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Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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mir die Form und Größe der beiden verbliebenen Kästchen vor Augen. Es war nicht wahrscheinlich, dass sie einen großen Magneten in sich trugen, eher war anzunehmen, dass es sich um kleinere Exemplare handelte. Und wenn nun der Mechanismus nicht auf Anziehung basierte? Wenn er die Abstoßung nutzte? Wenn die Sperrzapfen des Mechanismus, die wir klicken hörten, durch Abstoßung bewegt wurden? Dann benötigte man auch zwei Nordpole und zwei Südpole, um die zweite Sperre der Kästen zu entriegeln.
    „So viel ich weiß, Mijnheer, ist es mit Magneten so, dass, wenn man einen Magneten teilt, beide Teile magnetisch bleiben  … Richtig?“
    Ohne Van Strouts Antwort abzuwarten, nahm ich den Magneten, legte ihn auf den Boden und trat zu. Der Magnet knackte und zerbrach in drei Teile.
    „Was tut Ihr denn?“ Van Strout runzelte missbilligend die Stirn.
    Ich hob die Teile des zerbrochenen Magneten auf und behielt die zwei etwa gleich großen in der Hand.
    „Nun haben wir zwei Nordpole und zwei Südpole, Rupert, versteht Ihr? Nur der gleiche Pol an den beiden Enden wird den Mechanismus dazu bringen, sich zu entriegeln … aber was rede ich denn? Lasst es uns im Versuch beweisen!“
    Ich legte die Magnetstücke an jedem der beiden Drachenkästchen an. Klick! Ganz deutlich war das leise Klicken zu hören gewesen. Ich nahm die Stücke beiseite und lauschte. Wieder hinlegen  … Klick! Es war das linke der Kästchen, aus welchem das Geräusch ertönte. Ich wendete den rechten Magneten und sofort klickte es auch hier.
    Van Strout sog scharf die Luft durch die Nase ein.
    „Da hol mich doch …!“, begann er, unterbrach sich aber selbst. „Nun, vielleicht lieber doch nicht. Aber Ihr versetzt mich in Erstaunen, lieber Freiherr, ich muss schon sagen! Welch scharfsinniger Schluss! Wahrlich, ich wäre wohl auch dahinter gekommen, doch hätte es Wochen des Nachdenkens benötigt. Glaubt mir, ich kenne mich!“
    Das war wohl das seltsamste Kompliment, das ich bis dato bekommen hatte.
    Der Holländer beugte sich über die entriegelten Kästchen.
    „Lasst uns die Kästchen gemeinsam öffnen, von Steinborn! Ich brenne darauf, ihr Geheimnis vor mir zu sehen! Nehmt Ihr das rote.“
    Er legte die Finger auf den Deckel und ich tat das Gleiche bei meinem mir zugewiesenen Kästchen.
    „Schieben oder ziehen?“, fragte ich. Der Holländer zuckte mit den Schultern.
    „Schieben, da Ihr es zuerst aufzähltet!“
    Also schoben wir mit den Daumen. Doch das war gar nicht notwendig. Der Druck unserer Daumen allein öffnete die Deckel. Wie ein Knopf versenkten sie sich um eine Winzigkeit und klappten dann von einer Feder getrieben auseinander und gaben ihren Inhalt dem Auge preis.
    Vor Erwartung zitternd starrten wir in die geöffneten Walnusskästchen. In dem einen lag ein Zahn. Ein riesiger Eckzahn. Ich kenne die meisten Tiere dieser bekannten Welt, aber dieses Beißwerkzeug war größer, als ich es bei einem Raubtier je sah! Ein Walrosszahn ist größer, sicher, doch ist der nicht zum Töten sondern zum Repräsentieren. Dieser Zahn hier war zum Töten gemacht. Fast so lang wie das Kästchen selbst und mit seltsamen Spuren an der scharfen Spitze.
    Das andere Kästchen barg eine Stange, einen Stab …
    Ich hatte dergleichen nie zuvor gesehen. Eine so feine Ziselierung des Silbers, allerfeinste Golddrahteinlagen von höchster Perfektion und Elfenbein an den Enden mit so feiner Schnitzerei, dass ich mit unbewaffnetem Auge kaum die Feinheiten erkennen konnte.
    „Habt Ihr ein Vergrößerungsglas, Mijnheer Van Strout?“
    „Ich besitze sogar einen Leydenschen Vergrößerungsapparat!“, verkündete Van Strout stolz. „Aber wozu?“
    Ich deutete auf den Silberstab und äußerte die Vermutung, die Gravuren und Verzierungen könnten eine Nachricht, eine Botschaft oder gar eine Art von Anleitung zum Gebrauch der Drachenartefakte handeln. Van Strout blickte mich erstaunt an. Dann nahm er den Stab aus der Hülle und hielt ihn dicht vor seine Augen.
    „Oh ja, Ihr habt Recht …“ Er legte den Stab auf den Tisch und ließ sich schwer in den Sessel fallen. „Meine Augen lassen nach, von Steinborn, und nicht nur die! Ich werde alt … ein Grund mehr, weshalb ich dieses Mal Erfolg haben muss! Ich habe nicht mehr viele Chancen wahrzunehmen. Diese mag meine letzte sein, dem Vampir den Garaus zu machen.“
    „Nur weil Eure Augen Euch nicht mehr dieselben Dienste leisten, wie in Eurer Jugend, Mijnheer, heißt noch lange nicht, dass Ihr zum alten Eisen

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