Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
sie umklammerte wirklich den Silberstab, das Drachenherz!
Ich säuberte den Stab und begab mich zurück zu meinem Sitzplatz, wo ich mich niederließ, den Stab neben mich auf den Boden legte und den Vampir wieder ins Auge fasste.
„Das Drachenherz “, flüsterte der halbe Mann, „ist das einzige verbliebene Mittel gegen den letzten der sechs Drachen und ich muss ihn töten, bevor es beginnt. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit …“
„Bevor was beginnt?“
„Der sechste Drache erwacht erneut. Und er wird unsagbares Leid bringen. Die Pest ist ein Teil davon. So beginnt es meistens, mit einer Epidemie. Eine Seuche, die dem Erscheinen des Drachen vorausgeht. So, wie Anno 1024, als der halbe Kontinent entvölkert wurde, bevor ich den Drachen erlegen konnte. Ich kann es spüren, wenn einer der anderen Drachen zu erwachen beginnt. Ich spüre es jetzt! Sie ist bald soweit, und wenn der Drache erst einmal die Macht über den stofflichen Körper übernommen hat, wird es sehr schwer werden ihn aufzuhalten. Ich muss sie in ihrer Menschengestalt töten, bevor sie verwandelt ist. Dafür brauche ich das Drachenherz.“
„Ich verstehe“, sagte ich. „Aber was um alles in der Welt ist das Drachenherz?“ Meine Neugier war mittlerweile riesengroß.
„Es ist ein Stück meines Herzens“, antwortete Georgios, der Vampir. „Mit eigener Hand aus meiner Brust geschnitten und in einem kunstvollen Behälter verwahrt. Es kam mir abhanden, als ich in einem Anfall von Raserei versucht hatte, mich zu verbrennen. Leute, die meine Sachen fanden, die neben dem verkohlten Körper lagen, nahmen diese mit und ihre Spur verwischte. Die Regeneration dauert lange nach dem Verbrennen und es brauchte Wochen, bis ich in der Lage war die Suche aufzunehmen. Wisst Ihr, das Stück von meinem Herz kann so wenig sterben, wie ich es kann. Es lebt, zuckt, schlägt noch und ich spüre, wenn es mir nah ist. Ich muss es in den anderen Drachen bringen, in ihn hinein, dann kann ich ihn von innen heraus bekämpfen, wenn Ihr versteht. Es ist schwer zu beschreiben … so, als schliefe man und träume, man täte etwas und wenn man erwacht, stellt man fest, dass man es tatsächlich getan hat.“
„Aber hättet Ihr nicht einfach ein neues Stück herausschneiden können?“, warf ich ein. Der Vampir lachte trocken.
„Wenn es nur ginge! Nein, diese Dinge haben ihre eigenen Regeln und das, was ich tat, lässt sich nur einmal tun. Es kann nicht wiederholt werden. Sollte ich noch einen Teil meines Herzens entfernen, würde der Drache die Oberhand gewinnen, endgültig und unwiderruflich. Nein, ich brauche das Drachenherz, das Sechstel, das mit den anderen zusammen entnommen worden ist.“
Das war wirklich eine verdammte Geschichte, die der Mann mir da erzählte. Konnte ein Mensch mehr ertragen? War es nicht bewundernswert, wie der Mann mit dem Namen Georgios sein Schicksal annahm und dagegen kämpfte? Tragisch genug für ein Dutzend Opern und Schauspiele! Ich fühlte wirklich mit dem Mann, mit dem Vampir! Was würde Van Strout sagen, wenn er das hier erfuhr?
„Ihr redetet von „ihr“, als Ihr über den Drachen spracht, den Ihr zu töten gedenkt“, stellte ich fest. „Wisst Ihr denn, um welche Frau es sich handelt? Kennt Ihr ihren Aufenthaltsort? Ihren Namen?“
Der Vampir, mittlerweile im Besitz der Oberarme bis zum Ellenbogen und eines halbwegs geschlossenen Brustkorbes, atmete hörbar ein.
„Oh, ich weiß es, spüre es, fühle es! Seid versichert, ich kenne den Namen der Dame. Zur Zeit hält sie sich in London auf und dorthin muss ich vor Ablauf einer Woche. Es wird wohl noch einen Tag brauchen, bis ich wieder reisetauglich sein werde, es bleiben mir dann nur noch fünf oder sechs Tage.“
„Macht Ihr Euch keine Gedanken, wie Mijnheer Van Strout darüber denkt?“, wollte ich wissen, denn ich nahm nicht an, dass der Holländer auf seine Rache würde verzichten wollen.
Georgios ließ den Blick sinken und starrte schweigend auf den Boden.
„Ich kann nur auf sein Verständnis hoffen, darauf, dass er sieht, welches Unheil auf dieses Land zukommt!“ Er atmete schwer und ein tiefer Seufzer entrang sich seiner Kehle.
„Glaubt Ihr?“, fragte ich. „Nachdem Ihr ihm Tochter und Frau genommen habt und sie einen grausamen Tod sterben mussten?“
„Nein!“, widersprach der Vampir. „Da kann ich Euch beruhigen, es war kein grausamer Tod! Es ist eine Gnade, wenn auch nur eine kleine, dass meine Opfer in Euphorie verfallen, sobald ich meine Zähne in ihr
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