Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
seinen Ohren und kam bald an ein niedriges Gebäude mit einem riesigen Tor, das für das gedrungene Bauwerk viel zu mächtig zu sein schien. Ein Flügel stand offen und Wimmer konnte den Widerschein der glühenden Kohle in der Esse sehen. Ein dunkler Schatten zeichnete sich davor ab und schürte das Feuer, bis es die rechte Hitze zum Schmieden erreicht hatte. Der Schmied trat den Blasebalg und war so konzentriert in sein Tun, dass er zusammenschrak, als Wimmer ihm einen guten Morgen wünschte.
Misstrauisch musterte der grobschlächtige Mann seinen Besucher. Der Gasthof brachte viele Fremde in seine Werkstatt, die gebrochene Radreifen ersetzt haben wollten, Blattfedern an den Kutschen instand gesetzt oder dergleichen mehr, und der Schmied hatte im Laufe der Jahre gelernt, dass es solche und solche Reisende gab.
Wimmer jedoch sah nicht aus wie ein hochnäsiger Adliger oder einer dieser Söldner, die weiterzogen, ohne seine Arbeit entlohnt zu haben. Der Mann wusste, was Arbeit bedeutete und erkannte Männer, die selbst mit ihren Händen das tägliche Brot verdienen mussten.
Der Schmied erwiderte also etwas brummig Wimmers Gruß und fragte im gleichen Atemzug nach dessen Begehr. Der Lärm einer auf den Hof rollenden Kutsche enthob Wimmer der Antwort. Ein Livrierter sprang vom Bock und der Schmied ging zu ihm. Die beiden sprachen leise miteinander, nicht so, dass man denken mochte, sie hätten irgendwelche Heimlichkeiten zu bereden, doch so leise, dass Wimmer der Unterhaltung nicht folgen konnte.
Die Neugier wurde zu groß und Wimmer ging zu den Männern hin. Beim Näherkommen hörte er, wie der Bedienstete dem Wirt erzählte, sein Herr sei gestern Nacht überraschend wieder zurückgekommen, wohl, weil er etwas Wichtiges vergessen hätte ,und nun erneut die Reise anträte.
Bei den beiden angekommen, entschuldigte Wimmer sich bei dem Schmied, er hätte noch zu tun und käme später noch einmal vorbei. Er grüßte auch den Livrierten und ging dann gemächlich von dannen. Während er sich entfernte, hörte er den Wirt sagen, er überprüfe die Eisen der Pferde und der Diener könne die Kutsche in gut zwei Stunden abholen. Dann war er außer Hörweite, aber Wimmer hatte seiner Meinung nach genug gehört.
Im Gasthof „Zum Gehenkten Mann“ traf er den verkaterten Engländer bei einem Morgenbier an.
Wimmer berichtete dem General, was er gehört hatte.
„Der Holländer wird für eine Woche nicht daheim sein“, schlussfolgerte er. „Das geht doch genau mit Eurem Plan zusammen, General. Heute Nacht … soll ich es den Männern mitteilen? Sie warten auf weitere Befehle …“
Courtyard dachte kurz nach. Sein sonst recht schneller Verstand litt noch unter den Nachwirkungen des gestrigen Abends. Langeweile war ein lausiger Saufkumpan …
„Nein“, antwortete er schließlich. „Warten wir ab, wie sich die Dinge entwickeln. Wenn der Holländer seine Kutsche holen lässt, werdet Ihr dieser folgen, Meister Wimmer. Ihr folgen und mir berichten, ob sie wirklich weitergefahren sind und in welche Richtung. Erst dann werden wir den Plan in die Tat umsetzen. Geht also und sagt den Männern, sie hätten noch einen weiteren Tag zu warten. Morgen wird es dann genug Arbeit für sie geben. Lasst Euch vom Wirt etwas für die Kerle mitgeben, damit sie sich nicht vergessen vorkommen. Und nun geht und beobachtet die Kutsche. Ihr dürft sie nicht verpassen!“
Der alte Militär war vorsichtig. Möglich, dass der Holländer etwas vergessen hatte und umkehren musste, möglicherweise war es aber auch ein Manöver und es steckte etwas ganz anderes dahinter. Er wollte es nicht auf ein Misslingen ankommen lassen. Er wollte den Vampir fangen. Konnte der Holländer ihm zuvorkommen? Und wenn schon! Hauptsache wäre, der Blutsauger könnte besiegt werden! Aber er hatte seine Zweifel, dass es in der Macht eines anderen Menschen liegen konnte, den Vampir auszuschalten. Dies war schon so oft ohne Erfolg versucht worden, dass es unwahrscheinlich war, es würde diesmal gelingen. Weil jedermann versucht hatte, den Untoten zu töten, was natürlich unmöglich war, da er ja schon tot war. Er würde den Vampir matt setzen, ihn einfangen und festhalten, ihn bannen!
Sein Plan war recht simpel. Wenn der Holländer die Burg verlassen haben würde, würde er sie mit seinen Männern besetzen, den Golem in Stellung bringen, und sobald der Vampir auftauchte, die Reliquien zu holen, die der Holländer verwahrte, würde er die Macht über den Golem nutzen und
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