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Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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Rebekkas Züge verfinstert.
    „Gab es wirklich keine andere Wahl?“, fragte sie leise und starrte auf den Boden vor ihren Füßen.
    „Keine,“ antwortete Georgios mit noch immer geschlossenen Augen. „Der Drache stand kurz davor, die Gewalt über meinen Körper zu übernehmen, und es gab nur ein gutes Dutzend Menschen in den Straßen der Stadt. Ich kann das riechen … und von denen hatten nur zwei den Geruch, den der Drache liebt. Beide wurden in dieser Nacht Opfer des Drachen. Schon wegen ihrer Unschuld hätte ich Eure Schwester niemals ausgewählt, Rebekka, sie war da, als der Drache Durst hatte, das ist alles … sie war zur falschen Zeit in dieser Gasse. Ich wollte, es wäre anders gewesen …“
    In die Stille, die nach seinem letzten Satz einsetzte, schob ich zwei Gläser Portwein, eines für Georgios, eines für Rebekka.
    „Trinkt mit mir auf die, die starben, damit andere leben können.“ Ich sagte das ganz ohne Pathos, mit ruhiger, ernster Stimme. „Trinkt mit mir auf den Sieg über den Drachen und darauf, dass wir letzten Endes erfolgreich sein werden!“
    Ich hob mein Glas und die beiden griffen nach den ihren und taten es mir gleich.
    „Auf Eure Schwester, auf den Holländer, möge er seine Familie gefunden haben! Auf Masud und auf uns! Mögen wir siegreich sein!“
    Wir tranken unsere Gläser in einem Zug leer.
    „Ich war einige Zeit lang in Russland, am Hof des Zaren“, sagte Georgios, als er sein Glas getrunken hatte. „Dort sagt man, damit ein Trinkspruch wahr werden kann, muss man das Glas zerbrechen, aus dem getrunken wurde. Meist wird das leere Glas in den Kamin geworfen  … Nun, einen Kamin haben wir nicht hier unten …“
    Er hob sein Glas und warf es an die Wand gegenüber, wo es in tausend Stücke zersplitterte. Ich dachte nicht weiter nach und warf mein Glas an die gleiche Stelle. Rebekka drehte ihr Glas in der Hand und betrachtete die Ornamente in dessen Fuß.
    „Wenn dieses Glas zerbricht und somit seine Gestalt endet, soll auch mein bisheriges Leben enden. Ich werde nicht ruhen, bis der Drache besiegt ist. Ich habe geschworen, denjenigen umzubringen, der meine Schwester umgebracht hat, und das werde ich! Nicht Ihr tragt die Schuld, Georgios, und ich will mein Möglichstes tun, um Euch in Eurem Kampf gegen die Bestie beizustehen!“
    Sie drehte sich um und schmetterte das Glas mit solcher Kraft an die Wand, dass kaum ein größerer Splitter zu Boden fiel. Das Glas zerbarst auf dem Stein in feinste Teilchen, die wie Staub zu Boden fielen, ohne ein Geräusch zu machen.
    Georgios streckte seine Hand aus und zum ersten Mal berührte er Rebekka, was er bisher peinlichst vermieden hatte. Tränen rannen über seine bleichen Wangen und seine Stimme klang seltsam heiser und rau.
    „Ich danke Euch und verspreche, Euch Schild und Schutz zu sein, soweit es irgend in meiner Macht steht, Rebekka …“

Wimmer hatte einen pelzigen Geschmack im Mund und, gelinde gesagt, höllische Kopfschmerzen. Eines musste man dem Engländer lassen – trinken konnte er! Der Brite schnarchte noch in seinem Bett und Wimmer hatte nicht vor, ihn zu stören.
    Am vorigen Abend hatten sie ausführlich den Plan des Engländers besprochen und dieser Plan sah ein weiteres Vorgehen erst am folgenden Abend vor. Wimmer hatte also Zeit genug, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Leise kleidete er sich an und begab sich in die Schankstube, wo Wirt und Gesinde schon mit ihrem Tagwerk begonnen hatten.
    Wimmer grüßte artig, lehnte das ihm angebotene frisch gebackene Brot mit der Begründung ab, er mache morgens immer erst einen Spaziergang und äße dann. Wimmer hatte noch nie in seinem Leben einen Spaziergang gemacht, geschweige denn vor dem Frühstück, aber heute schien es ihm angezeigt.
    Der Morgen war feucht und nebelig, doch immerhin hatte es aufgehört zu regnen. Das feuchte Gras hatte Wimmers Stiefel schon nach wenigen Schritten benetzt, der Nebel legte sich in kühlen Tropfen auf Gesicht, Haar und Kleidung und Wimmer hatte das Gefühl, der Alkoholnebel in seinem Hirn lüfte mit jedem Atemzug an der frischen Luft weiter aus. Er lenkte seine Schritte die Dorfstraße hinunter. Ein Ziel hatte er nicht und zu sehen gab es auch nicht viel. Schon nach fünfzig Schritten konnte er den Gasthof kaum noch in der weißgrauen Milchsuppe ausmachen, durch die er sich bewegte. Er kam an ein paar Bauern vorbei, die ihrem Handwerk nachgingen, von irgendwoher hallten Hammerschläge. Dort musste die Schmiede sein. Wimmer folgte

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