Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
vor ihr.
Rebekka schloss leise die Tür hinter sich. Sie war von links gekommen, also würde sie ihren Weg nach rechts fortsetzen. Der Gang führte tiefer in die Burg hinein. Ein feuchter Geruch lag in der Luft. Rebekka sog die Luft tief durch die Nase. Ein leichter Duft von Lavendel kam von irgendwo her. Sie bog um die nächste Ecke und erstarrte in ihrer Bewegung. Ein Lichtschein! Unter der Tür am Ende dieses Flures fiel ein matter, flackernder Schein hindurch. Rebekka lauschte, konnte aber kein Geräusch vernehmen, das auf die Anwesenheit von anderen Menschen deuten würde. Sie schlich weiter, bis an die Tür. Sie war nur angelehnt und schwang auf den leichten Druck ihrer Hand hin auf. In einem gemauerten Schacht wendelte sich eine Treppe in die Tiefe. Ganz leise glaubte Rebekka Stimmen zu hören. Vorsichtig setzte sie einen Fuß auf die Steinstufen, bereit sich zur Flucht umzuwenden, wenn es nötig sein sollte.
Je tiefer sie hinabstieg, desto lauter und deutlicher wurden die Stimmen. Die Männer, denen diese Stimmen gehörten, sprachen leise und beherrscht und Rebekka konnte nicht verstehen, worüber sie redeten. Sie hatte Glück und erreichte unbehelligt das untere Ende der Treppe. Wieder lag ein Gang vor ihr, links und rechts Wandöffnungen und gegenüber ein beleuchteter Raum, aus dem die Stimmen kamen, die sie den Weg nach unten begleitet hatten. Rebekkas Herz schlug ihr bis zum Hals. Unter ihrer Maske lief ihr der Schweiß übers Gesicht, obwohl es nicht eben warm hier unten war.
Sie überlegte, ob sie es riskieren konnte, noch näher heranzuschleichen, um wenigstens etwas von dem Gespräch aufschnappen zu können, als sich aus dem Raum rasche Schritte näherten. Rebekka schnellte herum und lief auf die Treppe zu. Sie drückte sich in die Nische, die sich neben dem Treppenabgang befand. Es war dunkel und mit etwas Glück würde sie nicht bemerkt werden, hoffte sie.
Ein Mann kam aus dem Raum und ging auf die Treppe zu. Ein Mann mit blutverschmiertem Gesicht und blutigen Spuren am Mund und offenbar recht aufgebracht. Ein eisiger Schrecken fuhr Rebekka in die Glieder. Das musste der Vampir sein! Noch fünf Schritte, dann würde er in gleicher Höhe mit ihr sein. Ihre Hand schob sich unter den Umhang und ihre Finger legten sich um den ersten der Holzpflöcke, die sie oben im Studierzimmer geschnitzt hatte. Sollte sie diese schon so bald einsetzen können und Elisabeths Tod rächen dürfen?
Noch vier Schritte. Rebekka hielt die Luft an und zog den Pflock hervor. Sie würde nur eine Chance haben, wenn die Bücher recht hatten. Vampire sollten übermenschlich schnell sein, und der Vampir würde ihr wohl kaum genug Zeit für einen zweiten Versuch geben, wenn der erste fehl ginge. Sie musste also genau treffen!
Noch drei Schritte. Rebekka hob ihre improvisierte Waffe in Augenhöhe. Der Mann, der den Flur entlangkam, war ihrer Schätzung nach einen guten Kopf größer als sie selbst. Wenn sie in Höhe ihrer Augen von oben zustieß, hatte sie gute Aussicht, sein Herz zu treffen.
Noch zwei Schritte. Rebekka zitterte. Gleich war der Mann mit ihr auf einer Höhe, dann musste sie zuschlagen! Oder sollte sie ihn passieren lassen? Wenn er sie nicht bemerkte und nach oben ging? Da waren noch zwei weitere Männer … was war mit ihnen? Waren sie Menschen? „Der Vampir verlangt nach Blut!“, schrie der Mann.
Rebekka sprang aus ihrer Nische, den Pflock hoch erhoben über den Kopf gerissen und dann rammte sie das zugespitzte Holz mit einem lauten Schrei von oben in das Herz des Mannes. Blut spritzte ihr ins Gesicht.
Van Strout starrte wortlos auf den Pfahl, der aus seinem Brustkorb ragte. Seltsam , dachte er, es schmerzt nicht ! Er fühlte warm das Blut über seinen Bauch rinnen, und auf seiner Kleidung breitete sich schnell ein roter Fleck aus.
Langsam hob er den Blick und starrte ungläubig auf die vermummte Gestalt, die sich ihm gegenüber an die Wand drückte.
Ich war sofort aufgesprungen, als der Schrei durch den Raum gellte. Das war nicht Van Strout, es klang eher wie eine Frauenstimme. Selbst Georgios hatte erschreckt die Augen aufgerissen. Ich war mit ein paar Sprüngen im Gang zur Treppe und hatte meinen Dolch herausgerissen.
Van Strout sackte eben auf die Knie. Ein Holz steckte in seiner Brust und das sprudelnde Blut verriet mir, dass der Pflock eine Ader getroffen hatte. Der Holländer war des Todes. Ein Holzpflock, schoss es mir durch den Kopf. Der Vermummte, der Van Strout den Pfahl wohl ins Herz
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