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Pestmond (German Edition)

Pestmond (German Edition)

Titel: Pestmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Anspannung durch einen Scherz lockern, aber dieses Ungeschick war echt.
    Abu Dun schob seinen Turban zurecht und fuhr in nunmehr grimmigem Tonfall fort: »Der Alte vom Berge mag als der Herr der Geheimnisse bekannt sein, aber ein Wort von dir, Hexenmeister, und ich prügele die Wahrheit aus ihm heraus. Nicht, dass ich ein gewalttätiger Mensch wäre, aber in einem Moment wie diesem könnte ich glattweg mit meinem eisernen Prinzip brechen, niemals grob zu werden …« Er zwinkerte ein paarmal. »Statt eines Prinzips könnte ich allerdings auch erst einmal einen Arm brechen oder einen Hals.«
    Andrej blieb ernst. »Das wäre dein Todesurteil.«
    Abu Dun wollte gerade antworten, als es draußen auf dem Meer grell blitzte und eine Wolke aus rotem brodelndem Feuer zum Himmel aufstieg. Nur einen Lidschlag später drang ein gewaltiges Donnern und Rumpeln an ihr Ohr, und Andrej meinte, die gellenden Schreie der sterbenden Männer zu hören. Zwei oder drei Sekunden lang war das Meer hinter ihnen fast taghell erleuchtet, ein flackerndes rotes Licht wie direkt aus der Hölle, in dessen Schein sie beobachten konnten, wie das kleinere Schiff in tausend Stücke gesprengt wurde und der Bug der Caravelle herumschwenkte, noch bevor die Trümmer ihres Opfers ganz ins Meer zurückgeregnet waren. Andrej meinte, den Schmerz der tödlich Verwundeten selbst über die Entfernung hinweg wie einen ekelhaft süßen Geruch wahrzunehmen.
    »Eine Stunde«, sagte Abu Dun. »Länger brauchen sie nicht, um uns einzuholen. Halb so lange bis auf Schussweite.«
    Die Flammen erloschen nahezu genauso schnell wieder, wie sie die Nacht zerrissen hatten. Erneut senkte sich eine fast vollkommene Schwärze über das Meer, aber es war keine barmherzige Dunkelheit. Andrej musste nichts sehen, um zu wissen, was hinter ihnen war. »Sie werden nicht feuern«, sagte er. »Sie wollen ihn lebend.«
    »Das wird ein Spaß«, sagte Abu Dun.
    »Aber nicht für dich.« Andrej war zu einem Entschluss gekommen. Ganz gleich, was es ihn kostete, er war es Abu Dun schuldig.
    »Was soll denn …?«, begann Abu Dun, doch Andrej war bereits halb die Treppe herunter und auf dem Weg zu Hasan. Er war nicht bereit, sich durch Abu Duns Geplapper von seinem Vorhaben abbringen zu lassen.
    Ali ließ gerade den zweiten Leichnam ins Wasser gleiten, als er bei Hasan und ihm ankam. Mit einem Gefühl leiser Verwirrung sah Andrej, dass auch die Männer in seiner unmittelbaren Nähe in ihrem Tun innegehalten hatten und dem rasch versinkenden Körper mit ernsten Gesichtern nachblickten. Die Lippen des einen oder anderen bewegten sich, als würde er lautlos beten. Doch dann rief Andrej sich die letzten Tage in Erinnerung und schalt sich selbst einen Narren, hatte sich Hasan, obwohl er aus dem Orient stammte, doch als gläubiger Christ offenbart – warum sollten seine Männer das dann nicht auch sein?
    Abu Dun holte ihn mit polternden Schritten ein und schöpfte Atem, um vermutlich etwas wenig Höfliches zu sagen, doch Andrej gebot ihm mit einer schon fast herrischen Geste zu schweigen. Zu seiner Überraschung gehorchte Abu Dun.
    Sie warteten stumm, bis Hasan sein gemurmeltes Gebet beendet und die Hände wieder auseinandergenommen hatte, doch dann kam er sofort auf den Punkt. »Deine Männer haben sich umsonst geopfert, Hasan«, sagte er. »Sie haben die Verfolgung wieder aufgenommen. Uns bleibt vielleicht eine Stunde.«
    »Mein Freund war schon immer der optimistischere von uns beiden«, fügte Abu Dun hinzu.
    Sowohl Hasan als auch Andrej ignorierten ihn, doch Ali ließ es sich nicht nehmen, ihn böse anzusehen und schon wieder die Hand auf den Schwertgriff zu legen. Abu Dun griente nur noch breiter und nahm seine Hand demonstrativ von der Waffe.
    Andrej ließ Hasan nicht aus den Augen, aber es verwunderte ihn, dass Hasan keine Überraschung zeigte, weder echt noch geschauspielert. Er sah ihn lange und mit undeutbarer Miene an, seufzte schließlich leise und wandte sich an Ali. »Dann bleibt uns wohl nur noch eine Wahl.«
    »Vielleicht auch nicht«, sagte Andrej rasch, noch bevor Ali antworten konnte.
    Hasan sah ihn fragend an, doch statt seine Worte zu erklären, deutete Andrej mit dem Kopf auf Ali: »Wie viel weiß er genau?«
    »Alles«, antwortete Hasan.
    »Dann weiß er auch, was ich wirklich bin«, fuhr Andrej fort. »Und wozu ich in der Lage bin.«
    »Ein Angeber?«, fragte Abu Dun.
    Andrej ignorierte ihn weiter. Sein Blick ließ Hasans Gesicht nicht los. »Deine Männer haben keine

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