Pestmond (German Edition)
und das weißt du auch.«
»Und ich käme mit einem toten Mann zurück an Land.« Andrej schüttelte heftig den Kopf. »Das ist mir zu anstrengend.«
»Vielleicht auch nicht«, widersprach Abu Dun. »Aber da gibt es noch etwas, das ich dir noch nicht erzählt habe, Hexenmeister.«
Er sprach nicht weiter, und Andrej tat ihm den Gefallen zu fragen: »Und was genau wäre das?«
Abu Dun genoss es sichtlich, weiter den Geheimnisvollen zu spielen. »Deine neuen Freunde spielen falsch. Eigentlich hätte ich erwartet, dass du es zuerst merkst und nicht ich. Du bist es doch sonst immer, der mir unentwegt in den Ohren liegt, ich wäre zu vertrauensselig, oder?«
»Du willst mir sagen, dass Hasan nicht derjenige ist, der zu sein er vorgibt?« Andrej nickte. »Dieser Verdacht hat sich mir auch schon aufgedrängt.«
»Die Frage ist nur, wer er wirklich ist – und warum er ausgerechnet von uns verlangt, den Papst umzubringen, wo er doch seine eigene feine Mörderbande befehligt«, sagte Abu Dun.
Bevor Andrej antworten konnte, wurde der Vorhang zurückgeschlagen, und Ali kam zurück, begleitet von Kasim und Ayla, die noch an ihrem Schleier nestelte. Offensichtlich hatte sie nichts dagegen, dass Ali und der angebliche Hufschmied ihr Gesicht sahen. Aber immerhin war Ali ihr Bruder. Das behauptete er wenigstens.
Abu Dun formte lautlos das Wort »später« mit den Lippen. Ali legte Ayla die Hand auf die Schulter und schob sie rasch zur Treppe. »Warte an Deck, bis wir dich rufen!« Erst als das Mädchen mit schnellen Schritten auf der knarrenden Treppe verschwunden war, fügte Ali an Andrej gewandt hinzu: »Ich will nicht, dass sie das sieht.«
»Weil es so blutig werden könnte, ich verstehe«, sagte Abu Dun mit ätzendem Spott. »So etwas ist nichts für Kinder.«
Ali hob nur die linke Augenbraue. Dann fragte er Andrej: »Was brauchst du noch?«
»Seine Ruhe«, knurrte Abu Dun. »Nicht, dass er am Ende noch zu tief schneidet. Ich weiß, dass es dir nichts ausmachen würde, aber deinem Herrn möglicherweise schon. Ach ja, und mir auch.«
Auch damit gelang es ihm nicht, Ali aus der Reserve zu locken. Der Assassinen-Hauptmann nickte nur knapp und machte eine befehlende Geste zu Kasim, deren Sinn Andrej nicht ganz verstand, dann folgte er dem Mädchen ohne ein weiteres Wort.
»Ali hat gesagt, dass ich euch ein wenig zur Hand gehen soll«, sagte er. Er wirkte nervös, fand Andrej. Er würde dafür sorgen, dass sich das gleich änderte. Dann würde Kasim sehr nervös sein.
»Damit wird es nicht getan sein, fürchte ich«, sagte er. »Abu Dun braucht noch einmal deine Hilfe.«
Mit missmutiger Miene maß der Nubier Kasim von Kopf bis Fuß, als sähe er ihn zum ersten Mal. Dann wanderte sein Blick zu dem zerschlissenen Sack über seiner eisernen Hand. Kasim schluckte.
»Was … soll ich tun?«, fragte er stockend.
»Da ist tatsächlich noch etwas, das du für mich tun könntest«, sagte Abu Dun und zog einen Dolch, der für den einen oder anderen auch als kleines Schwert durchgegangen wäre. Als Kasim noch einmal schluckte und einen Schritt zurück machte, bedachte Andrej den Nubier mit einem strafenden Blick, nahm ihm den Dolch weg und schlug seinen Mantel auf, sodass Kasim die Wunde in seiner Brust erkennen konnte. Genauer gesagt die Stelle, an der sie gewesen war. Jetzt war dort nur noch ein verschmierter Blutfleck, der sich kaum von Abu Duns ebenholzfarbener Haut abhob.
Kasim riss erstaunt die Augen auf. »Aber er ist doch vollkommen unverletzt!«
»Die Kugel steckt noch neben seinem Herzen«, sagte Andrej. »Du musst sie herausschneiden.«
»Ich?«, keuchte Kasim.
»Du.« Andrej drückte ihm den Dolch in die Hand. »Abu Dun ist ein tapferer Mann, aber es wird wehtun, und jemand sollte ihn festhalten … es sei denn, du möchtest ihn halten, während ich schneide.«
Kasim erblasste. »Aber so etwas kann ich nicht!«
»Du kannst doch auch so was«, grollte Abu Dun, mit der sackverhüllten Hand so dicht vor seinem Gesicht wedelnd, dass er einen weiteren halben Schritt zurückstolperte.
»Aber das … das ist doch etwas … etwas vollkommen anderes!«, stammelte Kasim.
»So groß ist der Unterschied gar nicht«, behauptete Andrej. »Ich sage dir genau, was zu tun ist. Wenn du auf meine Anweisungen hörst, dann kannst du nicht viel falsch machen.«
»Und wenn doch, dann erkläre ich dir hinterher, was es war«, fügte Abu Dun hinzu.
Kasim schluckte, dieses Mal so laut, dass man es hören konnte.
»Für so etwas
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