Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
Köder, Masud, mein Treuer!“, sagte der Holländer, und von Steinborn registrierte durchaus den liebevollen Unterton in der Stimme des Vampirjägers Van Strout.
„Wir wissen zuverlässig, dass der Vampir unterwegs ist und es wird nicht mehr lange dauern, nicht mehr lange!“ Er winkte seinem Begleiter und schritt zur Treppe.
„Masud wird den Abzug spannen, wenn Ihr so wollt“, sagte er, an den Freiherrn gewandt. „Dann müssen wir nur noch darauf warten, dass das Monstrum erscheint.“
Der Holländer drehte sich zu dem jungen Araber um und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Bald werden deine Eltern gerächt, Masud, mein Sohn, so wie auch meine Tochter und meine Frau! Dann hat das endlich ein Ende!“
Masud schwieg und neigte nur leicht den Kopf. Er begleitete die beiden Männer bis zum Ausgang aus den Verliesen und kehrte dann zurück in die Dunkelheit. Er hatte noch ein paar Zahnräder zu schmieren. Masud fühlte sich leicht. Der Gedanke an ein Ende der Dunkelheit beflügelte ihn und er pfiff eine kleine Melodie, während er dickes Fett auf die riesigen Zahnräder schmierte, die die Seiten der Falle einfassten.
Im Prinzip war diese Falle eine Art Eiserne Jungfrau. Wenn sie ausgelöst wurde, schloss sie alles ein, was in ihr war und zerquetschte es. Der Holländer hat es ausprobiert. Masud dachte noch immer mit Schrecken und Grausen an das Geräusch der brechenden Knochen, als sie die Falle ausgelöst hatten. Van Strout hatte aus Antwerpen die Leiche eines Mörders besorgt, den man gehenkt hatte. Er hatte seine Frau und seine Kinder bestialisch umgebracht und durfte nicht christlich begraben werden. Noch ein wenig goldenes Schmiermittel, und die Leiche diente Van Strout als Versuchsobjekt für seine Vampirfalle.
Der Kadaver war so flach gedrückt, dass Masud in dem Brei nicht Kopf oder Körper hatte unterscheiden können. Nichts und niemand konnte das überstehen!
Masud strich den breiten Pinsel am Rand des Fetteimers ab und begab sich aus dem Raum mit der Falle. Er langte nach einer Eisenstange, die er bereit stehen hatte und führte diese in ein Loch in der Wand ein. Er zog mit aller Kraft nach unten, bis ein tiefes Rasseln ertönte. Jetzt war die Falle gespannt. Oder besser entsichert. Gespannt war sie seit zwei Jahren, und er, Masud, hatte sie bereitgehalten. Jetzt hatte er die Falle entsichert.
Masud löschte die Fackeln und zog sich weiter zurück bis in seine Räume. Sie lagen versteckt weit hinter den Gängen, die zur Falle führten und somit in sicherer Entfernung. Masud ließ sich auf seine Bettstadt fallen. Nur noch wenige Tage, dann würde er endlich wieder die Sonne sehen, ihre Wärme spüren! Regen auf der Haut und der Duft frisch gemähten Grases! Wie würde er das genießen!
Van Strout würde seine Rache haben! Dann wäre endlich Ruh’! Van Strouts Rache! Masud war sich schon seit Langem nicht mehr seiner Gefühle sicher. Er hatte die Geschichten von der Ermordung seiner Familie und der Familie Van Strouts immer und immer wieder gehört und es war ihm gesagt worden, er müsse hassen. Aber er war ein kleines Kind gewesen und hatte selbst nicht die geringste Erinnerung an die Geschehnisse von damals, mochte er nun anwesend gewesen sein oder nicht. Hasste er den Vampir? Masud wusste es nicht. Musste man nicht ein Wesen hassen, das sich vom Blut anderer nährt? Alle sagten das! Aber war es auch richtig und wahr, nur weil es alle sagten?
Masud nahm einen tiefen Schluck aus der Branntweinflasche. Seine Eltern und auch seine Großmutter waren Muslime gewesen, aber nach dem Tode seiner Großmutter hatte Masud den christlichen Glauben angenommen. Es war wichtig für Van Strout gewesen, nicht für ihn selbst. Er glaubte nicht an das, was in den Büchern stand. Die Wahrheit musste irgendwo dazwischen liegen, irgendwo anders als in den Lehren der Christen oder Mohammedaner. Er hatte zu viel gesehen und gelesen, um sich in die religiöse Sicht der Welt einfinden zu können. Vielmehr war er der Wissenschaft zugetan. Hatte nicht sie gerade in den letzten Jahren zu bahnbrechenden Erkenntnissen geführt?
Masud trank, und langsam begann der Alkohol zu wirken und seine Gedanken schweiften ab. Was wohl aus der rundlichen Kleinen geworden war, die vor zwei Jahren im Dorfkrug ausgeholfen hatte? Sie war damals noch so jung gewesen in seinen Augen, aber sie hatte ihm gefallen. Aber mit hoher Wahrscheinlichkeit hatte sie längst einen Verehrer geheiratet und schon ihr erstes Kind zur Welt gebracht. Eine
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