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Pesch, Helmut W.

Pesch, Helmut W.

Titel: Pesch, Helmut W. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Kinder der Nibelungen
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ihnen erzählen, wie Walvater Odin seine Macht verlor«, gab Laurion sich geschlagen. »Auch wenn ich es nicht so gut vermag wie die Königin.«
    Er ließ sich auf einen gewachsenen Felsblock nieder, und Siggi und Gunhild hockten sich zu ihm.
    »Ihr habt von Fafnir gehört, der das Gold des Nibelungen gewann. Groß ist die Macht des Goldes, das aus dem Schoß der Erde kommt, und je länger Fafnir darüber brütete, umso mehr veränderte sich seine Gestalt, und er wurde zu einem mächtigen Drachen –«
    »Fafnir!«, rief Siggi aus. »Das ist der Drache, den Siegfried getötet hat!«
    Laurion hob überrascht die Brauen. »Du kennst die Geschichte?«
    »Klar«, meinte Siggi. »Ich habe sogar die Oper gesehen.«
    »Die Oper?«
    »Aber ja!«
    »Was ist das?«
    »Da, wo die Leute die ganze Zeit singen.«
    Laurion schien mit dieser Erklärung nicht sehr viel anfangen zu können; denn er runzelte die Stirn und sagte: »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Es ist so eine Art Geschichte in Liedern. Wie ein Musical«, versuchte Gunhild zu erklären.
    »Ah, ja.« Der Lios-alf wirkte immer noch nicht überzeugt, aber fuhr fort: »Was weißt du denn von der Geschichte?«
    »Na, der Siegfried hatte ein Schwert, das hat ihm irgend so ein Zwerg geholfen zu schmieden, und damit hat er den Drachen erschlagen. Und dann hat er in dem Drachenblut gebadet und ist dann weitergeritten zu einem flammenden Berg, und da hat er eine Frau gefunden.«
    Laurion lächelte. »So weit, so gut. Der Name des Zwerges war Regin –«
    »Der … der Bruder von Alberich?« Siggi hatte offensichtlich doch aufgepasst.
    »Ja. In ihm schwelte seit langem der Hass, und er wol te sich den Schatz – und den Ring – selbst aneignen, um Herr der Swart-alfar zu werden. Doch sein Plan wurde durch Siegfried zunichte gemacht. Dieser aß unwissentlich von dem Herzen Fafnirs, worauf er die Sprache der Vögel verstand, welche ihn vor Regins Absichten warnten. Und so tötete er ihn, und so wurde der zweite Teil von Odins Fluch erfüllt: Erbe gegen Erbe.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Weißt du, wer Siegfried war?«
    »Wie meinst du das?« Siggi war jetzt echt verwirrt.
    »Wer seine Eltern waren, meine ich.«
    »Nein … eigentlich nicht.«
    »Siegfrieds Vater hieß Siegmund, und er war der Sohn eines Mannes namens Wälse, eines alten, wolfgrauen Wanderers mit nur einem Auge, der einen Speer trug, welcher von Runen bedeckt war …«
    »Ich glaube, ich verstehe«, sagte Siggi.
    »Auch Odin hatte seine Pläne. Solange der Ring nicht in seiner Hand war, war Asgard nicht sicher. Und um den Ring zu erlangen, brauchte er einen Helden, der den Drachen für ihn tötete; denn er fürchtete Alberichs Fluch. Und so zeugte er mit einer Frau aus dem Menschengeschlecht, das er selber erschaffen hatte, ein Kind.
    Doch mit dem Helden Siegmund gebar sie seine Zwillingsschwes-ter Sieglinde.
    Eines Tages kehrten Wälse und sein Sohn von der Jagd zurück und fanden die Mutter tot, die Tochter entführt. Das dunkle Ge-zücht hatte dies getan und Menschen, die sie mit Waffen versehen und sich dienstbar gemacht hatten.
    Als Geächtete mussten Siegmund und sein Vater fliehen und lebten jahrelang im Wald, wie Wölfe. Doch sie erschlugen viele ihrer Verfolger. Dann, eines Tages, wurde Siegmund auf der Flucht von seinem Vater getrennt. Von den Jägern gehetzt, fand er Zuflucht in einer Hütte. Dort fand er eine junge Frau, eine Waise, die einem üblen Mann namens Hunding unter Zwang anvermählt worden war. Und er lag ihr bei, und sie empfing ein Kind von ihm.
    Diese junge Frau war niemand anders als seine Schwester, Sieglinde.«
    »Du meinst, Bruder und Schwester? Ein Kind?« Siggi war entgeistert und warf einen Blick auf Gunhild, die knallrot geworden war. »Das geht doch gar nicht!«
    »Es ist gegen das Gesetz der Natur«, sagte Laurion. »Aber das Schicksal war stärker, und es brachte so den größten Helden hervor, den die Welt je gesehen hat: Siegfried.
    Doch Odin wusste, dass er seinem Sohn jetzt nicht mehr helfen durfte; denn seine Macht war auf das Gesetz der Natur gegründet.
    So befahl er einer seiner Walküren, Brunhild geheißen, von Walhall herabzusteigen und die beiden Geschwister zu töten.«
    »Moment«, sagte Gunhild, die sich wieder gefasst hatte. »Das geht mir jetzt zu schnell. Was sind denn Walküren?«
    »Blonde Frauen mit Blech-BHs«, grinste Siggi, der natürlich alles wieder mal besser wusste.
    Laurion runzelte erneut die Stirn. »Mir scheint, die Geschichte ist unter

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