Alberichs Reich ist?‹
    Darauf antwortete Loki, der Listenreiche: ›Wir sind gekommen, die Schwarzalben aus der Knechtschaft Alberichs zu befreien.‹
    Regin aber entgegnete: ›Keiner ist stärker als Alberich. Der Ring der Macht, den er sich geschmiedet hat, macht ihn unsichtbar. Keiner hat mehr den Mut, etwas gegen ihn zu sagen – oder zu tun.‹
    Doch Loki sprach: ›Führ uns zu ihm.‹
    So wurden sie vor Alberichs Thron geführt, in eine dunkle, verrußte Halle, wo sich hässlich und schwarz sein Sitz erhob, umgeben vom Gewimmel seiner verkrümmten, ängstlich geduckten Sklaven.
    Alberich aber war der hässlichste von allen, wenngleich seinen Hals das Brisingamen, das schönste aller Kleinode zierte, und als er die Asen sah, zischte er:
    ›Kommen nun endlich auch die Götter von ihren Höhen herab, um mir zu huldigen?‹
    Odin setzte zu einer zornigen Erwiderung an, doch Loki sagte:
    ›Wir kamen, um die Wahrheit über die mächtigen Wunder von Nibelheim zu erfahren. Doch am meisten wundert mich, wie sehr die Zwerge vor diesem goldenen Ring zittern, den du angeblich be-sitzt. Es heißt, er gebe dir die Macht, dich unsichtbar zu machen?‹
    Alberich zog den Ring hervor, den er stets verborgen hielt, und streifte ihn über den Finger. Alsgleich verschwand er vor den Augen aller; doch Loki wurde von einem Schlag zurückgeschleudert, und eine Stimme ertönte aus dem Nichts: ›Ergibst du dich nun, du elender Wicht?‹
    Loki wand sich am Boden und sprach: ›Verschone mein Leben, schrecklicher Nibelung!‹
    Doch Odin öffnete sein zweites Auge, das aus den Tiefen von Mimirs Quell immer nach innen blickt, und er sah den Unsichtba-ren, trat von hinten an ihn heran und zog ihm den Ring vom Finger.
    Da verwandelte Loki sich, seiner Natur gemäß, in eine lodernde Flamme, dass alle von ihr geblendet waren. Und als Alberich wieder zu sehen vermochte, lag er gebunden auf dem höchsten Gipfel von Midgard, und Odin wies ihm den Ring der Macht und sprach:
    ›Wenn dir dein Leben lieb ist, so wirst du uns den Schatz auslie-fern, bis auf das letzte Stück.‹ Und Alberich, des Ringes beraubt, hatte keine Wahl, als ihnen zu Willen zu sein, und so schafften in nächtlicher Arbeit die Schwarzalben den Schatz ihres Königs hinauf gen Asgard, Stück um Stück.
    ›Bist du nun zufrieden?‹ fragte Alberich. ›Das ist alles.‹
    ›Bis auf das Halsband Brisingamen‹, sprach Odin.
    Da riss sich Alberich das Geschmeide vom Hals und warf es auf den Haufen und verfluchte alles an dem Schatz, das nicht aus freiem Willen gegeben sei. Dann stürzte er sich zurück in die dunkle Kluft, der er entstiegen war.
    Als nun die Riesen mit Freya zurückkehrten, da erblickten sie das Gold, und so groß war die Macht jenes Goldes in der Altvorderen-zeit, dass Fafnir und sein Bruder sagten: ›Wenn ihr uns die Göttin mit Gold bedeckt, dann wollen wir das Gold an ihrer statt nehmen.‹
    So bedeckten sie Freya mit Gold, bis nur noch eine schimmernde Locke hervorsah. Fasolt wollte es dabei bewenden lassen, doch Fafnir sagte: ›Was ist es, das da an deinem Finger glänzt, Allvater? Ist das nicht auch noch Teil des Schatzes?‹
    ›Das ist mein Ring, den lasse ich nicht!‹ rief Odin.
    ›Dann ist die Göttin unser‹, antwortete Fafnir.
    Da warf Odin den Ring auf den Haufen Goldes, und er verfluchte den Ring und sprach: ›Ewigen Zwist soll dieser Ring bringen, Bruder gegen Bruder, Erbe gegen Erben, Sohn gegen Sohn, ehe er nicht in den Tiefen von Mimirs Brunnen liegt, woher er genommen wurde!‹
    Da aber Freya sich erhob, hatte sich das Brisingamen wie von selbst um ihren Hals gelegt, und Fasolt, der sie so sah, entbrannte in Liebe zu ihr und sagte: ›Herrin, mehr ziemt es diesem Geschmeide, Euch zu zieren, als in den Tiefen der Erde zu verdämmern. Darum gebe ich es Euch aus freien Stücken von meinem Anteil des Schatzes.‹
    Darauf ergrimmte sein Bruder und sagte zu ihm: ›Du verteilst die Beute freigebig, bevor wir uns noch einig wurden. So werde ich denn den ganzen Schatz behalten, und nichts soll dir übrig bleiben.‹ Und er nahm eine Keule und erschlug seinen Bruder, und so wurde der erste Teil von Odins Fluch erfüllt. Dann raffte er den Schatz zusammen und schaffte ihn fort, in eine tiefe Höhle, und ließ sich darauf nieder, um zu brüten.
    Und darum liegt kein Fluch auf dem

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