Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
den dieser Raum auf sie machte, dann hätte es keinen passenderen gegeben als das Wort Hexenküche. Glaskoben und Flaschen stapelten sich in den Regalen, Bücher in Sprachen, von denen Rebekka noch nicht einmal gehört hatte, Zeichnungen von Folterungen an den Wänden und überall das gleiche Thema: Vampire, Blutsauger, Nosferati.
Schaudernd blieb sie vor einem Regal mit präparierten Schädeln stehen. Da gab es deformierte Tierschädel von Hund oder Wolf, verbogene Knochen, verwachsen, rachitisch, ein paar Menschenschädel und mitten unter ihnen unter einer ihn schützenden Glaskuppel ein Vampirschädel, der ihr aus leeren Augenhöhlen entgegenstarrte. Ein Menschenschädel, vollständig mit Unterkiefer und fast allen Zähnen, aber die Eckzähne waren eindeutig nicht die eines normalen Menschen. Solche Reißzähne sah man sonst nur in den Kiefern von Bären oder Löwen: scharfe Fänge, in Oberkiefer und Unterkiefer, von beachtlicher Länge. Rebekka war keineswegs ungebildet, doch war die Beschriftung auf dem Zettel, der auf die Glasabdeckung geklebt worden war, in Altgriechisch verfasst, eine schon lange tote Sprache, die selbst gebildeten Zeitgenossen kaum noch geläufig war. Sonst hätte sie lesen können, dass dies eine als Fälschung entlarvte Vampirreliquie aus der Sammlung eines orthodoxen Geistlichen war, die dieser dem Holländer geschenkt hatte, nachdem bewiesen worden war, dass es eine Fälschung war. Der Mann sammelte Artefakte, keine Falsifikate. Der Holländer war nicht wenig stolz auf dieses Geschenk und hatte sich oft darüber amüsiert und über die Leichtgläubigkeit der Leute.
Für Rebekka stellte der Schädel mit den eingesetzten Eckzähnen den schlagenden Beweis dar für die Vermutung, der Holländer sei der verfluchte Blutsauger, der Elisabeth das Leben genommen hatte. Wut kochte in der rachedurstigen Frau hoch. Sie würde den Vampir zur Rechenschaft ziehen und wenn es das Letzte sein würde, das sie auf dieser Welt tat!
Rebekka schritt weiter an den Regalen voller Zauberwerkzeug und verbotener Bücher entlang und suchte nach Büchern über Vampire in einer Sprache, derer sie mächtig war. Der Holländer hatte eine umfangreiche Sammlung, so viel sah Rebekka sofort, und sie vermutete, dass in dem einen oder anderen Werk auch etwas darüber vermerkt sein würde, wie man einen Vampir töten könnte. Was sollte sie davon abhalten, sich dieses Wissen zu Nutze zu machen?
Georgios bewegte vorsichtig seine Hand, spreizte die Finger und ballte sie zur Faust. Die rechte Hand war erneuert, die linke nur bis zur Handwurzel.
Der Vampir ließ den Arm sinken. Ich hatte ihm den Vorschlag gemacht, ich würde mit dem Holländer reden, bevor dieser hier herunterkam und die Bescherung vorfand. So oder so würde es ein Schock für Van Strout sein, erfahren zu müssen, dass er seine Rache nicht würde haben können.
„Redet mit ihm, Herr von Steinborn, und versichert ihm, ich würde alles dafür geben, seiner Familie das Leben zurückgeben zu können. Ich kann nur darauf hoffen, dass Euer Freund sich in das Schicksal fügt, denn eine Wahl haben wir alle nicht. Geht und holt ihn, solange ich noch nicht ganz wiederhergestellt bin, ich nehme an, dass ich so … nicht so bedrohlich wirke …“
Ich erhob mich und rieb mir die steif gewordenen Beine.
„Da mögt Ihr richtig liegen oder auch nicht, ich denke, ein Schreck wird es in jedem Falle für ihn werden. Ich will mein Möglichstes tun, ihn vorzubereiten.“
„Geht nur, ich warte hier solange …“ scherzte der halbe Mensch in den Maschinentrümmern. Ich drehte mich um und machte mich auf den Weg. Ich konnte es nicht verleugnen, dieses Wesen war mir sympathisch. Ich mochte den Vampir Georgios, seinen Humor, und ich hatte großes Mitgefühl für ihn und seine tragische Geschichte.
Das Schlafgemach des Holländers lag auf der anderen Seite der Burg und ich brauchte eine Weile, bis ich mich in den dunklen Gängen zurechtgefunden hatte. Die Tür war unverschlossen und ich trat leise ans Bett des Holländers. Van Strout lag ruhig und tief atmend in seinem luxuriösen Bett und schlief. Ich legte eine Hand leicht auf seine Schulter, um ihn zu wecken.
„Van Strout … hört Ihr mich? Ich sehe mich gezwungen, Euch aus Euren Träumen zu reißen …“
Die Augenlieder flatterten kurz, die Atmung wechselte und Van Strout schlug die Augen auf. Seine Stimme klang heiser, als er sprach.
„Was? Von Steinborn … was gibt es?“ Er schob sich unter den Laken höher
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